Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Dienstag, 26. Oktober 2010

Solarenergie (Photovoltaik)

Da stellen uns ma janz dumm und fragen uns, was issen dat, ne Energie von der Sonne?


Am Anfang steht natürlich das Solarpanel. Es erzeugt ein Gleichstrom von 12 Volt. Wie das? Die Strahlen der Sonne haben Energie, die sie unter anderem in Form von Wärme an ihre Umgebung abgeben. Treffen sie jedoch auf ein Solarpanel, dann geben sie all ihre Energie an einzelne Elektronen in den Siliziumelementen des Panels ab. Diese Elektronen sammeln sich alle an einer Stelle, dem Minuspol des Panels. Es entsteht eine Spannung.

Gute Panels haben meist eine Garantie von bis zu 15 Jahren.


Das Panel ist an den Charge Controller angeschlossen. Der Charge Controller regelt den Stromfluss und sorgt dafür, dass die Batterie weder entladen, noch dass sie überladen wird. Außerdem zeigt er an, ob das Panel gerade Spannung erzeugt und wie voll die Batterie ist.


Die Batterie speichert den Strom und sorgt dafür, dass die Verbraucher, wie in diesem Fall die beiden Lampen, immer mit Strom versorgt werden, auch Nachts und auch nach bis zu 3 Regentagen. Bei der Batterie ist zu beachten, dass sie niemals vollständig entladen wird, denn dann geht sie schneller kaputt. Bei guter Pflege kann man eine solche Batterie bis zu 4 Jahre verwenden, meist wird aber von 3 Jahren ausgegangen.


Eine solche im Bild dargestellte Solaranlage kann kleinere Verbraucher mit Energie versorgen, Energiesparlampen, kleine Radios oder auch Handyladegeräte. Bei einem größeren Panel könnte sogar auch ein kleiner Fernseher betrieben werden.


Wenn man aber normale Haushaltsgeräte an die Solaranlage anschließen will braucht man einen Inverter, der die 12 V Gleichspannung in 220 V Wechselspannung umwandeln kann. Wenn man jetzt genügend Solarpanels hat und auch die Batterie groß genug ist, kann man einen kleinen Haushalt mit Fernseher, Radio, Lampen und sogar einem kleinen Kühlschrank betreiben, das können sich die meisten hier jedoch nicht leisten.

Interessanter ist da meist ein kleines Geschäft aufzumachen, in dem Handys geladen oder Haare geschnitten werden können.



Montag, 25. Oktober 2010

Village Presentations







Am vergangenen Mittwoch hatte ich zum ersten Mal richtig mit Solarenergie zu tun, denn ich durfte eine bzw. mehrere Solar Dorf-Präsentationen begleiten.

Nachdem wir die kleine Vorführanlage von TMF bereits am Vortag ausprobiert hatten verstauten wir Morgens alles in einem ich glaube ausgeliehenen PKW. Wir, das waren 2 Fundis (Kiswahili für Techniker) von Fred Hardware, dem Laden in Kyela der brauchbare Solarteile verkauft, Gwakisa, ein Kollege von TMF, Hezekiel, ein tansanischer Mitarbeiter der Rural Energie Foundation, einer holländischen NGO, sowie Jonas und ich.

Zusammen mit dem ganzen Solarequickment drängten wir uns in einen PKW und fuhren die Straße in Richtung Tukuyu/Mbeya.

Das erste „Dorf“ war schnell erreicht, es lag direkt an der asphaltierten Straße. Obwohl unser Besuch nicht angekündigt war, kamen recht schnell einige Dorfbewohner zusammen.

Da wir die Solaranlage ja schon am Vortag einmal aufgebaut hatten, stellte dies für uns kein Hindernis mehr da. Schnell waren die richtigen Schrauben verschraubt und die Kabel an de passenden Stelle verbunden.

Die Aufgabenverteilung während des Aufbaus und der Präsentation waren recht klar verteilt. Die beiden Fundis waren für das Technische zuständig, Hezekiel hielt den eigentlichen Vortrag über Solarenergie, Gwakisa war für Fragen zu der Finanzierung der Anlagen zuständig und Jonas und ich waren überall ein bisschen beteiligt, doch vor allem sollten wir lernen, wie eine solche Präsentation abläuft. Daneben halfen wir aber auch beim Aufbau mit, versuchten Fragen auf Kiswahili zu verstehen und sie dann zu beantworten, sowohl Fragen zu der Finanzierung als auch zu der Solarenergie an sich, und wir waren natürlich eine Art Zuschauermagnet.

Der Vortrag an sich war recht kurz, dafür aber super gegliedert, er enthielt in Kürze alles Wichtige über Solarenergie und vor allem war er bildlich und sehr gut verständig.

Man merkte schnell, das Hezekiel das nicht zum ersten Mal machte, schließlich war er einer der zwei tansanischen Freiwilligen, die letztes Jahr ihren Freiwilligendienst im Tareabüro in Dar-es-Salaam, gesponsert von der DTP absolviert haben.

Er erklärte kurz die einzelnen Bestandteile eines solchen Systems, dann die Dinge die man damit betreiben konnte, wie zum Beispiel eine Lampe oder ein Radio und am Ende des kurzen Vortrags antwortete er ausführlicher auf Fragen aus dem Publikum. Das war echt schlau gemacht, denn so erklärte er nur den wirklich Interessierten nähere Details und verwirrte nicht am Anfang mit technischem Schnick-Schnack, den die meisten Tansanier hier nichtverstehen.

Am Ende der Präsentation wurden die Sachen schnell wieder eingepackt und ein paar Handynummern von Interessierten möglichen Kunden aufgeschrieben. Sie werden sich jetzt hoffentlich in den nächsten Tagen im Tujijengebüro melden, um mehr über die Größe und den genauen Preis ihrer Solaranlage zu erfahren.

An dem Tag fuhren wir noch zu zwei weiteren Präsentationen, eine in Tukuyu, einem recht großen Ort zwischen Mbeya und Kyela und dann noch zu einem kleinen Dorf, das aber auch nicht weit ab von der asphaltierten Straße lag.

Zurück im Büro hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Gerade in einigen Gesprächen, die wir mit den Leuten auf der Präsentation führen konnten, zahlte sich natürlich unser 2monatiges Vokabellernen aus, und wir wahren mehr als nur stumme weiße Beobachter.


Am Donnerstag ging es dann weiter, diesmal nach Ipinda, der Zwischenstation wenn man nach Matema am Nyassasee fahren will. Leider gibt es da zwar schon Strom aber noch keine Asphaltierte Straße, und den Luxus eines eigenen Autos leisteten wir uns diesmal auch nicht.

Also ging es mit dem Dala Dala Richtung Ipinda, auf dem Dach neben Matratzen und Reissäcken unser Equickment. Die Fahrt war mal wieder recht anstrengend, da der Dala von der Größe eines VW Bullis mit 24 Leuten vollgestopft war. Wir kamen aber gut an und besorgten uns vor Ort einen Lastenträger mit einem großen Handwagen, der unser Gepäck vom Busstand zu den beiden Präsentationsstellen brachte. Die Präsentationen waren leider nicht so gut besucht, weil wir nicht die Attraktion schlecht hin waren, sondern lediglich ein Stand unter vielen auf dem Markt.

Zurück in Kylea waren wir erst um halb 6, doch am Freitag ging es noch einmal los.

Diesmal ohne Fundis, dafür aber mit einem zweiten Kollegen von Tujijenge, Longins, der sich als Fahrer probierte. Da er aber keinen Führerschein besitzt, fuhren wir ein paar Schleichwege abseits der goßen Straße, da dort recht häufig Kontrollen zu erwarten sind.

Wir kamen aber gut an und an diesem Tag standen zwei richtig kleine Dörfer auf dem Plan. In Richtung Malawi waren sie recht weit ab von der asphaltierten Straße gelegen, und gerade wir Wazungu wurden staunend empfangen.

Die Präsentationen liefen wie die an den beiden Vortagen ab, doch danach fuhren wir noch zusammen zu einem Haus, dessen Besitzer bereits eine Solaranlage auf dem Dach hat. Fachmännisch überprüfte Hezekiel den Zustand der Anlage und musste feststellen, dass sie nicht von Profis eingebaut wurde.

Der Inverter war zu groß und nicht für Solaranlagen geeignet, der Chargecontroller fehlte ganz und die Solarpanels waren nicht vorschriftsmäßig einmal die Woche vom Staub befreit worden.

Hezekiel erklärte der Besitzerin geduldig von den Dngen, die sie ändern sollte und gab ihr die Adresse von Fred Hardware in Kyela, dessen Fundis sich mit dem Problem auseinandersetzen sollten.

Das Wochenende sehnte ich zum ersten Mal richtige herbei, da mich die Arbeit zum ersten Mal richtig geschafft hatte. Doch ich bin froh, dass es nun endlich losgeht mit meiner Arbeit. Die hoffentlich neu gewonnenen Kunden müssen jetzt natürlich bei uns im Büro beraten werden und auch die nächsten Dorfpräsentationen warten auf uns.

Samstag, 23. Oktober 2010

Sensation

Mzungu spielt jetzt bei den Supermarines


Was in den letzten Tagen schon häufig im Radio bei Kyela FM erwähnt wurde trat heute nun endlich ein. Jonathan Jonathan, ein Mzungu aus Deutschland, bestritt heute sein erstes Spiel für die Supermarines.


Kyela (JKP): Ein Raunen lief durch die Zuschauermengen des Spiels der Supermarines am vergangenen Samstag, als der Mzungu Jonathan Jonathan in der 78. Minute beim Stand von 0:0 eingewechselt wurde. Hierbei handelte es sich um eine Sensation, da es bis jetzt noch kein Mzungu in die Liga von Kyela geschafft hat. Das nun den Supermarines, den Gewinnern der letzten Saison, dieser Transfercoup gelang überraschte selbst die Kenner unter den Zuschauern. Für das 19jährige Talent aus Rhede, Deutschland, mit amtlichen Namen Jonas Lage, ist es bereits die dritte Station seiner Laufbahn, allerdings die erste im Ausland.
Während der Deutsche nach seiner späten Einwechslung nicht mehr viel zu dem Spiel seiner Mannschaft beitragen konnte, wird von ihm in den nächsten Spielen der Liga einiges erwartet.
Das nächste Spiel am Dienstag wird nun mit Spannung erwartet, vielleicht erleben wir ja die erste Startelfaufstellung eines Mzungu in der Geschichte des Fußballs in Kyela. Weitere Informationen über den neuen Star in Reihen der Supermarines erfahren sie übrigends weiterhin täglich beim Radiosender Kyela FM.

Pünktlich ist dann, wenn der Chef kommt

Wenn man an die tansanische Zeitvorstellung denkt, fallen einem meist so Vorurteile ein wie zum Beispiel: „Die nehmen es mit der Pünktlichkeit ja eh nicht so genau“, oder „Die sind meist froh, wenn man überhaupt kommt“.
Unser Chef ist aber überhaupt nicht so – zumindest möchte er uns dass immer sehr gerne vormachen.
Die ersten Tage versuchten wir natürlich immer pünktlich um 8 bei der Arbeit zu erscheinen, man versucht ja, einen guten Eindruck zu hinterlassen.
Doch schnell merkten wir, dass unsere Kollegen und unser Chef meist erst so um 10 Minuten nach Acht eintrudelten. Also gewöhnten wir uns auch an, immer erst um 8 loszufahren. Mal kamen wir dann erst um 10 Minuten nach Acht an, manchmal auch noch später doch recht häufig noch vor unserem Chef.
Einmal empfing er uns aber auch vor unserem Büro, hinter ihm standen unsere ganzen Kollegen, und wir mussten uns eine Standpauke anhören, von wegen es sei wichtig pünktlich zu kommen, und auch 12 Minuten nach Acht ginge gar nicht.
Also kamen wir die nächsten Tage wieder pünktlich um 2 Minuten vor 8, fast immer vor unserem Chef und auch häufig als eine der ersten überhaupt.
Doch in letzter Zeit ließ unsere Pünktlichkeit wieder etwas nach, was nicht zuletzt an einem Morgen lag, wo unser Chef, der den Schlüssel für das Büro hatte, als Letzter erst um 20 nach 8 kam und dann noch einmal umdrehen musste, um von zu Hause den Schlüssel zu holen.
Doch vergangenen Montag, als wir wieder mal um 10 Minuten nach 8 eintrudelten, wurden wir nun von unserem Chef zu einer Liste geführt, wo wir uns nun jeden Morgen eintragen müssen, wann wir zur Arbeit erschienen sind. Am Montag waren noch fast alle pünktlich, selbst unser Chef hatte es geschafft, um 5 Minuten vor da zu sein.
Doch schon am Dienstag waren wir um 2 Minuten vor 8 wieder fast die Ersten und unser Chef kam seinerseits erst um 5 Minuten nach Acht. Doch als es ans Eintragen ging, wollte er natürlich nicht wahrhaben, dass er zu spät war, denn er hatte ja die Schlüssel, und so sollte die Zeit erst zählen, wenn man im Büro angekommen ist, was also erst dann sein kann, wenn der Chef da ist.
Im Endeffekt blieb es aber doch bei der ersten Regelung und heute sah ich in dem Buch: Simon Mkanya, 8:01 Uhr. Und das stand sogar unter der „Deadline“ dem roten Strich, der die 8:00 Uhr Marke kennzeichnet.
Naja, pünktlich ist eben doch nicht immer dann, wenn der Chef kommt.

Dienstag, 19. Oktober 2010

Matema zum Zweiten



Da ich am vergangenen Wochenende wieder ein langes Wochenende hatte (Am Donnerstag hatte ich, am Freitag nahm ich mir frei) stand mal wieder ein Wochenende in Matema am Nyassasee an. Ich bemühe mich jetzt übrigens immer ganz korrekt Nyassasee zu sagen, denn letztens wurde ich auf meine Erwähnung des Malawisee hin gefragt, warum ich denn Malawisee sagen würde, der Kilimandscharo heiße ja auch nicht Mount Kenia nur weil sich vielleicht einige entfernte Ausläufer auf kenianischem Boden befinden.

Doch nicht nur wegen der guten Erfahrungen, die wir letztes Mal gemacht haben, entschieden wir uns für Matema, sondern auch weil seit Tagen im lokalen Radiosender Kyela FM nichts anderes mehr lief, als die Ankündigung für den Summerjam, eine große Strandparty in Matema. Außerdem hatte sich Besuch angekündigt: Basti und Raphael wollten uns aus Mafinga besuchen.


Also Gründe genug um am Freitag ins Dala Richtung Matema zu steigen. Wir hatten sogar Glück und fanden schnell ein äußerst bequemes Dala mit viel Beinfreiheit, was uns sogar in einer Tour ohne Zwischenhalt in Ipinda nach Matema brachte.

Angekommen gingen wir natürlich, nachdem wir unser Gepäck in ein Viererzimmer abgelegt hatten sofort an den Strand um das wieder einmal sonnige Wetter zu genießen. Dazu muss man sagen, dass die Jungs aus Mafinga bisher nur extreme kannten: Entweder bitterkalte Temperaturen in der Nacht (Mafinga liegt recht hoch) oder heiße Flammen, mit denen sie bei der Bekämpfung von Waldbränden zu tun hatten. Das Wetter war also perfekt und das Wasser vom See wieder einmal sehr klar, sodass wir ausgiebig baden konnten. Den Rest des Tages verbrachten wir mit schlafen, lesen und viel Doppelkopf spielen.

Am Samstag sah es dann ähnlich aus, wir schliefen aus (Ich habe zum ersten Mal seit etwa 3 Monaten bis kurz vor 10 geschlafen), haben am Strand gelegen, geschlafen und viel Karten gespielt (Kommentar eines ehemaligen deutschen Missionars, der zu Besuch war: Ihr seit also zum Kartenspielen hier). Außerdem haben wir mit allerhand Leuten gesprochen, vielen Deutschen aber auch Tansaniern.

Aber gerade die Konzentration von Wazun

gu ist in Matema schon recht auffällig. Es handelt sich bei Matema zwar wirklich nur um einen großen alten Baum mit ein paar Marktständen drum herum sowie unserem Hotel, aber es scheint für alle Touristen, die ihren Urlaub im Süden Tansanias machen, eine Top Adresse zu sein. Außerdem gibt es zwei weitere Freiwilligenstellen in Matema, die von zwei Deutschen besetzt sind, die wir beide auch schon kennen. Dazu trafen wir den eben schon genannten ehemaligen Missionar mit seinem Enkel sowie einige andere deutsche Familien, die aber scheinbar nicht in unserem Hotel wohnten.

Neben den Europäern waren aber auch erstaunlich viele Tansanier am Strand, besonders viele Jugendliche, die scheinbar einen Ausflug machten. Manche waren echt wohlhabend, weil einige von ihnen eine Digitalkamera hatten.

Mittlerweile kann ich mir auch vorstellen, wie sich

die ganzen Tansanier fühlen müssen, wenn sie von irgendwelchen reichen weißen Touristen unbedingt als Fotomotiv benutzt werden wollen. Die Jugendlichen kamen zu uns, setzten sich zu uns, taten so, als würden sie mit Karten spielen und schossen davon dann ein Foto. Oder sie setzten sich zu uns, als wir schliefen oder lasen, Hauptsache die Wazungu waren mit auf dem Foto. Echt eine lustige Erfahrung.

Mit der Zeit wurden es immer mehr Jugendliche und wir dachten uns schon, dass sie alle wegen des groß angekündigten Summerjam kamen. Langsam aber sicher sammelten sie sich auch alle an einer Stelle des Strandes, ein paar Meter von unserem Platz entfernt, doch da noch keine Musik zu hören war, schien die Party noch nicht begonnen zu haben. Klar, eine richtige Party beginnt ja auch erst Abends – dachten wir.

Also gingen wir so um 6, als die Dämmerung langsam anfing in Richtung der Feier. Doch anstatt mit der Menge von Jugendlichen zu strömen, kamen die uns eher entgegen. Viele hatten auch schon auf Lastwagen oder in Dalas Platz genommen und warteten auf ihre Rückfahrt. Und als wir dann an dem Platz der Party ankamen war dort auch wirklich nichts mehr los. Nur die unzähligen kleinen Plastiktüten, ehemals gefüllt mit Alkohol, jetzt leer auf dem Boden herum liegend, erinnerten noch an das Fest. Und natürlich die vielen betrunkenen Jugendlichen. Doch die Party war wirklich vorbei, abends um 6 war Schicht im Schacht und Musik schien es keine gegeben zu haben, die hätte wir nämlich hören müssen.

Und so hatten wir den eigentlichen Grund unserer Reise nach Matema also verpasst, was aber nicht schlimm war, denn auf ein großes Besäufnis am Strand hätten wir eh keine Lust gehabt, ich zum Beispiel habe mich vor allem auf die Musik gefreut.

Und so wurde es also ein eher ruhiger Abend mit unzähligen Doppelkopfrunden, einer Papaya , einer riesen Wassermelone und einem geruhsamen Ausklang am Strand mit dem Blick auf die Lampen der Fischer, die auch diese Nacht mit ihren kleinen Booten herausgefahren waren, ohne Schwimmwesten und ohne überhaupt schwimmen zu können.

Morgens erwartete uns dann noch ein wunderbarer Sonnenaufgang am Strand (Leider waren wir ein paar Minuten zu spät). Danach ging es dann aber schnell uns Dorf, denn Basti und Raphael wollten möglichst früh aufbrechen, um noch vor Anbruch der Dunkelheit Mafinga zu erreichen.

Um Halb Acht standen wir also mit einer Handvoll Maandazi am großen Baum in Matema und warteten auf ein Gefährt mit 4 Rädern.

Das ließ aber auf sich warten und so gönnten wir uns erstmal ein ausgiebiges Frühstück mit Maandazi. In unseren Planung wollten wir eigentlich spätestens um 8 los, aber auch um halb 9 und um 9 war kein Fahrzeug in Sicht. Aber Warten ist hier ja an sich kein Problem, und so flüchteten wir in den Schatten und starteten weitere Runden Doppelkopf. Als dann aber auch um halb 10 noch kein Auto bis auf einige dicke Geländewagen von weißen reichen Touris vorbeikam, die aber keinen Platz für uns hatten.

Also gingen wir ins Hotel zurück um zu fragen, wann denn ein nächster Bus zu erwarten sei und ob man nicht ein Taxi bestellen könnte.

Doch der Bus sollte erst wieder um 4 kommen und ein Taxi bräuchte auch 2 Stunden aus Kyela hierher und wäre ziemlich teuer. Also mussten wir doch weiter warten.

Um kurz nach 10 kam dann endlich ein Fahrzeug, allerdings kein Bus sondern ein LKW. Auf der Ladefläche waren Eimer voll mit kleinen Fischen, große Säcke voll mit Mais und leere Bierkisten zu finden. Und dazu natürlich etwa 30 Tansanier, denn Platz wurde natürlich nicht verschenkt. Dazu hingen an den Seiten des LKWs Fahrräder und ganze Betten. Natürlich die Ideale Mitfahrgelegenheit für uns. Wir liefen also hinter dem LKW her, brachten ihn zum halten und stiegen auf. Da aber die Ladefläche wirklich voll war versuchte ich quasi auf das Dach zu klettern. Ein Dach hatte der LKW zwar nicht, aber die Ladefläche war mit einigen Stangen überdacht, auf denen schon andere Fahrgäste saßen. Lange blieb ich allerdings nicht da oben, denn ich hatte irgendwie unterschätzt, das man da oben ganz schön schnell an die Äste der Bäume stoßen konnte. Nachdem ich also 2 Äste in voller Fahrt ins Gesicht bekommen hatte, weil ich mich einfach nicht früh genug geduckt hatte, nahm ich mit einem Platz auf der Ladefläche vorlieb, eingeklemmt zwischen 2 tansanischen Mamas.

Da ich aber ganz hinten stand, stand ich die ganze Fahrt über in einer großen Staubwolke, sodass ich froh war, wenigstens meine Augen mit meiner Sonnenbrille schützen zu können. Mein Gesicht hatte danach schon eher Ähnlichkeiten mit dem eines Tansaniers und im Mund hatte ich noch Stunden später Sand zwischen den Zähnen.

Nach etlichen Zwischenhalten, wo man ständig irgendwelche randvoll gefüllten Eimer mit Fischen weiterreichen musste konnte ich endlich in Ipinda dem nicht gerade angenehmen Gestank aus Fischen und Schweiß entfliehen.

Dennoch war diese Fahrt etwas ganz besonderes, sozusagen ein Paradebeispiel tansanischer Effizienz denn Platz gab es auf Laster wirklich nicht mehr.

Um halb 1 kamen wir dann ziemlich fertig und total staubig in Kyela an, wo dann Basti und Raphael sofort in den nächsten Bus einstiegen um das fast unmögliche noch zu schaffen, nämlich Abends noch in Mafinga anzukommen.

Während wir also längst unter der Dusche gestanden hatten, gegessen hatten und mittlerweile wohlig in unseren Betten schlummerten, kamen die Mafingaboys Nachts um 11 zu Hause an.

Ein wirklich tolles Wochenende mit zahlreichen tollen Erlebnissen, die ich so schnell nicht vergessen werde.

Duschen

Hier in Tansania lernt man das Duschen erst so richtig schätzen...

Vor dem Duschen Nach dem Duschen

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Politik in Tansania

Heute, am 14. Oktober wird hier in Tansania der Mwalimu Nyerere Tag gefeiert, der Todestags des „Lehrers“ Julius Nyerere, erster Präsident und Staatsgründer von Tansania. Diesen Tag möchte ich zum Anlass nehmen, etwas von der Politik hier in Tansania zu berichten.

Nachdem Tansania bis zum Ende des ersten Weltkrieges deutsche Kolonie war und dann von den Briten als Protektorat übernommen wurde, wurde es unter dem Namen Tanganika 1961 unabhängig und fusionierte 1963 mit Sansibar zur Vereinigten Republik Tansania.
Seit den ersten Präsidentschaftswahlen war Julius Nyerere, der als einer der ersten Tansanier die Möglichkeit hatte, in England zu studieren, Präsident von Tansania.
Und dies blieb er auch bin zum Jahre 1985, wo er freiwillig „abdankte“. Mit seiner Form des „afrikanischen Sozialismus“ führte er sein Land zwar wirtschaftlich trotz enormer Hilfen aus dem Ausland an den Rand eines Ruin, Gesellschaftlich schaffte er es aber, die vielen verschiedenen Stämme und Ethnien zu einem tansanischen Volk zu verbinden, unter anderen durch die Durchsetzung von Kiswahili als gemeinsame Landessprache.. Darüber hinaus ist Tansania meines Wissens das einzige Land Afrikas, in dem es noch zu keinem Bürgerkrieg oder ähnlichen Ausschreitungen gekommen ist, zumindest nicht auf dem Festland. Darauf sind die Tansanier immer noch ungemein Stolz und betonen immer wieder, dass Tansania ein sehr friedliches Land ist, was zum Beispiel auf Grund der quasi gleichstark vertretenen Religionen Islam und Christentum nicht gerade selbstverständlich ist. Außerdem war die Alphabetisierungsqote unter Nyerere nahezu 100 %, weil der komplette Schulbesuch um sonst war.
Dies sind die Gründe, warum die Tansanier immer noch ungemein stolz auf ihren „Lehrer“ sind, und ihm sogar diesen Feiertag gewidmet haben.

Was aber gerade in westlichen Augen nicht in das schöne Bild passt ist, dass es unter Nyerere keine Demokratie gab. Es herrschte ein Einparteiensystem, die Partei Nyereres, CCM, die Partei der Revolution, war quasi überall vertreten, gerade die Beamten wie zum Beispiel die Polizisten und Lehrer waren alle in der Partei. Wahlen gab es zwar, aber wenn Nyerere nicht 1985 selbst das Amt niedergelegt hätte, wäre er wahrscheinlich bis zu seinem Tod 1999 Präsident geblieben.
So konnte nach der Ära Nyerere eine langsamer Demokratieprozess in Gang gebracht werden.
Aber obwohl es mittlerweile einige Oppositionsparteien gibt, von denen die Chadema, die Partei des Fortschritts und der Demokratie, wohl die meisten Oppositionsstimmen auf dem Festland vereinigen kann, die Einparteienherrschaft noch so in den Köpfen der Menschen verankert, dass die CCM immer noch um die 80% der Stimmen erwarten kann, ganz ohne Manipulation, so sagen zumindest die internationalen Beobachter.
Obwohl es natürlich Manipulationen und Manipulationen gibt.

Die Regierungspartei hat natürlich Geldmittel zur Verfügung, von denen die Opposition nur träumen kann. Während hier in Kyela die Chadema lediglich ein kleines finsteres Zimmer als Büro hat, steht der CCM ein ganzer Komplex zu. Dazu fährt fast täglich der Geländewagen der CCM durch Kyela, mit lautstarker Musik und Lobliedern auf die Partei und den aktuellen Präsidenten, Jakaya Kikwete, während die Unterstützer der Chadema mit Fahrrädern Wahlkampf betreiben.
Und in den Zeitungen, die hier wirklich sehr unparteiisch sind, liest man immer wieder von Übergriffen der Polizei bei Wahlkampfveranstaltungen der Chadema. Aber gerade weil die Presse hier wirklich sehr unabhängig ist, hat man nicht das Gefühl, dass die CCM alles unterdrückt. Jedoch sieht man einfach unheimlich viele Menschen auf den Straßen mit Mützen oder T-shirts der CCM, die natürlich eine super Werbung darstellen, während man von der Chadema lediglich vereinzelt Flaggen vor den Häusern sieht.
Eigentlich also schon recht ungerechte Voraussetzungen für einen Wahlkampf auf Augenhöhe.
Da jedoch der Oppositionskandidat, Dr. Wilibrod Slaa bei den Menschen hier sehr beliebt ist, werden der Chadema bei dieser Wahl etwas bessere Chancen zugestanden.

Doch selbst wenn es hier einen fairen Wahlkampf geben würde, hat sich eine Aussage von einem Freund von mir eingeprägt der meinte: Ich werde am 31. Oktober nicht wählen gehen, es ist mir egal ob die CCM oder Chadema, Kikwete oder Slaa an der Macht ist, bei uns machen doch alle Politiker nur für sich selbst Politik und nicht für das Volk, da möchte ich sie nicht auch noch unterstützen.

Denn was festzuhalten ist: Gerade weil Tansania so ein friedliches Land wurde es in den letzten Jahre geradezu mit Hilfeleistungen überschwemmt. Die Lage mit einem großen Meerhafen Dar-es-Salaam ist perfekt und die zahlreichen Bodenschätze sollten dem Land eigentlich einen gewissen Wohlstand verschaffen können. Dazu kommt das riesige Potenzial am Tourismus.
Doch der politische Alltag wird von Korruption beherrscht und die Menschen hier bleiben arm. Die Infrastruktur ist schlecht und der Strom fällt immer mal wieder aus und ist nur für 10 Prozent der Bevölkerung zugänglich. Da helfen auch demokratische Wahlen nichts, wenn die Leute lediglich zwischen mehreren korrupten Politikern wählen können.

Doch wer weiß, vielleicht kommt ja doch einmal ein Politiker an die Macht, der mehr auf sein Volk als auf sein eigenes Konto achtet und der diese Einstellung auch gegenüber dem gesamten Staatsapparat durchsetzen kann. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Montag, 11. Oktober 2010

Mangos!

Zugegeben, bei meiner Bewerbung für mein Auslandsjahr habe ich schon ein wenig geschummelt. Aber jetzt bin ich ja hier, niemand kann mich mehr zurück holen, und deshalb kann ich es jetzt auch offen sagen: Nein, ich bin nicht nach Tansania gefahren um meinen „Horizont zu erweitern“ so was Blödes, das sagen sie doch alle, nein, ich bin nach Tansania gefahren um Mangos essen zu können.
Und Heute endlich, nachdem nun fast schon 8 Wochen hier bin, habe ich endlich die erste Mango gegessen.
Klar jetzt könnte man sagen: Ok, Ziel erreicht, jetzt kannst du wieder nach Deutschland kommen.
Doch so einfach ist das nicht. Denn noch hängen die Mangobäume voll mit kleinen grünen Mangos, die nicht nicht reif sind, und nur auf dem Markt gibt es bereits vereinzelt Mangos, die aber alle noch sehr hart und grün sind.
Und diese kleinen grünen Mangos warten alle darauf, von Mir gegessen zu werden, da bin ich mir sicher. Meine Gastmutter meinte schon, nach ein paar Wochen werde ich keine Mangos mehr sehen können, aber das glaub ich einfach nicht.
Naja, jetzt wisst ihr, warum ich hier bin und was ich die nächsten Monate tun werde: Faul unter einem Mangobaum liegen und warten, dass mit die Mangos in den Mund fallen.
Und während ihr bei euch in Europa in den Supermarkt geht, um irgendwelches Zeug zu kaufen, dass sich anmaßt Mango genannt zu werden, habe ich das Original direkt vor der Haustür. Und ihr könnte euch nicht vorstellen wie lecker die Mangos hier sind. Und ich meine nicht sie superleckeren Mangos, die reif vom Baum fallen. Nein, ich meine die total grünen und unreifen Mangos, die bereits jetzt unglaublich gut und fruchtig schmecken.

Also, die nächsten Monate habt ihr leider keine Beiträge mehr zu erwarten, aber ihr wisst ja, wo ihr mich finden könnt.

Jan Kristen Prüßing
Unter dem großen Mangobaum bei Mama Jimmy
Itunge
Kyela
Tanzania

Samstag, 9. Oktober 2010

Der weiße Doktor

Heute Vormittag musste ich mal wieder einmal feststellen, dass ich in den Augen der Tansanier eine Art Alleskönner bin.
Bisher ist mir das zum Beispiel begegnet, als ich Kollegen bei Computerproblemen geholfen habe. Zwar habe ich keinerlei Ausbildung in diesem Bereich, aber durch den tägliche Umgang mit Programmen wie PowerPoint oder Word bin ich meinen Kollegen in mancher Hinsicht weit voraus und auch gerne Bereit, mein Wissen an sie weiter zu geben, zum Beispiel durch Einweisungen in den Umgang mit PowerPoint.
Problematisch wurde es heute allerdings, als ich plötzlich als angehender Medizinstudent gesehen wurde. Ich hatte Glück und es handelte sich bei der Verletzung des Jungen nur um eine Platzwunde am Kopf, die nicht stark blutete und die ich zusammen mit Jonas mit ein wenig Desinfektionsspray und einem großen Pflaster schnell behandeln konnte.
Aber es war erstaunlich, wie schnell doch der Weg zu den Weißen gesucht wurde. Ich hatte den Jungen noch nie gesehen, aber er muss wohl in meiner Nachbarschaft wohnen und so von Jonas und mir gehört haben.

Solange es sich um kleine Verletzungen handelt, bin ich natürlich gerne Bereit zu helfen, aber was ist, wenn plötzlich ein Kind mit einer wirklich schlimmen Verletzung ankommt, und von mir verlangt wird, zu helfen? Und ich mich dann zur Hilfe verpflichtet fühle und vielleicht sogar noch was falsch mache? Auch wenn mein Erster-Hilfe-Kurs noch nicht mal zwei Jahre zurück liegt und ich mit meinen von zu Hause mitgebrachten Medikamenten und Pflaster bestimmt besser eingerichtet bin als so manch ein Haushalt hier, traue ich mir das nicht zu.
Ich hoffe einfach, dass es soweit gar nicht erst kommen wird und wenn doch, dass dann der Weg zum Krankenhaus gesucht wird.

Aber es bleibt festzuhalten, dass man hier als Weißer ganz klar als jemand gesehen wird, der auf fast alles eine Antwort weiß, und ich hoffe einfach, dass ich diesen Erwartungen zumindest einigermaßen gerecht werden kann.
Oder vielleicht noch besser, dass ich die Menschen davon überzeugen kann, dass ein Weißer auch nicht auf alles eine Antwort kennt und dass das Bild vom Weißen, der klug und allwissend ist, nicht immer zutrifft.
Denn wenn die Tansanier jedes Mal bei Problemen auf die Hilfe durch die Weißen hoffen, „die es den Afrikanern ja schuldig sind, weil sie sie ausgebeutet haben (und immer noch tun?)“, dann wird sich dieses Land meiner Meinung nach nicht entwickeln können, wobei natürlich die offene Frage im Raum steht, was Entwicklung überhaupt ist. Überhaupt, gibt es zu diesem Thema viel zu viele offene Fragen, aber wenn ich meine Antwort darauf finde teile ich sie euch mit.

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Beispiel eines Mikrokredits

Wie genau sieht eigentlich so ein Mikrokredit aus? Wie hoch fällt er aus, was machen die Leute damit, wie wird er zurückgezahlt, was passiert, wenn er nicht zurückgezahlt wird und so weiter.
Hier also ein Beispiel für einen Mikrokredit, ein sogenannter farmer's credit.

Ein Bauer mit einem kleinen Stück Land möchte ein kleines Geschäft mit Kochbananen aufmachen. Das heißt hier so viel wie, dass er sich eine Art Schaukasten mit Glasscheibe zum reinschauen kauft, mit der er dann als fliegender Händler durch die Stra0en zieht und versucht, seine frittierten Kochbananen zu verkaufen, meist an Businsassen.
Dazu muss er sich die Kochbananen auf dem Markt besorgen sowie eine Kochstelle, dazu Fett und Holzkohle.
Da er nicht genügend Startkapital besitzt, möchte er gerne einen Kredit aufnehmen. Dazu wird er Mitglied bei einer sogenannten Credit Council, auf Kiswahili Baraza. Hierzu muss man einige Grundvoraussetzungen besitzen, wie z.B.18 Jahre alt sein und die tansanische Staatsbürgerschaft besitzen. Außerdem muss man einen Art Einritt bezahlen, der von Gruppe zu Gruppe variiert, jedoch nicht mehr als 40.000 Tsh beträgt, etwa 20 Euro. Eine Baraza besteht aus 20 bis 40 Personen.
Der Eintritt in diese Baraza ist Grundvoraussetzung für den Kredit, da man bei dieser Art des Mikrokredits nicht als alleiniger Kreditnehmer auftreten kann. (Es gibt aber auch andere von meiner Bank angebotene Mikrokredite, dazu vielleicht später mehr)

Wenn der Beitritt geklärt ist und man seinen Mitgliedsausweis bekommen hat, kann man einen Antrag auf einen Kredit stellen.
Neben persönlichen Daten muss man dort auch Eintragen, was man für Wertsachen besitzt, die als eine Art Sicherheit dienen können. Bei meinem Beispiel sind das ein Tisch, ein Bett, ein kleines Feld, eine Matratze sowie ein Fahrrad. Dazu muss man angeben,wie hoch der Wert beim Kauf war, wie hoch der jetzige Marktwert ungefähr ist und wie viel man mit diesem Gegenstand absichern will.Dies muss von einem Mitarbeiter von Tujijenge Microfinance, der Bank bei der ich arbeite, kontrolliert werden. Danach gehen diese Gegenstände bzw. Immobilien in den Besitz der Baraza, der Gruppe der Kreditnehmer über, bis der Kredit zurückgezahlt ist. Kann der Kreditnehmer den Kredit nicht zurückzahlen, ist es der Baraza erlaubt, diese Gegenstände zu verkaufen, um den fehlenden Betrag zu bezahlen. Mit diesen Gegenständen bürgt der Kreditnehmer aber nicht nur für sich selbst, sondern auch für alle anderen Mitglieder seiner Baraza und umgekehrt. Es kann also auch passieren, dass sein Fahrrad verkauft wird, um den fehlenden Betrag eines anderen Gruppenmitgliedes zu bezahlen. Oder, dass eine fremde Nähmaschine für ihn verkauft wird. Es liegt also im gegenseitigen Interessen, dass jeder der Kreditnehmer seinen Kredit pünktlich zurückbezahlt.

Ist dieser Antrag ausgefüllt und kontrolliert worden, kommt der Kunde in das Büro und muss einen Vertrag unterzeichnen.
Bei meinem Beispiel möchte der Kreditnehmer 150.000 tansanische Schillinge (Tsh, umgerechnet etwa 75 Euro) als Kredit aufnehmen. Ein sehr typischer Kredit, die Höhen schwanken bei uns normalerweise zwischen 50.000 und 400.000 Tsh, 25 bis 200€. Die Rückzahlungsdauer kann von ihm ausgewählt werden, er wählt die bei uns typischen 8 Monate. Allerdings bezahlt er nicht monatlich sondern alle 2 Wochen.
An Kosten fallen für ihn 4% Bearbeitungsgebühren (6000 Tsh) sowie 3% monatliche Zinsen (4500 x 8=36000 Tsh) an. Er muss also insgesamt 192.000 Tsh zurückzahlen, Zinseszinsen fallen keine an.
Neben diesen ganzen Daten muss er auch noch die Verwendung des Geldes angeben, in diesem Fall Aufbau eines kleinen Geschäftes mit Kochbananen.

Der Vertrag muss dann unterschrieben sowie mit einem Fingerabdruck beglaubigt werden. Wenn auch der Vorsitzende der beteiligten Baraza unterschrieben hat, wird das Geld bar ausgehändigt.

Wir haben die zweite Klasse beendet

Der nun folgende Text ist aus einem Kinderbuch für Grundschulkinder der zweiten Klasse entnommen. So bekommt ihr mal einen Einblick, wie das hier so in der Schule ablaufen kann. Übersetzungsfehler sind nicht ausgeschlossen.

Heute ist der letzte Schultag. Wir haben unseren Unterricht der zweiten Klasse beendet. Zwei Wochen sind vergangen, in denen wir unsere Jahresabschlussprüfungen hatten.
Das ganze Jahr über haben wir fleißig unsere Arbeit gemacht, zu Hause und in der Schule. In der Schule haben wir in der Klasse und draußen gearbeitet. Im Unterricht haben wir mit Freuden gelernt. Unsere Lehrer haben uns sehr geholfen. Sie haben uns jedes Mal sehr gemocht. Auch wir haben unsere Lehrer gemocht. Die Schüler waren liebenswürdig. Es gibt keinen Schüler der einen Kollegen ausgelacht hat, der einen Fehler gemacht hat.
Wir beteiligten uns gut bei der Arbeit draußen. Wir bestellten ein Feld und den Schulgarten. Wir pflanzten Feldfrüchte auf dem Feld und grünes Gemüse im Garten an. Das Wetter war gut. Wir haben die Feldfrüchte und das Gemüse gut gepflegt. Der Mais und die Bohnen sind auf dem Feld gut gereift. Wir haben genügend Feldfrüchte geerntet. Wir haben einen Vorrat an jenen Feldfrüchten angelegt, die wir behalten und verkauft haben. Wir haben Mittagessen aus diesen Feldfrüchten bekommen
Zu Hause haben wir auch fleißig gearbeitet. Unsere Eltern haben uns zu Hause viel Arbeit beigebracht. Sie haben uns beigebracht wie man zerrissene Kleidung näht. Wir haben geholfen, unsere kleinen Geschwister zu erziehen. Wir haben sie auf den Schoß genommen und dann haben wir ihnen süße Lieder vorgesungen bis sie in den Schlaf gefallen sind.
Nächstes Jahr lernen wir viele weitere Dinge. Wir werden neue Dinge über das Wissen der Gesellschaft lernen. Wir werden uns sehr freuen, dies zu lernen. Wir freuen uns für alle Schüler die die zweite Klasse dieses Jahr beendet haben. Wir wünschen allen einen guten Urlaub. Unsere Botschaft an sie ist, dass wir aufhören sollten arrogant zu sein, dass wir alle Menschen respektieren sollten uns uns vor AIDS schützen sollten. Diejenigen, die AIDS bekommen haben, die bemitleiden wir, mit denen unterhalten wir uns und mit denen spielen wir.

Montag, 4. Oktober 2010

1 Monat Tansania All-inclusiv für gerade mal 150 Euro

Wenn es ein Vorurteil über uns Wazungu, uns Weiße gibt, was wahrscheinlich wirklich fast alle Tansanier unterstützen würden, dann das, dass wir Weißen reich sind.

Das merkt man wenn über die Straße läuft und die Kinder einem „Mzungu, naomba hella!“ zurufen (Weißer, ich möchte Geld), das merkt man, wenn die Verkäuferin im Laden einen übers Ohr hauen will, „weil man als Weißer ja eh viel Geld hat“ und auch sonst kommt es manchmal zu Situationen, wo man von erwachsenen Personen um Geld gebeten wird – geschenkt versteht sich.

Wenn man all dieses hört und erlebt geht es einem doch irgendwann auf die Nerven. Jede neue Antwort, „nein, ich habe kein Geld, ich bin noch Schüler und bin nicht reich“ macht einen nicht gerade glücklich.

Aber klar, ich war bis vor kurzem noch Schüler, bekomme ein Taschengeld, keinen richtigen Lohn und habe kein Haus und kein Auto. Ich freue mich über jeden Euro, den ich hinzu verdienen kann und habe zwar ein Sparbuch, auf dem aber nicht viel drauf ist. Also können die Leute ja nur darauf kommen, das ich reich bin, wegen meiner Hautfarbe. Alles andere ist ausgeschlossen!

Oder etwa doch nicht?

Schauen wir uns doch mal die Lebenserhaltungskosten hier in Tansania an.

Ich bekomme hier im Monat 100 Euro Taschengeld plus 50 Euro Verpflegungsgeld. Hinzu kommen noch 35 Euro Miete für mein Zimmer.

Miete: Ganze 35 Euro kostet mich, bzw. die DTP, die Miete. Dafür bekomme ich: Ein möbiliertes eigenes Zimmer, etwa 10 Quadratmeter groß, dazu das gemeinsame große und geräumige Wohnzimmer sowie „Bad und WC“. Na gut, „Bad und WC“ sind nicht mit deutschen Standarts zu vergleiche, Duschen unter fließendem Wasser konnte ich bisher einmal, aber es reicht und ist sauber. Ach ja, auch Strom gibt es inklusive, der allerdings manchmal für eine Stunde ausfällt. Das ist aber eher selten. Eine Heizung gibt es nicht – wozu auch.

Taschengeld: Von meinem Taschengeld habe ich mir hier im letzten Monat so allerhand gekauft: Früchte auf dem Markt (z.B. frische super leckere Bananen, 12 Stück 50 Cent) Stofftücher als Bettbezug (3x1 Meter, 3€), 1A Fahrradreperaur-service inklusive neues Tretlager und Pedale (2,5€), kalte Getränke (0,375 Flasche Cola 25 Cent) und Handyguthaben (3 Cent die Minute ins gleiche Netz) sowie Sim-Karte (25 Cent).

Dazu noch einen USB-UMTS-Stick für das Internet, 49,50€.

Für das Verplegungsgeld habe ich folgendes bekommen.

Frühstück (Tee mit verschiedenen Brötchenähnlichen Sachen), Mittagessen (super leckere Chipsi Majay, Pommes-Omelett) und Abendessen (Abwechslungsreich, viel Gemüse aber auch Fleisch, dazu oft Reis aber auch Ugali, Kartoffeln oder Kochbananen).

Darüber hinaus ist das Kochen, das Waschen meiner Klamotten (ausgenommen Unterwäsche) sowie das tägliche Wischen des Fußbodens im Preis enthalten.

Das waren die alltäglichen Ausgaben.

Mit den 150 Euro im letzten Monat habe ich mir aber auch noch 2 Reisen nach Mbeya (Ohne Übernachtung, dafür jeweils 3 stündige Hin- und Rückfahrt für zusammen 3,5 € sowie fürstliches Mittagessen im Restaurant mit westlichen Standarts, 3 €, und Ananas auf dem Markt für 50 Cent) sowie einen Kurzurlaub am Malawisee gegönnt (2 Übernachtungen, 1A Zimmer 5 Meter vom Strand entfernt, westliches Frühstück (mit Marmelade!!!) gutes Abendessenbüffett, toller Strand mit klaren Wasser, dazu jeweils 2-stündige Hin- und Rückfahrt für zusammen 15 Euro).

Und da soll mir nochmal einer sagen, ich wäre hier nicht reich.

Hier bin ich es einfach, daran gibt es nichts zu rütteln, ich wohne in einem für hiesige Verhältnisse sehr großen Haus, ich habe ein eigenes (!!!) Zimmer, ich kann mir jeden Tag Früchte oder andere Leckereien für Zwischendurch leisten, ich bin nicht auf den nach nichts schmeckenden Ugali-Maisbrei angewiesen, sonder habe sehr leckeren Reis mit viel Gemüse zum Abendessen, ich muss meine Wäsche nicht selber waschen und vor allem, ich habe einen eigenen Laptop mit Internetzugang sowie eine eigene (!!!) Kamera.

In einem Land, wo das gesetzliche Mindesteinkommen bei etwas mehr als 80 Euro im Monat liegt, bin ich unheimlich reich.

Leute, die eine eigene Kamera haben, machen damit ein Geschäft und verkaufen die Fotos, die sie damit machen für 30 Cent, Leute, die einen Anschluss an Strom haben laden fremde Handys gegen Geld auf und Leute, die einen Internetzugang haben, machen damit ein Internetcafé auf und verdienen 50 Cent die halbe Stunde. Ich könnte also drei Geschäfte gleichzeitig eröffnen, dazu könnte ich Englischunterricht in der Oberstufe geben und bin mit meinen Schulkenntnissen zum Beispiel in Mathe auf dem Niveau eines Studenten.


Und deshalb besteht dieses Vorurteil meiner Meinung nach zu Recht, denn fast jeder in Deutschland noch so „arme“ Mensch hat hier unglaubliche Geldmittel zur Verfügung. Klar niemand in Deutschland würde mich als arm bezeichnen, aber ganz stumpf auf die 185 Euro im Monat gesehen, mit denen man über die Runden kommen muss, schon.

Und natürlich wird das Vorurteil durch solche Menschen verstärkt, die als Touristen ins Land kommen und sich auf dem Markt denken: Was, ich bekomme hier12 Bananen für gerade mal 2 Euro, ist ja spott billig, aber für die Tansanier ist es das eben nicht, weil sie gerade mal ein Viertel davon bezahlen. Wenn also der Weiße so viel bereit ist zu zahlen, dann muss er ja reich sein.

Und klar, dem kleinen süßen Kind auf der Straße wird dann auch schon mal ein Euro in die Hand gedrückt, aber soviel Geld verdient vielleicht nicht einmal der Vater am Tag und wozu soll er dann das Kind noch zur Schule schicken, wenn es doch auch so so viel Geld verdient.


Die Menschen sind hier einfach arm, doch gerade bei mir in Kyela sind dies alle. Naja, der oberste Politiker von der Region hier hat ein zweigeschössiges Wohnhaus, das ist ein einmaliger Luxus hier. Und meine Gasteltern sind auch ziemlich reich, sie haben sogar ein eigenes Auto. Es gibt aber einfach fast keine reichen Leute hier, zumindest keine reichen Leute im europäischen Sinne, und meine Kamera und mein Laptop würde so manchen gut verdienen Geschäftsmann neidisch machen. Vielleicht sogar den Präfekten in seiner Villa.


Hier merke ich zum ersten Mal so richtig, wie reich ich doch bin, ein 19jähriger kleiner Junge ohne jedwede Berufserfahrung, der sein ganzes Leben lang nicht einen Tag wirklich hart gearbeitet hat.

Ein Umstand, den man sich hier unbedingt bewusst machen sollte, denn sonst kann man hier, glaube ich, viel falsch machen.

Samstag, 2. Oktober 2010

Seife

Heute wollte ich mich mal ein wenig an der Arbeit, die hier in einem tansanischen Haushalt so anfällt, beteiligen.

Dazu gab es folgenden zwei Möglichkeiten:

  1. Ich helfe bei der Feldarbeit auf dem Reisfeld meiner Gasteltern – Morgens um Halb 5 aufstehen, Um 5 Treffen bei meinen Eltern zu Hause, dann eine Stunde gehen bis zum Feld, dort dann, wohlgemerkt ohne vorher gefrühstückt zu haben, mehrere Stunden harte Arbeit, von Moskitos umschwiert, mit gekrümmten Rücken auf der Erde hockend und trotz der Morgenstunden bestimmt schweißtreibend.

  2. Ich helfe bei der Herstellung von Seife – Morgens ausschlafen, in Ruhe ordentlich frühstücken, danach dann gemächlich zu dem Haus meiner Gasteltern, ein bisschen eine zähflüssige Masse umrühren, den Rest des Tages unter dem Schatten eines Mangobaums verbringen. Mit einem guten Buch in der Hand und guter Musik im Ohr.


Naja, auch wenn ich mich der Sonnenaufgang auf dem Feld zugegeben sehr gereizt hätte entschied ich mich natürlich für Variante 2. Immerhin verzichtete ich dafür auf einen Strandtag am Malawisee zusammen mit Jonas und Dunia, meinem Gastbruder.


Nachdem ich mich bereits nach dem Frühstück etwa um 10 Uhr schon einmal nach Itunge zu dem Haus meiner Gasteltern begeben hatte, wo sie aber noch nicht wirklich mit der Arbeit angefangen hatten, fuhr ich also etwa gegen 1 Uhr gemütlich auf meinem Fahrrad Richtung Seife.

Angekommen hatte ich natürlich erst einmal Zeit, mich zu erholen, bevor wir dann richtig anfingen mit der Arbeit – wobei ich ehrlicherweise gestehen muss, dass ich die meiste Zeit nur zugeschaut habe.

Um Seife herzustellen braucht man folgende Dinge: Palmöl, alte kleingeschnittene Seifenreste, eine kleisterähnliche Flüssigkeit und blaues Farbpulver.

Das Palmöl wurde erhitzt und gesiebt und auch der Kleister musste auf die richtige Temperatur gebracht werden.

Danach wurde das alles unter beständigem Rühren, wo ich dann auch meinen kleinen Teil an der Arbeit beitragen konnte, in einer großen Blechtonne miteinander vermischt, so dass aus dem flüssigen Öl eine zäher Brei wurde.

Diesem wurden dann die Stücke der letzten Seife beigemengt. Nachdem es etwa 15 Minuten umgerührt wurde, wurde es in eine mit einer Plastikplane ausgefüllten Holzkiste umgefüllt. Zu guter Letzt wurde die Farbe beigemengt, die mittlerweile mit einem Teil des Kleister vermischt worden war.

Und Voila, fertig war die Seife. Jetzt wird etwa einen Tag gewartet, bis die Seife fest wird, und nach dem Zurechtschneiden ist sie dann fertig für den Verkauf.


Den Rest des Tages verbrachte ich übrigends wie schon erwähnt mit einem guten Krimi unter einem Mangobaum, dazu eine Flasche gekühlte Pepsi... wahrlich ein schöner freier Tag.