Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Dienstag, 31. Mai 2011

Der nächste Urlaub

Kaum hab ich die Berichte über den letzten Urlaub beendet, da fängt bald auch schon wieder der Nächste an. Samstag geht es für mich nach Dar es Salaam um dann Sonntags meine Familie vom Flughafen abzuholen.
Zusammen fahren wir in die Udzungwa Mountains, nach Iringa, in den Ruaha National Park, fahren mit einer Fähre über den Nyassasee, bleiben ein paar Tage bei mir zu Hause in Kyela und fahren dann über Tukuyu und Mbeya zurück nach Dar es Salaam von wo die drei dann noch eine Woche Sansibar bereisen.
Ich freue mich schon sehr auf diese Reise und bin wahnsinnig aufgeregt ob meine Planungen auch alle so hin hauen wie sie sollen. Doch wahrscheinlich ist meine Familie da noch mal viel aufgeregter. Sonntag ist dann mein Jahr hier in Tansania also qasi vorbei, zwar habe ich noch knapp 6 Wochen in Kyela nachdem die drei wieder weg sind, aber das Wiedertreffen mit meiner Familie ist für mich wie ein Endpunkt des Jahres.
Komisch. Aber ich kann wirklich auf eine tolle Zeit zurückblicken und habe das Gefühl, genau das Richtige gewählt zu haben als ich mich vor nunmehr über einem Jahr für dieses Jahr in Tansania entschied.
Deshalb werde ich die restlichen Tage genießen können und hab irgendwie schon das Gefühl, alles erreicht zu haben was ich mir vorgenommen hatte. Ein schönes Gefühl.

Freitag, 27. Mai 2011

Auf Mäusejagt

Hier in Kyela ist man in einem Zimmer fast nie allein, denn irgendwas Lebendiges befindet sich immer mit einem im Raum. In der Dämmerung werden die meisten aktiv. Dann sieht man kleine Eidechsen an den Wänden entlang laufen, Spinnen ihre Netze aufspannen, Mücken in eben jenen Netzen gefangen werden und Kakerlaken auf dem Boden entlanghuschen.
Das wird alles eher gelassen gesehen, wird jedoch eine Maus gesichtet kann es zu einer regelrechten Jagd kommen, passiert vor ein paar Tagen im Wohnzimmer meiner Gasttante.
Zusammen mit meinen beiden Gastneffen James und Anton sowie mit Dunia, meinem Gastbruder, saßen wir im Zimmer als Anton plötzlich eine Maus sah. Panya Panya!
Und dann ging es los. Alle rüsteten sich mit Besen aus und die Sofas, die so aussahen als ständen sie schon seit 3 Jahren an ein und demselben Ort, wurden plötzlich kreuz und quer durchs Zimmer geschoben und umgedreht. Denn die Maus war flink und versteckte sich immer wieder unter einem anderen Sofa oder Sessel. Und auch wenn diese ganz umgedreht waren und die Maus schon kurz davor war, von einem Besen erwischt zu werden sah sie immer wieder einen Ausweg und wenn es auch ein waghalsiger Sprung aus 70 Zentimetern Höhe war.
Im Endeffekt entkam die Maus in eine kleine Abstellkammer, die zwar bei dieser Gelegenheit gleich mal entrümpelt wurde, die ihr jedoch ausreichend Verstecke bot, vielleicht ja sogar auch ihr Hausloch beinhaltete.
Die drei Kammerjäger waren ganz schön erschöpft und ärgerten sich über den ausgebüxten Fleischspieß. Ob das mit dem Rösten der Maus ernst gemeint war, bekam ich leider nicht heraus

Donnerstag, 26. Mai 2011

Ein Abend in Itunge

Meine Gasteltern wohnen in einem großen Haus in Itunge, etwa 20 Minuten mit dem Fahrrad vom Stadtzentrum entfernt.Das Haus hat einen großen Innenhof, von dem unzählige Zimmer und Kammern abgehen, die normalerweise leer stehen. Ich habe zwar viele Gastgeschwister (Ich glaube ich kenne 7) aber die sind alle schon ausgezogen. Neben meinen Gasteltern wohnen in dem Haus zur Zeit mein Quasi Gastbruder Dunia, der aber eigentlich so eine Art Enkel zweiten Grades meiner Eltern ist, James und Anton, Söhne von meinem Gastbruder und Fredi, Sohn meiner ältesten Gastschwester.

Da im Moment auch noch drei meiner Gastschwestern mit ihren jeweiligen Kindern da sind, zwei von ihnen noch Säuglinge, herrschte gestern im Haus ein großes Treiben.

Meine Gasteltern sitzen im Wohnzimmer auf dem Sofa, gerade wurde der Fernseher angemacht und jetzt schaut man Nachrichten. Eine Nachbarin ist noch da, unterhält sich mit den beiden und ist überrascht, als sie mich Kiswahili sprechen hört.

Vor dem Haus sind ein paar Stühle aufgebaut um die die kleinen Kinder laufen und spielen, auf den Stühlen sitzt James, ganz der stolze Onkel seine Nichte Mercy halten, und eine meiner Gastschwestern mit dem Kind der andere Gastschwester. Auch ich darf mal eines der Kinder halten. Als die beiden Kleinen zu schreien anfangen werden sie zu ihren Müttern gebracht, die gerade am Kochen sind. Auf kleinen Hockern hockend kochen sie über Holzkohle Reis mit Soße. Eine war eben auch noch mit dem Auswaschen der Kinderwindeln beschäftigt. Anton, mein anderer Gastneffe wird derweil von meinem Gastvater hin und her geschickt, mal muss er neues Wasser aus dem Brunnen holen, dann die Kühe vor dem Haus versorgen, dann Töpfe fürs Kochen abwaschen. Langsam wird es auch Zeit für die allabendliche Wäsche, Fredi, eben noch draußen am herumwuseln wird nun in einen kleinen Waschzuber gesteckt und gewaschen, zuerst als Schocktherapie mit kaltem Wasser, dann mit warmen Waschwasser. Er planscht ein bisschen im Wasser bis er von meinem Gastbruder Dunia verscheucht wird und zu seiner Oma läuft, damit er neue Sachen zum Anziehen bekommt. Ganz stolz zeigt er das heute neu in der Vorschule gelernte: „Who one wants to cry everytime?“ - „No one!“.

Während des ganzen Trubels versucht sich Dunia auf sein Schulheft zu konzentrieren, er hat am kommende Tag eine Klausur in der Schule, deshalb lernt er noch ein bisschen. Irgendwann muss er aber meinem Gastvater helfen einen großen Sack Reis auf das Lastenfahrrad zu hieven. Selbst meine Hilfe wird gebraucht, denn der Sack ist bestimmt über 100 Kilo schwer.

Dann bringen wir den Sack zu der Schwester von meinem Gastvater, Dunia schiebt, Anton James und ich begleiten ihn.

Plötzlich ist alles still, der Trubel wird hinter uns gelassen und wir laufen durch eine ruhige sternenklare Nacht.

Dienstag, 24. Mai 2011

Reisebilder

Leider saß ich während der Reise fast nur im Bus, deshalb gibt es gar nicht so viele Fotos, ein paar Sachen konnte ich dennoch festhalten.


Ann-sophie, Charlotte und Sven, die Ruandafreiwilligen beim Abendessen in Sumbawanga

Der angebliche Wunderheiler in Loliondo nahe Arusha verfolgte uns die ganze Reise über. An jedem Busbahnhof wo wir ausstiegen wurden wir gefragt, ob wir nicht nach Loliondo wollten. So ein Pick-Up war dann meist das Gefährt für die Fahrt, hier zu sehen in Mwanza.

Meine erste Pizza seit Neujahr auf Sansibar, sehr lecker. Wir haben sie erst nach Nachfragen bekommen. Normalerweise haben etwas gehobenere Restaurants immer ein großes Angebot auf der Karte stehen, in wirklichkeit gibt es dann aber doch nur Reis und Ugali. Erst wenn man nachhakt hat man die Chance, doch noch andere Sachen zu bekommen


Die Rosinenschnecken in Kigali waren das kulinarische Highlite der Reise. Gegessen haben wir sie an der Straße sitzend, was, wie wir später erfuhren, quasi verboten ist in Kigali. Dort soll alles so westlich und ordentlich wie möglich sein, deshalb sollen die Leute sich auch rein setzen wenn sie etwas essen. Dass wir jedoch auch auf der Straße aßen widersprach ja eigentlich der Argumentation, es wäre "unwestlich".

Ein sehr leckeres halbes Hühnchen zusammen mit einem Zwiebelsalat und herrlichen gerösteten Kartoffeln.

Isi und ich am Grenzübergang nach Ruanda.

Ein Haufen Weißer in Mwanza:Maike, Marlene Christopher, Michi, Till und Kornelius (Von links nach rechts) beim Kaffee trinken.

Original deutsche Räucherwurst auch aus Kigali, gegessen an der Ruandischen Grenze.


Die Kalambo Wasserfälle Nahe Kapozwa Village an der Tansanisch-Sambischen Grenze



Erstens kommt es anders... Der Reise letzter Teil

Also konnten wir am nächsten Tag endlich ein wenig ausschlafen. Nach einem (natürlich) ausführlichem Frühstück warteten wir auf den Fahrer. Wegen des Anrufs am Vortag hatten machten wir uns ein wenig Sorgen, dass er nun gar nicht mehr aufkreuzte. Tat er auch nicht, auch nach mehrmaligem Anrufen nicht. Er wollte noch einmal über den Preis reden, wir meinten, er solle erst mal kommen, dann würden wir weiter sehen. Aber er kam nicht. Pech gehabt.

Aber: Aufgeben war nicht so unser Ding, auch in Aussicht auf gesparte 100.000 TSH, deshalb fragten wir einfach den nächstbesten Menschen am Straßenrand nach einem Fahrer für die Kalambofalls. Und wieder Bingo, auch er kannte jemanden, der ein Auto besaß und uns da hin bringen konnte.

Wieder für 100.000, diesmal eindeutig inklusive Sprit. Was will man mehr?

„Waren Sie denn schon mal bei den Wasserfällen?“ - „Ja, schon sehr häufig!“ - „Und kommen da viele Touristen hin?“ - „Ja, viele Touristen.“ - „Und mit ihrem Auto klappt das, wir brauchen keinen Geländewagen?“ - „Nein nein, das klappt alles schon!“

Und nach einer Stunde waren wir auch schon da, in Kalambo. Wir hatten uns schon gefragt, wie hier plötzlich 200 Meter hohe Wasserfälle sein sollten. Doch nun gut, der Fahrer wusste ja was er tat. Doch als wir dann vor der Kalambo Farm hielten, waren wir schon ein wenig verdutzt. „Hier kann man jetzt Kühe und Ziegen sehen, wir melden uns mal da vorne an.“ - „Wir wollen aber keine Ziegen sehen, wir wollen zu den Wasserfällen.“ - „Nee, Wasserfälle gibt es hier nicht... aber ihr habt doch Kalambo gesagt oder?“ - „Ja, Kalambo Falls

Es gab also wohl Verständigungsschwierigkeiten. Naja, was was heißt Verständigungsschwierigkeiten. Wir hatten uns deutlich genug ausgedrückt, doch der Tansanier meinte es besser zu wissen. Das ist gar nicht böse gemeint, aber das ist uns während der Reise häufiger passiert, dass Menschen uns helfen wollten und uns das gesagt haben, wo sie dachten, es würde uns am meisten helfen.

Haben wir also nach einem günstigen Guesthouse gefragt, dann wurde uns ein edles gezeigt, wir sind ja schließlich Wazungu, wollten wir zum Busbahnhof wurden wir an irgend eine Straße gestellt, an der der Bus vorbei fahren sollte, vielleicht weil es auf den Busbahnhöfen Diebe gibt und dieser Fahrer, der keine Ahnung von den Kalambo Falls hatte wollte uns nicht eingestehen, dass er keine Ahnung hatte sondern wollte uns so gut wie möglich helfen, in dem er uns auf die Kalambo Farm brachte.

Pech, nach einigem Nachfragen bekamen wir jedoch den richtigen Weg heraus, und nach einiger Diskussion mussten wir auch kein weiteres Geld bezahlen, obwohl wir nochmal kräftig nachtanken mussten. Aber unser Fehler war es ja nicht, das sah auch der Fahrer ein.

Nach einer langen Fahrt über holprige schmale Pisten („Das hier ist eine Abkürzung, die geht viel schneller und spart uns viel Zeit“ - „Würde es vielleicht besser sein, wir fahren auf der richtigen Straße schnell anstatt auf diesem Weg mit 10 km/h langzuschleichen?“) kamen wir irgendwann in einem kleinen Dorf ein, wo sich ein Tourguide zu uns gesellte, der sich bereits gedacht hatte, dass wir Weiße zu den Wasserfällen wollten. Mit dem Guide ging es dann noch 2 Dörfer weiter und der Weg wurde immer schlechter. Vielleicht währe ein Geländewagen doch besser als das Taxi gewesen.

Im letzten Dorf dann strömten die Kinder nur so auf uns zu, sowohl fasziniert wegen des Autos als auch wegen uns Weißen. Bisher hatte ich nie Probleme mit schreienden Kindern, diese aber waren wirklich aufdringlich und nervig. Ich fühlte mich unwohl im Auto von so vielen Kindern bedrängt zu werden und war froh als wir weiter fuhren. Eigentlich hätten wir uns vorher noch beim Dorfchef melden müssen, der war aber auf einer Beerdigung. Deshalb ging es nun direkt zu den Wasserfällen. Gerne wären Isi und ich ein wenig gewandert, doch der Guide meinte ständig: Boarh, das ist noch soo weit, das könnt ihr nicht zu Fuß gehen. Bis wir dann irgendwann quasi im fahren die Türen aufmachten um auszusteigen. Ab da waren es übrigens noch 10 Minuten. Wieder so ein Beispiel wo die Leute sich einfach nicht vorstellen konnten, dass wir wirklich in der Sonne zu Fuß gehen wollten und uns deshalb davon abrieten, um uns zu helfen.

Die Wasserfälle waren dann einfach wunderbar und der ganze Stress hatte sich gelohnt. Wirklich eine atemberaubende Szenerie. Die letzten paar Meter gingen wir an einem kleinen Fluss entlang, der ganz ruhig vor sich hin flusste um dann urplötzlich einfach so über eine Kante 200 Meter in die Tiefe zu fallen, ohne Vorankündigung. Eine riesige kahle Felswand stand plötzlich einfach so in der Landschaft und das Wasser fiel so tief, dass wir den Boden gar nicht sehen konnten. Unten sahen wir lediglich tausende Wassertropfen, die sich zu einem Regenbogen formten und wir staunten wirklich nicht schlecht über dieses Schauspiel.

Leider waren die Kinder bis zum Wasserfall neben uns hergelaufen und ich hätte diese Eindrücke lieber für mich alleine genossen. So stand immer jemand neben mir und ich konnte die ganze Schönheit gar nicht ganz überblicken. Der Fahrer drängte dann auch bald auf die Rückkehr, durch das Verfahren am Anfang hatten wir uns natürlich ordentlich verspätet und waren aus dem Zeitplan geraten.

Nach ein paar Fotos, die wir in beängstigender Nähe zum Abgrund machten, ging es dann auch schon leider wieder zurück. Kein gemütliches Picknick und leider auch kein Ausflug nach Sambia, dass auf der anderen Seite des Flusses lag.

Nachdem wir im Dorf dann doch noch den Dorfchef trafen um nachträglich eine Eintrittsgebühr zu bezahlen machten wir uns auf den Rückweg.

Da das Benzin fast alle war mussten wir noch einmal teuer im Dorf nach tanken, dazu hatten wir auf dem Weg eine Reifenpanne und dann fing es auch noch heftig an zu regnen. Und es kam wie es kommen musste, die Abkürzung verwnadelte sich plötzlich in einen Sturzbach, der Motor des Wagens streikte mehrmals und ging nicht mehr an weil irgendwas nass geworden war und als wir dann endlich dachten, das schlimmste wäre überstanden, steckten wir plötzlich mit 2 Reifen im Graben und standen steif, ohne vor und zurück. Es wurde dunkel und kein Dorf war in Sicht, zum Glück kamen aber Leute auf dem Weg vorbei, die uns halfen, das Auto wieder aus seiner misslichen Situation zu schieben. Und das bei Starkregen und Dunkelheit. Kurze Zeit dachten wir schon, wir kämen gar nicht mehr im Hotel an, als wir es dann aber doch irgendwie schafften, den Wagen wieder zu laufen zu bringen waren wir sehr froh.

Abends im Hotel ging es dann schnell unter die warme Dusche und dann ab ins Bett, das Restaurant hatte leider schon geschlossen.

Ein wirklich abenteuerlicher Ausflug.

Am nächsten Morgen fuhren wir dann gemütlich mit einem weiteren Sumrybus zurück nach Kyela. Keine weiteren Vorkommnisse und ab Tunduma, 2 Stunden vor Mbeya, gab es sogar wieder eine asphaltierte Straße.

Im Mbeya gingen wir dann, was auch sonst, frühstücken, auch hier erst wieder nach langen Herumfragen, weil alle uns in ein tolles Restaurant oder das teuerste Hotel in der Stadt führen wollten.

Nachmittags stiegen wir dann endlich in den letzten Bus nach Kyela.

Nach 10 Tagen Reise, davon 8 Tagen in einem mehr oder weniger bequemen Bus, vielen verschiedenen Guesthouses, Unmengen an Frühstücken, vielen viel zu kurzen Nächten, tollen Begegnungen, interessanten Erfahrungen, Grenzübertritten, Pizza, deutscher Wurst, langen Preisverhandlungen, Rosinenschnecken, viel unnützer jedoch gutgemeinter Hilfe, westlichen Eindrücken und einer wunderbaren Zeit und vielen tollen Gesprächen mit Isi war ich wieder zu Hause angekommen.

Montag, 23. Mai 2011

Erstens kommt es anders... Meine Reise Teil 5

Der Bus am nächsten Morgen war von Sumry, was eigentlich immer ein gutes Zeichen ist, denn Sumry gilt als das High Class unternehmen in Tansania. Der bessere Bus, eindeutig bessere Plätze sowie eine bessere Straße ließen uns den folgenden Abschnitt quasi regelrecht genießen. Wir fuhren sogar auch durch einen Nationalpark, den Katavi, doch da Isi und ich an der falschen Seite saßen sahen wir gar keine Tiere, die Freiwilligen aus Ruanda auf der anderen Seite des Buses sahen zumindest einige Gazellen und Elefanten.

Mittags kamen wir schon in Sumbawanga an und wieder einmal war es Zeit für ein spätes Frühstück. Irgendwie ließ mich diese Reise das Frühstück wieder viel mehr schätzen, zu Hause in Kyela wird es meist hastig verschlungen weil man mal wieder ein wenig spät dran ist, hier auf der Reise konnte ich verschiedenste Frühstückskreationen ausprobieren: Chapati, Maandazi, frischer Saft, Tee, Milch, Sambusa, Vitumbua... ein tansanisches Frühstück hat schon einiges zu bieten. Und auf den vielen Busfahrten war das Frühstück, angereichert durch ein paar Bananen, Schokokekse und vielleicht einen gerösteten Maiskolben am Abend unser einziges Essen.

Das Guesthouse, oder eher gesagt das mehrstöckige Konferenzzentrum, in das wir einzogen hatten wir uns schon vorher ausgesucht, da es aber erst zu teuer war schauten wir noch nach ein paar anderen Guest houses, die aber alle nicht überzeugen konnten. Im Endeffekt bekamen wir aber sogar ein 5er Zimmer, was echt super war. Das zusammen mit einer warmen Dusche war das Geld echt wert.

Den Nachmittag erkundeten wir Sumbawanga und planten schon einmal den nächsten Tag, unseren zweiten Ruhetag. Den hatten wir uns nach einer quasi ununterbrochenen Busfahrt über 5 Tage und 2 Länder auch verdient. Geplant war ein Besuch der Kalambo Wasserfälle, immerhin die zweithöchsten in ganz Afrika (Nicht nach den Victoriafällen, die sind nur so unglaublich breit und imposant, die höchsten liegen in Südafrika). Das Problem ist nur, dass diese Wasserfälle touristisch rein gar nicht erschlossen sind. Unser Reiseführer erwähnt sie zwar, aber nur ganz kurz ohne eine genaue Wegbeschreibung. Immerhin stand da ein der Name eines Hotels, dessen Personal angeblich geführte Touren anbietet. Aber weit gefehlt, im Hotel kannte niemand diese Wasserfälle, nur der Chef soll da irgendwas mit zu tun haben, der sei aber im Moment nicht da. Immerhin tauschten wir Nummern aus und machten uns dann weiter auf die Suche.

Im Endeffekt haben wir dann einfach jemanden auf der Straße gefragt, ob er nicht vielleicht die Kalambo Falls kennt und einen Weg weiß, wie wir da hin kommen können. Und Bingo! Er kannte einen Fahrer, der dann auch sofort vorbei kam. Wir handelten einen Preis aus (Von anfänglichen 200.000 (Knapp 100 Euro) auf 100.000) und verabredeten uns für den nächsten Morgen. Noch total happy über unser gutes Handeln gingen wir zu Abend essen, bekamen dann aber nochmal einen Anruf vom Fahrer. Ob denn der Preis inklusive oder exklusive Benzin sein. Inklusive, so hatten wir das verstanden. Er murrte zwar ein bisschen, willigte dann aber ein und wir aßen noch eine Kleinigkeit zu Abend, bevor wir zurück ins Hotel gingen. Es war der letzte Abend mit den Ruandafreiwilligen, die hatten sich nämlich entschieden so schnell wie möglich nach Iringa zu kommen und keinen Tag zu warten.

Freitag, 20. Mai 2011

Erstens kommt es anders... Meine Reise Teil 4

Abends waren wir also in Kigoma am Tanganikasee, dort, wo wir eigentlich die MV Liemba, ein altes deutsches Fährschiff besteigen sollten. Da der Zeitplan aber geändert wurde mussten wir darauf verzichten und bereiteten uns auf eine lange staubige Busfahrt vor.

Die Stadt war schnell besichtigt, im Reiseführer hörte sich alles ein wenig aufregender an, gerade die alten Kolonialbauten. So bekamen wir nur den Bahnhof und ein altes anderes Gebäude zu sehen. Spannender war da schon die Suche nach dem Schiff, das im Hafen vor Anker lag, das wir aber nicht fotografieren durften. Leider kam man sonst nicht wirklich gut zum See und deshalb bummelten wir noch ein wenig über den Markt bevor wir uns mit den anderen in einem Restaurant zum Abendessen trafen: Es gab Pizza, und die war nicht einmal schlecht, nicht wahr?

Abends gingen wir dann noch was trinken und tauschten uns über das erlebte aus. Wir berichteten von den Ruandaeindrücken, die anderen drei erzählten uns von Bukoba und ihrem Plan, 2 Motorräder zu mieten um nach Mbeya zu fahren. Da Isi und ich beide kein Motorrad fahren können und ganz schön Respekt vor so einer Strecke hatten besorgten wir uns lieber Bustickets für den alle 2 Tage fahrenden Bus nach Mpanda. In Sumbawanga, so der Plan sollten wir uns dann wiedertreffen, spätestens jedoch in Mbeya.

Unser Guesthouse war sehr nett, mit Fernseher und eigener Dusche und nicht viel teurer als das vorherige.

Während die anderen drei also ausschlafen durften mussten Isi und ich mal wieder früh raus um zusammen mit den Ruandafreiwilligen den Bus zu erwischen. Der am Vortag gemietete Taxifahrer kam leider nicht und wir hatten Glück, dass wir einen anderen trafen, der uns sogar für weniger Geld zum Abfahrtsort fuhr.

Der Bus machte nicht den besten Eindruck auf uns und leider hatten wir nur noch Tickets für die letzte und vorletzte Reihe bekommen, etwas was man in Tansania nie machen sollte...

Denn die Piste nach Mpanda war das schlechteste, was ich bis her in Tansania gesehen hatte und auf den letzten Plätzen flogen wir bei jedem noch so kleinem Schlagloch fast einen Meter in die Höhe. Dazu klapperten die Scheiben, fielen teilweise ganz raus, war die eine Rückenlehne kaputt und unsere Sitzbank locker, sodass sie immer mit uns in die Luft flog.

Nach den ersten beiden Stunden, die sogar zur Hälfte auf asphaltierter Strecke war gab es erst mal eine richtig lange Pause, wir wissen nicht warum, doch den Rest, etwa 5 Stunden, fuhren wir in einem durch und es war Tortur. Wir hatten regelrecht Muskelkater vom krampfhaften Festhalten an die Lehne der Vorderfrau und alle Knochen taten weh vom ständigen harten zurück prallen auf den Sitz.

Wir waren wirklich froh, als wir endlich Nachmittags in Mpanda ankamen. Dort gab es erstmal Essen, bevor wir uns auf die Suche nach einer Unterkunft machten. Wir waren in mehreren Guesthouses, doch da wir Weiße waren wurden uns meist nur teurere Unterkünfte gezeigt, die Guesthouses mit niedrigen Preisen waren leider eh meist schon ausverkauft. Naja, was heißt teuer, wir schauten, dass wir nicht mehr als 3 oder 4 Euro pro Person pro Nacht aufbringen musste. Geizig? Vielleicht. Aber wir sind ja auch keine reiche Touristen sondern Freiwillige, die mit ihrem Taschengeld haushalten müssen.

Im Endeffekt landeten wir in einem Guesthouse, wo wir nach ein bisschen Verhandeln einen recht guten Preis bekamen weil in ein Zimmer eine Matratze gelegt wurde. Abends machten wir nichts mehr großes sondern ruhten uns in unseren Zimmern aus, sprachen ein bisschen über das Erlebte und gingen recht früh ins Bett, am nächsten Tag wartete ja schon die nächste Etappe auf uns, wieder ein frühes Aufstehen.

Diesmal wurden wir sogar geweckt, allerdings früher als gedacht: Immigration! Isi und ich waren schon am schlafen und waren ziemlich verwirrt, Isi meinte nur: Brauchen wir nicht! Und ich ging schlaftrunken zur Tür, vor der mich 3 Immigration Officers begrüßten, Leute von der Einwanderungsbehörde also.

„Hää? Guten Morgen?“ - „Nee, es ist noch nacht!“ Es war wirklich erst 11 Uhr, aber ich hatte das Gefühl, es wäre schon 5 Uhr Morgens.

Problem war wohl irgendwie der Eintrag ins Gästebuch gewesen, dort hatte ich keine Passnummer eingetragen, dass war wohl irgendwie nicht ganz richtig. Im Endeffekt wollten sie aber wohl einfach nur schauen, ob mit den Wazungu und deren Papieren alles in Ordnung sei.

Als ich dann kapiert hatte was sie wollten holte ich meinen Reisepass und nachdem die Officers meine Resident Permit sahen waren sie plötzlich ganz freundlich und verständlich. Als dann auch Isi ihre hervorgekramt hatte, durften wir in Ruhe weiter schlafen. Ein paar Stunden blieben uns ja noch bis zur Abfahrt.

Mittwoch, 18. Mai 2011

Erstens kommt es anders... Meine Reise Teil 3

Den folgenden Vormittag über schauten wir uns Kigali an und genossen die uns gebotenen kulinarischen Genüsse: Rosinenschnecken mit echtem Zuckerguss und Kirschplunder. Fanden taten wir diese uns in Tansania nicht zugänglichen Raritäten in einem riesigem Einkaufszentrum, was auch deutsche Wurst anbot und eigentlich alles hatte was auch ein großes Einkaufszentrum in Deutschland anbieten würde. Also wieder ein sehr westliches Bild.

Da wir die Sicherheitsleute überreden konnten, 2 Stunden auf unser Gepäck aufzupassen, hatten wir nun die Möglichkeit, uns Kigali ein wenig anzuschauen und genüsslich an einem riesigem Verkehrskreisel unser Frühstück zu genießen. 2 Tage später erfuhren wir übrigens, dass es in Ruanda quasi verboten ist, auf der Straße zu essen (Echt wahr)... Vielleicht schauten uns die Leute deshalb so komisch an, wir dachten es wäre nur wegen unserer Hautfarbe.

Viel zu bieten hat Kigali als Stadt nicht, wir streiften ein wenig durch die Straßen und gingen in einige Geschäfte, aber was gefunden haben wir nicht. Einen Markt wie er in Tansania oft der Mittelpunkt einer jeden Stadt ist mit Straßenverkäufern, Obsthändlerinnen und allem möglichem Ramsch fanden wir nicht, vielleicht lag das aber auch daran, dass wir keinen Stadtplan hatten.

Am Ende der 2 Stunden gingen wir dann noch in eines der höheren Gebäude um ein wenig die Aussicht über die Stadt zu genießen. Kigali ist nämlich wie ganz Ruanda an mehreren Hügeln gelegen, und auch wenn man nicht die ganze Stadt überblicken konnte war es schön, die sich den Berg hinaufschraubenen Straßen zu sehen, an denen sich die Häuser aufreihten.

Mittags versorgten wir uns dann noch mit deutscher Wurst und Brötchen, die fast als Vollkornbrötchen durchgehen könnten, holten unser Gepäck und machten uns auf zum Bus in Richtung tansanischer Grenze.

Quasi im Niemandsland zwischen ruandischer und tansanischer Passkontrolle genossen wir dann unser „deutsches“ Mittagessen, wieder an der Straße.

Diese beiden halben Tage in Ruanda haben mich wirklich beeindruckt und mich mal wieder merken lassen, wie blöd und falsch es ist, von Afrika als einem Land zu reden. „Wie geht’s dir denn in Afrika?“ Höre ich dann doch immer mal wieder, doch wie soll von einem ganzen Kontinent berichten können?

Ruanda also ganz anders als Tansania: Klein, alles gut zu erreichen, Rechtsverkehr (Ich habe mich bis zum Schluss immer noch erschrocken, wenn uns im Bus ein Laster entgegen kam), saubere, breite Straßen, Vorgärten, keine „Hütten“ an der Straße, keine weiten Ebenen, dafür aber unzählige grüne Hügel... ich bin froh, dieses Land bereist zu haben.

Abends waren wir dann wieder in Benako, da, wo wir am Vortag schon mal durchgefahren waren.

Kaum angekommen bemerkten wir auch schon gleich die anderen 3 Wazungu im Ort, drei deutsche Ruandafreiwillige auf dem Weg nach Mwanza. Wir verstanden uns sehr gut und die drei waren froh über Kiswahiliübersetzer.

Die Häuser des Ortes reihten sich an der Hauptstraße, es gab mehrere kleine Restaurants und Läden, 2 kleine Guesthouses, viele dicke Laster, die dort halt machen mussten weil die Grenze schon geschlossen hatte und keinen Strom. Bis 10 lief der Generator im Guesthouse, danach war man auf Kerosinlampen angewiesen. Bis es aber dunkel wurde liefen Isi und ich noch einmal quer durch den Ort auf der Suche nach einer Massaidecke. Am Ende eilte uns schon die Nachricht voraus von den beiden Wazungu, die richtig toll Kiswahili sprechen können. Alle Leute freuten sich wirklich, scheinbar kommt ein Kiswahilisprechender Reisender nicht so oft in diesen Ort, und wir waren wieder einmal stolz darauf, wir gut wir doch schon Kiswahili sprechen können. So kamen wir mit vielen Leuten in interessante Gesprächen, zuletzt mit einer Gruppe Lasterfahrer aus Somalia, die stolz davon berichteten, dass die Räuber auf der Straße so viel Angst vor Somaliern hätten, dass sie gar nicht überfallen werden würden, dass wäre wie damals mit den Amerikanern in Mogadischu, „Die hätten auch nicht geglaubt, dass wir deren Helikopter vom Himmel holen konnten“. Abends wurde dann noch eine Ananas zusammen mit den Ruandafreiwilligen gegessen und da die drei von uns nun erfuhren, dass der Zug, den sie eigentlich aus Mwanza nehmen wollten gar nicht mehr fährt entschlossen sie sich kurzfristig, mit uns über Kigoma mit nach Mbeya zu kommen. Das Umtauschen der Bustickets war nicht so einfach, auch mit meinen Kiswahilikenntnissen konnte ich den Ticketverkäufer nicht überzeugen, der plötzlich ziemlich aggressiv wurde. Zum Glück war ich ja nicht alleine und Isabel konnte den werten Herrn beruhigen und kaufte dann auch gleich die Tickets für die drei nach Kigoma. Da wir uns aber schon dachten, dass die Preise nicht stimmen konnten und eher Touristenpreise waren entschlossen wir uns, am nächsten Tag einen Bus später zu nehmen und darauf zu hoffen, dass wir dort noch ein Ticket bekommen würden.

So kam es dann auch, übrigens für einige tausend shilingi weniger. Während die drei schon im nächsten Ort, Nyankanazi waren, warteten wir noch in Benako auf den Bus, der auch pünktlich um halb 8 kam und uns mitnahm, Plätze gab es eigentlich keine mehr, aber irgendwie kommt man dann ja doch immer noch mit.

Mittags trafen wir dann die anderen 3 in Nyankanazi wieder. Naja, fast. Wir wussten dass sie auch da sind, wir warteten aber an 2 verschiedenen Plätzen auf den Bus nach Kigoma. So kam es, dass wir nach einem späten Frühstück in einen der beiden großen Busse nach Kigoma stiegen, die anderen 3 hatten 3 Minuten zuvor jedoch schon einen anderen Bus bestiegen.

Viele Leute standen schon als wir einstiegen, doch da wir nun mal wegen unserer Hautfarbe häufig eine Bevorzugung erfahren bekamen wir 2 Plätze auf dem Boden ganz vorne vor der Windschutzscheibe zugewiesen. Diese waren auch leidlich bequem, sieht man davon ab dass wir direkt über dem Motor saßen, dem ständig Kühlwasser nachgefüllt werden musste. Hätte der Bus allerdings einmal gebremst wären wir die ersten gewesen, die mit dem Kopf durch die Scheibe geflogen wären. Auf Hälfte der Strecke bekamen wir dann aber zum Glück richtige Plätze.

Nach einer eigentlich ereignislosen Fahrt auf bescheidenen Sandpisten mit bewaffneter Begleitung und Ausblick auf Polizeijeeps mit dicken Maschinengewehren erreichten wir am frühen Abend Kigoma, wo wir dann auch die drei Bukobareisenden wieder trafen.

Dass am Vortag auf dieser Strecke ein Polizist während einer Schießerei mit bewaffneten Räubergruppen erschossen wurde, erfuhren wir zum Glück erst nachher. Und die unzähligen Flüchtlingslager für Flüchtlinge aus Burundi und dem Kongo habe ich leider verschlafen, sie sollen aber echt eindrucksvoll gewesen sein.

Montag, 16. Mai 2011

Erstens kommt es anders... Meine Reise Teil 2

Morgens ging es also in den Bus nach Benako, dem kleinen Grenzort auf tansanischer Seite der ruandischen Grenze. Nach 2 Stunden Fahrt ging es mit einer kleinen Autofähre ein Stück über den Victoriasee, bevor wir dann zum ersten Mal auf dieser Reise die asphaltierte Straße verließen und auf einer Sandpiste weiter fuhren. Da es aber nur wenige Schlaglöcher gab und wir recht weit vorne saßen, war das alles kein großes Problem. Ein anderes Problem schien uns aber bevor zu stehen, denn während eines Großteils der Strecke begleiteten uns zwei mit Maschinengewehren bewaffnete Männer – bis Heute weiß ich nicht ob es sich um private Sicherheitskräfte, oder um Polizisten handelte. Scheinbar hatte es in dieser Umgebung in letzter Zeit verstärkt Überfälle gegeben – Isabel war vor einigen Wochen im großen Bus kurz vor Mwanza überfallen worden, ihr ist aber zum Glück nichts passiert.

Mit einem mulmigen Gefühl ging es also weiter, vorbei an einem Laster, der sich auf der „Straße“ quer gestellt hatte, und den wir im Neigungswinkel von 30° umfuhren, da wir in den Straßengraben ausweichen mussten.

Überhaupt war diese Busfahrt anders als die vorherigen, wir hatten zwar unsere reservierten Sitzplätze, aber dennoch stiegen überall noch Menschen zu oder aus, so wie in einem Kleinbus. Es standen auch ganz viele Leute im Gang, normal ist das nicht für einen so großen Reisebus. Aber wie gesagt, es war ja eh keine normale Fahrt.

Irgendwann erreichten wir dann eine besser ausgebaute Piste, wo Chinesen eifrig dabei waren, Tansaniern zu erzählen, was sie machen sollten, vielleicht wird diese Strecke ja schon in wenigen Monaten asphaltiert sein. Kurz vor Benako erreichten wir dann auch wieder normale Straßen und gegen 2 Uhr kamen wir in dem kleinem Ort an.

Da wir möglichst schnell über die Grenze wollten um einigermaßen pünktlich in Kigali anzukommen, suchten wir uns ein Taxi und fuhren mit 8 Leuten (Im 5er Taxi, 4 Vorne, 4 Hinten) Richtung Grenze. Die Grenzbeamten machten uns keinerlei Probleme und als wir die Brücke über den Grenzfluss überquerten, der sich in einen etwa 5 Meter hohen Wasserfall stürzte wurden wir freundlich mit den Worten „Investment Yes, Corruption No!“ auf einem Schild begrüßt.

Nun also Ruanda! Die „Tausend Hügel“ sahen wir schon von der Grenze aus und es sah wirklich toll aus, alles sehr grün und fruchtbar. Unser Geld war sehr schnell umgetauscht, der Richtige Bus schnell gefunden und Ruckzuck waren wir auf dem Weg nach Kigali, der zentral gelegenen Hauptstadt, nicht nicht weiter als 3 Stunden von allen Grenzen Ruandas entfernt liegt - ein Land von der Größe Hessens.

Nicht der Rechtsverkehr verwunderte uns, auch andere Sachen waren erstaunlich viel anders als wir es aus Tansania kannten. Der Bus hatte einen Zeitplan und fuhr pünktlich ab, der Fahrer raste nicht sondern fuhr kontrolliert und ruhig, der Bus hatte nur so viele Passagiere wie Sitzplätze, an den Haltestellen wurde fast gar nichts zu Essen verkauft und wenn doch, dann in Papier- und nicht in Plastiktüten. Die Häuser am Straßenrand wirkten alle frisch verputzt, einige hatten sogar einen richtigen Vorgarten und Strohdächer gab es gar nicht – angeblich auf Grund eines Regierungsprogramms, das alle Häuser in Ruanda mit Wellblech bedecken will. Sieht ja auch irgendwie moderner aus. Denken zumindest die Ruander.

Nach einer interessanten dreistündigen Fahrt kamen wir bei Einbruch der Dunkelheit in Kigali an. Riesige breite Straßen, Straßenlaternen, Mülleimer, Sauberkeit – nicht zu vergleichen mit unserem Bild einer tansanischen Großstadt wie zum Beispiel Dar es Salaam. Dazu an jeder Straßenecke bewaffnete Polizisten, viele Pick-Ups mit Polizisten, breite Bürgersteige... es sah alles verdammt westlich aus.

Nach dem wir dank eines netten Mitreisenden, der Kiswahili sprach und nicht wie viele andere nur Kinyarwanda, einen Bankautomaten gefunden hatten, setzten wir uns auf zwei Motorräder, die uns zu dem Haus zweier deutscher Weltwärtsfreiwilliger brachten, deren Kontakt wir über Michi bekommen hatten.

Die beiden lebten in einer WG zusammen mit einem ihrer Chefs in einem recht großen Haus. Es gab einen Fernseher, auf dem die ganze Zeit entweder Nachrichtensendungen über den Tod von Osama bin Laden oder topaktuelle MTV Videos liefen, und ein westlich ausgestattetes Badezimmer. Das alles, zusammen mit den Gesprächsthemen eines der Freiwillige mit einer südafrikanischen Freundin („Well, you know, she ist cute, but not Hot! I don't think I'll go out with her“) ließen uns irgendwie das Gefühl bekommen, dass die beiden ein verdammt anderes Leben leben. Natürlich ging es jedes Wochenende auch in die Disko. Wir fühlten uns beide fremd, ich, der zusammen mit Anna ein doch sehr tansanisches Leben führe und Isi, die in ihrem kleinen sansibarischen Dorf ohne Strom lebt.

Aber nett war es natürlich trotzdem, und vor allem interessant.

Da die beiden Abends noch einen Termin hatten gingen wir ein paar Meter die Straße runter Abend essen. Boarh, war das lecker. Es gab ein genial leckeres Hühnchen mit unglaublich leckeren würzigen Kartoffelspalten. Ein ganz tolles Essen. Dazu der Blick von oben herab über die unzähligen Lichter Kigalis – ein sehr schöner Abend.

Nach dem Essen gab es dann noch interessante Unterhaltungen mit den beiden Freiwilligen, bevor es dann mal wieder viel zu spät ins Bett ging.

Freitag, 13. Mai 2011

Erstens kommt es anders... Meine Reise Teil 1

Wie sieht man in möglichst kurzer Zeit möglichst viel von Tansania? Man steigt einfach in einen Bus und schaut zu, wo er einen hinbringt. So oder ähnlich haben es Isi und ich gemacht kurz nach Ostern gemacht. Isi ist eine Freundin von mir, die auf Sansibar für die gleiche Entsendeorganisation wie ich ihr Weltwärtsjahr macht.

Der erste Bus, der uns Donnerstag nach der Arbeit ins etwa drei Stunden entfernte Mbeya brachte war noch geplant, auch eine Unterkunft hatten wir schon vorher gefunden, nämlich die Wohnung meiner Gastschwester Susi. Bei diesem Besuch sah ich dann auch zum ersten Mal meine Anfang April geborene Nichte Flora. Schade, für den Fall dass sie ein Junge geworden wäre hätte ich gute Chance gehabt, einen kleinen Jan als Neffen zu bekommen.

Isi und ich wurden wie schon bei meinem letzten Besuch bei ihr herzlich willkommen geheißen und sehr sehr lecker bekocht. Auch ihr Mann Holand war da und ich merkte, was für ein stolzer Vater er war.

Morgens mussten wir dann zum ersten (und sicherlich nicht zum letzten Mal) früh aufstehen, unser Bus, bei dem wir schon mehrere Tage zuvor unsere Tickets gekauft hatten, sollte um 6 Uhr losfahren, Reporting Time war 5:30. Dennoch standen wir erst kurz vor 6 an der Straße, weit weg vom Startort des Busses. Wir vertrauten Holand, der uns eine Stelle zeigte, wo der Bus auf jeden Fall vorbei fahren würde und auch gewiss halten würde. Wir waren schon ein bisschen aufgeregt, ob denn das auch wirklich stimmte, tat es aber und um kurz nach 6 saßen wir im Bus nach Dodoma, der Hauptstadt Tansanias. Von der wirklich eisigen Kälte Mbeyas (wir klapperten mit den Zähnen, kein Scherz) sollte es nun also nach Zentraltansania gehen, staubig, trocken und heiß.

Wenn ihr noch nie was von Dodoma gehört habt liegt das daran, dass es sich nur um eine möchtegern Hauptstadt handelt. Das eigentliche Zentrum des Landes liegt an der Küste in Dar es Salaam, da der Staatengründer Julius Nyerere aber eine zentralere Hauptstadt wünschte, die eine Vorzeige Muster Hauptstadt werden sollte, wurde Dodoma gegründet.

Das es nicht wirklich die Hauptstadt ist merkten wir schon bei der Fahrt. Dort machten wir nämlich einen mehrere hundert Kilometer langen Umweg über Morogoro, was fast bei Dar es Salaam liegt. Ähnlich wie bei Paris laufen nämlich alle guten Straßen über Dar es Salaam.

Die Stadt an sich, in der wir um 18:30 ankamen hatte ein wirklich komisches Flair, die Vorstädte waren schicke Reihenhäuser an asphaltierten laternenbeleuchteten Straßen, in der Innenstadt sah man breite Alleen, die lediglich von mehreren dicken Geländewagen irgendwelcher scheinbar überflüssiger Regierungsorganisationen bevölkert waren, abends um 9 Uhr sah man fast niemanden mehr auf der Straße und in kleinen Restaurants hingen Porträts von Ghadafi an der Decke (Die große Prachtmoschee wurde übrigends auch von ihm gesponsort).

In Dodoma trafen wir uns dann mit Christopher und Maike, zwei weiteren Freiwilligen. Außerdem trafen wir noch Marlene, eine Freundin von Christopher (davon hatten wir am Vortag erfahren) und Michi, einen Bekannten von Maike (Davon hatten wir Mittags erfahren). Zusammen übernachteten wir in einem netten Guesthouse mit kleinen aber sauberen Zimmern und gingen abends nach einem typischen tansanischen Essen (Reis) noch in eine Bar, ein Bier trinken.

Da Christopher bereits am Vortag in Dodoma angekommen war, hatte er uns auch Tickets für die nächste Bustour organisiert, die uns am nächsten Morgen wieder um 6 nach Mwanza an den Victoriasee führte. Dort erwartete uns Nachmittags um 3 bereits Till, unser Freiwilliger in Mwanza, der uns ein bisschen durch die Stadt führte. Im Gegensatz zu Dodoma war hier viel Leben auf der Straße und ich genoss den Trubel um mich herum. Kornelius, der andere Mwanzaner war mit Georg, unserem Arushafreiwilligen und seiner Freundin unterwegs in der Stadt. Tansania ist doch irgendwie klein.

Da es immer gut ist, möglichst früh Bustickets zu besorgen um nicht auf den schlechtesten Plätzen platz nehmen zu müssen, hatte uns Till bereits Tickets nach Kigoma besorgt. Dort wollten wir eigentlich auf die MV Liemba warten, ein altes deutsches Fährschiff, dass uns den Tanganikasee entlang nach Kasanga mitnehmen sollte. Doch die Warterei hätte eineinhalbwochen gedauert, das erfuhren wir leider erst in Mwanza. Also beschlossen wir, unsere Bustickets zurückzugeben und erst einmal einen Tag in Mwanza zu bleiben. Abends bei Till und Kornelius zu Hause gab es dann frisches Hühnchen und frische Kleider, bevor wir uns wiederum aufmachten in die Stadt, erst ein Bier trinken, dann in eine Touristendisko.

Der Abend wurde lang und anstrengend, aber es war toll zu Bongo Flava zu tanzen und irgendwie waren wir doch die einzigen Weißen, was ich eher angenehm fand.

Am nächsten Morgen war dann erst mal Ausschlafen angesagt. Mittags ging es mit der ganzen Gruppe (Georg und seine Freundin waren bereits morgens abgereist zurück nach Arusha) in die Stadt, shoppen. Außerdem mussten neue Pläne entwickelt werden, was wir denn nun tun sollten, nachdem das Schiff für uns nicht mehr in Frage kam.

Wir entschieden uns, dass Christopher, Maike und Marlene mit der Nachtfähre nach Bukoba an die kenianische Grenze fahren würden, Michi zurück nach Dar es Salaam fährt und Isi und ich uns auf die Reise nach Kigali, der Hauptstadt Ruandas machen würden. Alle außer Michi wollten sich dann 3 Tage später wieder in Kigoma treffen.

Nach einem ausführlichem Einkauf auf dem Markt und einem Bummel über einen großen Kleidermarkt kochten wir alle abends zusammen Reis mit Rattatouile und Obstsalat. Während sich die Drei Bukobareisenden abends von uns verabschiedeten schauten wir verbliebenden 5 noch einen Film bevor es in die Betten ging. Wieder war es spät geworden und wieder wollten wir morgens früh raus, um halb 5 klingelte der Wecker.