Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Dienstag, 25. Januar 2011

Solarpräsentation die erste

Solarpräsentation

8:00 Wie es sich für „deutsche Pünktlichkeit“ gehört stehen Jonas und ich vor unserem Büro und warten auf unseren Chef mit dem Schlüssel.

8:15 …

8:30 Der Chef ist da, der Schlüssel noch nicht, ein anderer Kollege hat ihn.

8:35 Der Schlüssel ist da, wir betreten das Büro.

9:00 Eigentlich hatten wir mal angedacht, um 9:00 los zu fahren, jetzt ist an die Abfahrt noch nicht zu denken. Flyer müssen noch gedruckt werden, der Techniker ist noch nicht da und Gwakisa, der die Präsentation durchführen wird, hat noch andere Arbeit zu tun.

9:30 Langsam kristallisiert sich heraus, dass wir die 2 benötigten Motorräder gar nicht zur Verfügung haben. Eins ist kaputt und mindestens eins wird von einem anderen Kollegen gebraucht.

9:45 Was tun? Ohne Motorräder können wir nicht fahren, die Kosten für ein Mietwagen sind, wie vorher festgestellt, einfach zu hoch. Vielleicht wird ja doch ein weiteres Motorrad gemietet, aber auch da reicht unser Geld nicht aus.

10:00 Plötzlich können wir doch ein Auto mitsamt Fahrer für einen guten Preis mieten, das können wir uns zwar nicht für alle Präsentationen leisten, aber die erste Präsentation ist erst einmal gesichert. Abfahrt soll 10:30 sein.

10:30 Das Auto ist da, der Techniker nicht.

11:00 Der Techniker ist da, jetzt können wir endlich losfahren. Das Auto wird mit den Solarsachen voll gepackt.

11:10 Jetzt warten wir nur noch auf Gwakisa, der aber noch Arbeit hat.

11:15 Gwakisa ist da, jetzt müssen noch schnell die letzten Flyer gedruckt werden.

11:20 Die Flyer sind fertig, doch es stellt sich heraus, dass Gwakisa eigentlich gar nicht weiß, wo es lang geht.

11:30 Jetzt warten wir auf Ipyana, einen anderen Kollegen, der weiß wo es lang geht und mir dem Motorrad voraus fahren wird.

11:35 Ipyana ist da, er meint, wir müssen uns beeilen, eigentlich sollten wir alle um 11:00 da sein.

11:45Alle sind bereit, jetzt wird nur noch auf Ipyana gewartet, der doch noch etwas zu tun hat.

12:00 Jetzt geht es aber wirklich los.

12:30 Ankunft in Lugombo Village. Begrüßen, Auspacken und Aufbauen.

13:00 Die Solarpräsentation beginnt. Ich stehe aufgeregt vor etwa 30 Leuten und versuche ihnen etwas vom SODIS Prinzip zu erzählen, ein Verfahren bei dem man mit Solarenergie Wasser entkeimen kann.
13:05 Gwakisa übernimmt. Jetzt wird Tujijenge Microfinance und unser Solar Loan vorgestellt.

13:15 Der Techniker Gideon übernimmt, er erzählt grob etwas zur Funktionsweise von Solarsystemen und beantwortet die zahlreichen Fragen.

13:50 Auch die letzte Frage wurde beantwortet. Die Leute sind interessiert und wollen alle unbedingt hier Handy von Solarstrom aufladen lassen. Feste Zusagen zu einem Kauf wollen sie aber nicht treffen. Das Interesse ist da, das Geld nicht unbedingt. So reisen wir ohne irgend eine Kontaktadresse ab, haben aber jedoch das Gefühl, eine erfolgreiche Präsentation abgehalten zu haben. Mögliche Interessenten wollen sich jetzt die nächsten Tage bei uns im Büro melden, mal sehen wie viele Leute kommen werden.


Alles in allem also eine erfolgreiche Präsentation die in meinen Augen schon sehr professionell war. Einige Abstimmungsschwierigkeiten gab es noch bei den Flyern, die erst kurz vorher fertig wurden. Außerdem sollten wir vielleicht noch einmal die Gruppen überprüfen, bei denen wir die Präsentationen machen, diese Gruppe bestreitet ihr Einkommen vor allem aus der Landwirtschaft und die Hauptverkaufszeit von Reis ist erst im Juni.
Trotzdem ein viel versprechender Auftakt in eine hoffentlich erfolgreiche Reihe von Präsentationen. Vor allem ist es beruhigend fest zu stellen, dass trotz Verzögerungen ohne Probleme erfolgreiche Arbeit geleistet wird.

Freitag, 21. Januar 2011

Dala fahren auf Sansibar

Ein richtiger Luxus an unserer Unterkunft auf Sansibar beim Haus von Said, dem Gastvater von Christopher, war der dazugehörige Bulli, den wir nach belieben benutzen durften um so flexibler zu sein.

Problem war nur: Der Bulli war ein 8sitzer, wir waren aber bis zu 14 Leute, von leider auch keiner einen internationalen Führerschein dabei hatte. Was wir hatten war ein Original Deutscher Führerschein von Basti und eine ausgeblichene Schwarz-Weiß Kopie von Lenny. Hätte uns die Polizei also angehalten, hätte es ganz schöne Probleme gegeben.

Denn klar, man hört ja immer wieder von korrupten Polizisten in Afrika, die gerade Weißen das Geld unter fadenscheinigen Begründungen förmlich aus der Tasche ziehen.

Warte mal, sollte man da sein Bild von Afrika nicht vielleicht doch mal ein bisschen überdenken? Zumal, ich bin hier ja in Tansania, sollte man da gleich auf ganz Afrika schließen? Würde man vom verhalten eines deutschen Polizisten gleich auf das Verhalten aller Polizisten in Europa schließen?


Übrigens ein Punkt, über den wir auf dem Seminar gesprochen haben: Wie berichte ich aus Tansania? Denn Verallgemeinerung (Die Afrikaner, Afrika) führen leicht zu verfälschten Bildern. Und ganz ehrlich, wer hätte nicht heimlich gedacht „Das hab ich doch schon immer gewusst“, bei meinem Kommentar eines vermeintlich korrupten Polizisten hier auf Sansibar?

Mit diesen Vorurteilen aufzuräumen ist meiner Ansicht nach nämlich auch Teil meiner Arbeit.


Denn obwohl wir bestimmt 10 mal von einer Polizeisperre angehalten wurden, mussten wir kein einziges Mal Schmiergeld zahlen.

Das lag bestimmt auch an unseren recht guten Kiswahili Kenntnissen. Doch es zeigte auch, dass die Polizisten dort nicht nur auf Geld aus waren. Denn das hätten sie ohne weiteres bekommen.

Gerade der fehlende internationale Führerschein wäre ja schon ein Grund gewesen, Geld zu fordern, doch wir konnten das immer mit einem freundlichen Gespräch klären.

Auch die Anzahl der Personen war gewiss ein Problem, zumal außen auf dem Auto auch noch drauf stand, dass das Auto nur für 8 Personen ausgelegt ist. Doch auch hier konnten wir mit dem Argument überzeugen, dass wir ja alles sitzen würden, keiner stehe und wir langsam fahren würden.

Schmiergeld floss also keins, man sollten bei tansanischen oder schlimmer, verallgemeinert afrikanischen Polizisten nicht immer nur an Korruption denken. Die gibt es hier, ohne Zweifel, aber eben nicht nur.


Ein Problem ist da eher ein ganz anderes, denn die Polizei hat ja auch in Tansania für Sicherheit im Straßenverkehr zu sorgen und der war bei einem so voll besetzten Auto mit Leuten im Fußraum und im Kofferraum nicht gewährleistet. Doch fehlende Sicherheit im Straßenverkehr ist meist (nicht immer!) traurige Realität im tansanischen Alltag. Nicht immer, aber einen Gurt findet man fast nie vor.

Unter diesen Voraussetzungen war es dann aber natürlich wiederum eine schöne Erfahrung, dass da bei Weißen nicht auf Strafe gepocht wurde sondern ebenso wie bei Tansaniern ein oder sogar beide Augen zugedrückt wurden. Obwohl es natürlich wünschenswert wäre, wenn gewissenhafte Kontrollen dazu führen würden, dass alle Menschen sicherer fahren.. Aber dazu fehlen hier oft einfach die Voraussetzungen, wie zum Beispiel Gurte in den Autos.


Vielleicht waren unsere Fahrten mit dem Bulli also nicht ganz überlegt, aber die Fahrer waren sich immer ihrer Verantwortung bewusst und fuhren bewusst defensiv.

Und trotzdem war es ein großer Spaß. Sei es die vielen Male, wo wir Dala Dala spielten und versuchten tansanische Fahrgäste ins Auto zu bekommen um sie dann kostenlos mitzunehmen (Einen haben wir sogar bekommen), die Geschichte als über Nacht der Bulli ein paar Meter nach vorne gerollt war und eine Mauer zerstört hatte und mein persönlicher Favorit: Basti als Fahrer, wie er dem Polizisten am Straßenrand erklärte, dass er Morgen ganz sicher vorbei kommen würde um seinen Führerschein nachzureichen : „Wir sind nämlich ein Schwimmteam und kommen jeden Tag hierher um unser Training hier am Strand zu machen“

Gut nur, dass wir am nächsten Morgen in aller Frühe die Insel in Richtung Dar-es-Salaam verlassen haben...

Projekt Nummer eins gestartet

Wie ihr vielleicht wisst ist es hier in Kyela nicht meine Aufgabe, in der Bank von Tujijenge mitzuarbeiten, sondern auf bestehenden Strukturen aufbauend ein eigenes Projekt zu entwickeln.
So ein Projekt haben wir jetzt am vergangenen Donnerstag mit einem Probelauf gestartet. In dem Projekt werden wir in den Dörfern in der Umgebung von Kyela Solarpräsentationen abhalten. Am Donnerstag fand die erste Präsentation vor den Mitarbeitern von TMF statt mit vielen guten Anmerkungen und Verbesserungsvorschlägen. Genaueres über das Projekt erfahrt ihr hier auf meinem Blog unter der Seite "Über mein Projekt" oben auf der Seite unter der Überschrift.
Die erste richtige Präsentation soll am Montag stattfinden und da immer noch nicht alles wirklich fertig vorbereitet ist, bin ich doch mal sehr gespannt ob unser Plan in erfüllung geht - immerhin haben wir daraufhin konkret seit Ende Dezember hingearbeitet.
Es mussten Kosten kalkuliert, ein entsprechender Projektgeldantrag an die DTP und Tarea gestellt, mit dem Techniker über Details gesprochen, Telefonate geführt, ein Flyer erstellt und überprüft und noch einiger anderer Kleinkram erledigt werden.
Jetzt sind die Vorbereitungen abgeschlossen und ich bin gespannt, was aus der Präsentation am Montag wird.

Donnerstag, 20. Januar 2011

Luxus

Nachdem Jonas und m
ir während den drei Wochen zusammen mit den anderen Freiwilligen aufgefallen ist, wie bescheiden wir doch hier in Kyela leben, haben wir uns dazu entschlossen, langsam etwas Luxus in unser Leben hier fließen zu lassen.
Luxus natürlich nicht wie in Deutschland, aber einige Dinge machen einem das Leben doch um einiges einfacher hier.
1) Kühlschrank nutzen: Seit Anfang Dezember haben wir jetzt einen Kühlschrank bei uns im Esszimmer stehen. Damit kann man natürlich viele tolle Dinge anstellen. Alleine bei den Temperaturen hier immer kühles Trinkwasser zu haben ist schon echt angenehm.
Doch nicht nur Wasser steht bei uns im Kühlschrank...
2) Frischer Saft. Saft zu kaufen ist irgendwie ziemlich teuer, denn es gibt ihn meist in einem der 3 kleinen Supermärkte hier in Kyela. Früchte sind hier ja aber sehr güngstig und da Anna die Kunst beherrscht aus Ananas, Bananen und Papaya bzw. Avocado einen sehr erfrischenden Saft herzustellen, haben wir jetzt Morgens immer eien Frühstückssaft.
3) Soda. Auch für Soda, also Fanta, Cola und Co. ist immer Platz in unserem Kühlschrank. Da wir uns jetzt immer gleich einen ganzen Kasten kaufen, merken wir sogar nicht soviel von drastischen Preisanstig der 0,35 Flasche im Restaurant um 20 Prozent auf 30 Cent. Was gibt es schöneres, als völlig durchgeschwitzt und kaputt nach Hause zu kommen und erstmal eine kalte Fanta zu trinken?
4) Marmelade. Auch für Marmelade ist genug Platz da, selbstgemacht versteht sich. 4 Kilo Früchte haben Jonas und ich mittlerweile zu Marmelade verarbeitet, Einmal Mango pur und einmal Mango-Ananas, sehr lecker, auch wenn die perfekte Mischung aus Limettensaft und Zucker noch nicht von uns gefunden wurde.
5) Brot. Wer Marmelade hat, muss natürlich auch Brot dazu essen. Normalerweise gibt es hier in Tansania nur Toastbrot, doch auch da hilft uns Anna kräftig, indem sie uns frisches Brot backt.
6) Milch. Seit kurzem haben wir hier auch die Möglichkeit, frische Milch zu bekommen. Die wird dann abgekocht und entweder heiß oder kalt genossen. Die Idee Kakao zu kaufen ist schon da, allerdings noch nicht vollbracht.
7) Der krönende Abschluss: Wo Milch und eine Luftbrücke ist, da ist die Idee von Pudding natürlich nicht weit. Pudding. Wirklicher leckerer Pudding, Mit selbstgemachtem Rührbesen (Aus einer Plastikflasche) cremig geschlagen. Wirklich ein leckerer Luxus.

Vielleicht muss ich mich zurück in Deutschland ja doch nicht so sehr wieder umgewöhnen.

Meine Luftbrücke



Wie ist das eigentlich so in Tansania zu leben? Vermisst man da nicht viele Sachen von zu Hause? Gerade essenstechnisch ist es da doch bestimmt etwas eintönig, oder? Nicht mal etwas Süßes zwischendurch? Immer nur Frühstück, Mittagessen, Abendessen, nichts für Zwischendurch?

Ja, eigentlich stimmt das alles. Etwas zwischendurch essen hier die wenigsten. Auf der Arbeit sind es höchstens mal ein paar Erdnüsse und zu Hause vielleicht mal ein paar Mangos oder andere Früchte. Aber richtiges Süßes?

In Dar es Salaam ist das natürlich kein Problem, dort kann man ins Mlimani City, in ein riesiges Einkaufszentrum gehen, wo man alles bekommt, ob nun Schokoriegel, Gummibärchen oder leckere Kekse.
Doch in Kyela gibt es sowas natürlich nicht, und so bin ich auf etwas anderes angewiesen, um mir ab und zu doch mal ein Stückchen Schokolade oder einen Keks gönnen zu können: Meine Luftbrücke.
Die Post hier in Kyela ist so zuversichtlich, dass die Post hier (bis auf eine Ausnahme) immer ankommt. (Und selbst die Ausnahme kam nach 2 Monaten unversehrt an). Postkarten aus Spanien, Weihnachtskarten, normale Briefe und Großbriefe bis zu einem Kilo.
Und gerade in diesen Großbriefen kann man wunderbar viel verstauen. Schokolade, selbstgebackene Weihnachtsplätzchen, Gummibärchen, Zeitschriften, Zeitungen, Bücher, Fotos, DVDs und vieles mehr.
Und da meine Eltern mir immer fleißig Briefe schicken, kann ich fast jede zweite Woche zur Post gehen um mir ein neues Versorgungspäckchen abzuholen.
Deshalb hab ich hier also nie das Problem, nichts Süßes da zu haben, wenn ich mal nachmittags gemütlich auf dem Sofa liege um zu lesen.

Die Päckchen auf dem Foto stammen allerdings nicht von meinen Eltern und waren auch nich für mich, sondern für meine Gastfamilie und Nachbarn gedacht, ein Weihnachtsgeschenk unserer Vorgängerin Anna.

Freitag, 14. Januar 2011

Immerhin bequemer als laufen...

Das einzige Problem am Freiwilligenhaus in Mafinga ist, dass man immer etwa 45 Minuten in den Ort laufen muss wenn man Besorgungen zu machen hat. Aber wer weiß, vielleicht liegt daran aber ja auch der Vorteil durch die Abgeschiedenheit.
Trotzdem ist es natürlich immer recht anstrengend, diesen Fußmarsch zu bewältigen, zumal es auch noch Berg auf geht.
Nicht jedoch an einem Tag, als wir unten im Ort Godwin, einen Bekannten, trafen, der mit seinem Auto da war. Godwin ist ein ehemaliger Mafinga-Absolvent, also ausgebildet im Bereich Erneuerbare Energie, der jetzt versucht, ein eigenes Business in dem Bereich aufzuziehen.
Er hatte zwar kein großes Auto, lediglich eine japanische Version eines Golf Kombi, eigentlich für 5 Leute ausgelegt. Eigentlich... aber egal.
Da wir nunmahl 10 Leute plus Godwin waren mussten wir ein bisschen zusammenrücken.
Die beiden, die vorne zusammen auf dem Beifahrersitz saßen hatten es noch einigermaßen bequem. Auch die 4 Leute auf der hinteren Bank sind an sich kein Problem. Schwierig wird es dann nur, wenn sich im Kofferraum 3 Leute quetschen müssen und dazu eine Person einmal quer durchs Auto lag... Pole Carlotta.
Trotz Platzmangels kamen wir dennoch wohl behütet und ausgeruht im Freiwilligenhaus an...

Eine abenteuerliche Busfahrt.

Will man in Tansania größere Distanzen zurücklegen nimmt man am Besten den Reisebus. Man bekommt ordentliche Tickets, hat einen Platz für sich alleine, bekommt teilweise sogar eine Soda spendiert und kommt meist relativ bequem am Zielort an.
Auf der Fahrt von Mafinga nach Dar es Salaam war das leider nicht so.
Von Mafinga aus gibt es nur eine direkte Verbindung nach Dar es Salaam, den Mafinga Express.
Der fährt vom zentralen Busbahnhof ab, ist also leider vom Freiwilligenhaus etwa 45 Minuten zu Fuß entfernt. Da jedoch ein Freund aus Dar es salaam zufällig mit seinem Auto in Mafinga war, konnte er uns Morgens um halb 8 in zwei Fuhren herunter in die Stadt bringen – so der Plan.
Doch da sein Auto just an diesem Morgen nicht anspringen wollte und seine Batterie erst einmal fachmännisch geputzt werden musste, kam bereits die erste Hälfte von uns fast zu spät zum Bus. Also mussten die Freiwilligen den Busschaffner erst einmal überreden, noch ein wenig zu warten. Der wollte aber unbedingt pünktlich los und so kam es zu einer großen Diskussion, in der wir lediglich immer behaupten konnten, die anderen würden jeden Augenblick ankommen. Eigentlich eine tansanische Spezialität und so wurde der Schaffner auch von anderen Leuten ausgelacht, hier hätte er es nicht mit Wazungu sondern mit Wabongo (Tansaniern) zu tun. Die anderen kamen aber nicht und so wurde unser Gepäck wieder aus dem Bus geschmissen und andere Fahrgäste durften einsteigen. Als die anderen dann doch kamen war es schon fast zu spät, aber es reichte noch, um die neuen Gäste wiederum hinaus zuschmeißen und um unsere angestammten Plätze einzunehmen.
Die Fahrt an sich verlief dann erst einmal recht ruhig, allerdings nur bis kurz hinter Mikumi, als sich die Autos vor uns plötzlich stauten und eine schwarze Rauchwolke auf der Straße vor uns auszumachen war. Ein Tanklaster war in den Straßengraben gefahren, beim Versuch wieder heraus zu kommen waren seine Reifen durchgedreht und hatten Feuer gefangen. Der Fahrer konnte sich noch retten aber für die nächsten 3 Stunden war die Straße unpassierbar geworden. Die Feuerwehr kam zwar durch, konnte aber gegen das brennende Benzin nicht viel anrichten.
Währenddessen kamen von den hinteren Autos und Bussen immer mehr Schaulustige, die sich das Feuer vom Nahen anschauen wollten und die erst bei einer großen Explosion mit dazugehörigen Feuerball etwas zurückwichen.
Nachdem dann der Laster fast ausgebrannt war durften die jeweils ersten 30 Autos aus beiden Richtungen passieren – leider hatte unser Bus die Nummer 31. Deshalb mussten wir noch einmal eine halbe Stunde warten, bis die Feuerwehr dann doch mit Löschschaum den Kampf gegen das Feuer gewonnen hatte.
Also zurücklehnen, schlafen und in Dar es Salaam wieder aufwachen- nichts da. Schon nach weiteren 20 Minuten, als wir in Morogoro ankamen war erstmal Schluss mit der Reise denn unser Bus war kaputt. Was genau, dass wussten wir nicht, aber es reichte, dass wir in einen anderen Bus umsteigen mussten.
Das war jedoch kein leerer Ersatzbus sondern ein ganz normaler voller Reisebus, indem nun etwa 20 Personen stehen mussten. Da das aber ja auch nicht ganz der Sinn eines Reisebusses ist schritt die Polizei ein und ließ alle stehenden Passagiere wieder aussteigen. Da standen wir nun also ganz ohne Bus da. Doch dank eines netten und hilfsbereiten Polizeibeamten kamen wir dann doch noch zu unserem Bus – der Polizist hielt einfach so lange die Busse an bis er einen fand, in dem noch Platz war und der in Richtung Dar es Salaam fuhr. Die letzten 2 Stunden saßen wir also in diesem Bus. Warte, nur 2 Stunden? Naja, 2 Stunden Fahrt und nochmal 3 Stunden Stau, diesmal ganz ohne Unfall einfach nur üblicher Feierabendverkehr in Dar es Salaam.
Letztendlich kamen wir also erst um Mitternacht völlig erschöpft im Freiwilligenhaus an. Erschöpft aber glücklich und mit großen Appetit auf die bereits fertigen, von Asia, der guten Seele des Hauses zubereiteten Spaghetti.

Heiligabend


Da ich so oft im Vorfeld berichtet hatte, so richtige Weihnachtsstimmung könnte bei mir gar nicht aufkommen, war ich dann doch sehr überrascht als ich abends am 24. da saß und es sich wie Weihnachten anfühlte.
Der Tag an sich fing recht schlecht an da Christopher die ganze Nacht wach gelegen hatte – nicht wegen der Vorfreude auf die Geschenke sondern wegen Malaria. Also mussten nach einem etwas hektischen Weihnachtsfrühstück mit Brot und Honig Raphael und er erst einmal mit dem Motorrad zum Krankenhaus nach Iringa fahren.
Wir anderen Freiwilligen verbrachten jedoch einen sehr sehr typischen Heiligabend. Vormittags ging es mit Säge und Axt in den Wald um einen Weihnachtsbaum zu schlagen. Wir fanden sogar einen Nadelbaum und mussten nicht wie beim Adventskranz auf eine Palme zurückgreifen.
Mittags wurde der dann mit Schokolade, Gummibärchen und einer selbst gebastelten Sternschnuppe geschmückt und alles für die Bescherung vorbereitet. Nachmittags wurden dann Karten gespielt und natürlich Pippi Langstrumpf geguckt – Michel aus Lönneberga hatte leider niemand dabei.
Um 5 Uhr ging es dann in die Weihnachtsmesse. Zwar waren außer uns Weißen am Anfang nur 3 oder 4 Tansanier da, doch da der Gottesdienst eh erst um Halb 6 anfing, war das kein Problem. Sogar Raphael und Christopher kamen noch pünktlich zum Beginn und auch während des Gottesdienstes, in dem deutsche Weihnachtslieder mit Texten auf Kiswahili gesungen wurden, kamen noch ständig Gäste herein.
Nach dem Gottesdienst gab es dann erst das Weihnachtspilau, dann die Geschenke (Wir haben uns allen gegenseitig im Wichtelprinzip was geschenkt) und abschließend gab es einen gemütlichen Abend zu Kaminfeuer,Gesang, Kerzenschein, Weihnachtsoratorium und tollen Gesprächen.
Es war also ein gemütlicher und friedlicher Abend, dank der Lage Mafingas im Hochland war es sogar richtig kalt und ich war froh über meinen mitgenommenen Wollpullover.
Nur meine Familie fehlte mir ein bisschen, denn es war schon ein komisches Gefühl, ihnen plötzlich nur noch übers Telefon Frohe Weihnachten wünschen zu können...

Auf den Spuren Mkwawas

Da es im Freiwilligenhaus von Mafinga äußerst gemütlich ist haben wir viel Zeit einfach nur mit Ausschlafen, Essen, Plätzchen backen, Holz hacken, spielen und diskutieren verbracht. Immerhin hatte man sich nach so langer Zeit einiges zu erzählen. Doch irgendwann wurde es uns zu langweilig und so bestiegen wir in Mafinga das Dala nach Iringa und wanderten dort auf den Spuren Mkwawas.
Mkwawa war der Anführer der Hehe, eines in Iringa und Umgebung ansässigen Volksstamm. Ein Stamm bezeichnet hier in Tansania eine größere Bevölkerungsgruppe die eine eigene Sprache besitzt und oftmals auch eine zum Teil eigenständige Kultur. In Europa würde man zum Beispiel in den Augen der Tansanier die Basken als einen Stamm bezeichnen.
Hier in Tansania spielt die Stammeszugehörigkeit immer noch eine große Rolle und wenn man sich irgendwo vorstellt kommt es schon mal vor, dass man nicht nur den Namen und die Arbeit sondern auch die Stammeszugehörigkeit nennt. Dennoch ist die Staatszugehörigkeit anders als in anderen afrikanischen Ländern noch ein bisschen wichtiger.
Mkwawa war also Anführer der Hehe, einem kriegerischen Stamm, in Zeiten der deutschen Kolonialherrschaft.
Da die Deutschen Iringa als Militärbasis ausbauen wollten kam es zum Aufstand, dem so genannten Hehe-Aufstand. Während dieser Zeit nutzte Mkwawa einen markanten Fels in der unmittelbaren Umgebung von Iringa um zu meditieren und die nächsten Schritte der Deutschen vorauszuahnen.
Genutzt hat es leider nichts, da die die Deutschen die Hehe mit einer grausamen Hungertaktik letztendlich besiegten, doch den Stein, von dem man eine wunderbare Aussicht über die Stadt genießen kann, kann man noch Heute besteigen.

In der Fremde zu Hause

Fast 3 Wochen war ich nun unterwegs, habe viel Neues gesehen und eine tolle Zeit mit meinen Freunden verbracht. Und genauso wie ich mich früher nach einem Urlaub gefreut habe, wieder nach Hause zu kommen, so habe ich mich gestern Abend gefreut als ich endlich wieder in Kyela, meinem neuen zu Hause ankam.
Schon am Busbahnhof begrüßte mich freudig ein ehemaliger Arbeitskollege und brachte mich in seinem Auto die paar Meter nach Hause. Zu Hause angekommen tanzten die Kinder und stürmten mir entgegen. Und auch Anna war glücklich mich wieder zu sehen.
Ich fühlte mich wirklich wohl und heimisch und bin unglaublich glücklich, so ein zu Hause in der Fremde gefunden zu haben.

Montag, 3. Januar 2011

Ferien

Viel erlebt habe ich in den letzten Wochen und nur von wenigem kann ich hier berichten, genauere Berichte kommen aber ganz sicher noch nach.
In Mafinga habe ich wunderbare Weihnachten mit Kälte, Weihnachtbaum, Geschenken, Kaminfeuer und tollem Essen erlebt. Die Fahrt nach Dar es Salaam war abendteuerlich mit Tanklasterexplosion und Stau gespickt, die ersten Tage auf Sansibar von Durchfall gekennzeichnet, auf Sansibar habe ich tolle Strände, nette Leute, viele Wazungu, leckeres Essen, komische nette Polizisten und tolle Momente erlebt. An Sylvester gabs eine große Party mit viel Musik und Tanz.
Das muss fürs erste reichen, Morgen gehts auf meine Zwischenseminar nach Bagamoyo und am 11.1. bin ich aller voraussicht nach zurück in Kyela.