Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Donnerstag, 22. April 2010

Das Visum

Warum ist es eigentlich so wahnsinnig schwer ein Visum zu beantragen?
Wenn man in der EU aufgewachsen ist weiß man natürlich erst gar nicht was ein Visum überhaupt ist. Denn wenn man nach Frankreich fahren will, dann fährt man da einfach hin, an der Grenze steht zwar ein kleines Häuschen mit einem Wärter davor, doch angehalten wird man nie, geschweige denn, dass man seinen Pass vorzeigen müsste. Überhaupt Reisepass, wozu braucht man den, man hat doch seinen Personalausweis!

Das mag so innerhalb der Grenzen Europas sein, verlässt man sie jedoch, dann benötigt man ein Visum. Das ist dann ein Schein oder ein Aufkleber wo drauf steht wie lange man in dem Land bleiben darf.
Für meinen Aufenthalt in Tansania benötige ich natürlich ein Jahresvisum.
Doch da reicht es leider nicht, einfach einen Fragebogen auszufüllen und ihn an die Botschaft zu senden.
Nein, hier in Deutschland muss man erstmal einige Behördengänge erledigen. Zum Glück habe ich mittlerweile keine Schule mehr, denn die Behörden haben ja bekannterweise Nachmittags eigentlich nie auf.
Mein erster Gang führte mich also zum Bürgerbüro der Stadt Herford. Da geht man hin wenn man irgendetwas offizielles benötigt und sei es nur die Gassi-Geh-Genehmigung für seinen neuen Hund.
Ich war da um mir eine beglaubigte Kopie meines Reisepasses abzuholen. Beglaubigt deshalb, weil die Behörden in Tansania ja sonst meine eigene Kopie für nicht echt halten könnten. Das ist natürlich nicht für umsonst zu haben, 2 € hat mich der Spaß gekostet, nur damit jetzt auf der Rückseite der Kopie ein großer Blauer Stempel mit Unterschrift zu sehen ist.
Nach dem Bürgerbüro begab ich mich zur Sparkasse. Denn eine weitere Bedingung für die Einreise nach Tansania ist der nachweisliche Besitz von 1000 $. Also hin zur Sparkasse: "Hallo, ich benötige für einen Visumsantrag die schriftliche Bestätigung von Ihnen, dass ich im Besitz von 1000 $ bin. Auf Englisch" - "Oh, Englisch ist schlecht, das kann ich gar nicht. Aber ich schau mal wer ihre persönliche Kundenberaterin ist."
Leider war meine Kundenberaterin natürlich krank und deren Ersatz gerade in einem Kundengespräch, sodass ich auf nächste Woche Dienstag vertröstet wurde.
Dann benötige ich auch noch Passbilder. Na gut, denke ich mir, gehst du vielleicht vorher noch einmal zum Friseur, damit deine Ohren auf dem Foto auch zu erkennen sind und dann sollte das eigentlich kein Problem sein. Doch das Fotogeschäft, in dem ich sonst immer die Passfotos machen ließ stutze als ich ihm vorlas, ich bräuchte einen hellblauen Hintergrund. "Nee, hellblau haben wir hier nicht, nur weiß oder grau."
Also ab zu einem professionellen Fotostudio, um mir für teures Geld Passfotos mit hellblauen Hintergrund machen zu lassen.

Wie man sieht, alles in allem sehr schwierig und aufwendig. Und da fragt man sich manchmal, warum das ganze überhaupt? Freuen sich die Tansanier gar nicht wenn reiche Europäer zu ihnen kommen um ihre Devisen da zu lassen?
Aber vielleicht müsste die Frage eher andersherum lauten. Warum freuen wir Europäer uns eigentlich gar nicht darüber, wenn ein Tansanier uns besuchen will um mit seiner Lebensart unsere Kultur zu bereichern? Denn die Einreise eines Tansaniers in die EU ist sicherlich hundertmal beschwerlicher als andersherum...

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