Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Dienstag, 5. April 2011

Der Trank Gottes

Und auch hier nochmal der Hinweis: Dieser Artikel könnte gewisse afrikanische oder tansanische Vorurteile bekräftigen. Deshalb der Hinweis: Es ist nicht immer so und es ist nicht überall so. Und Wunderheilungen und Pilgerfahrten gibt es ja in Europa auch zu genüge...


Heute Morgen kam mein Kollege Ipyana mit einer Zeitung im Büro an: „Hier, das Neuste von Babu Loliondo.“

Babu Loliondo ist ein alter Mann (Babu) aus Loliondo in der Nähe von Arusha. Mittlerweile kennt ihn was jeder Tansanier denn er kann etwas, was selbst die Weißen nicht können: Aids heilen! Und nicht nur Aids. Mit ein und demselben Wundertrank heilt er nebenbei auch noch Krebs, Diabetis, Malaria... einfach alles. Denn es ist nicht einfach nur Medizin: Es ist göttliche Medizin. Er hatte nämlich einen Traum, angeblich schon zum dritten Mal, in dem ihm ein Engel erschienen ist, der ihm erzählt hat, wie er den Zaubertrank zubereiten soll. Sagenumwoben auch die „Tasse des Babus“, eine ganz normale Plastiktasse, die er in seinem Haus gefunden hat und deren Herkunft er sich nur durch Gott erklären kann.

Der Haken an der Medizin: Sie wirkt nur, wenn man an Gott glaubt und wenn man sie direkt vom Babu Loliondo bekommt. Da er aber alt ist und sehr sehr sehr viele Menschen diese Medizin haben wollen, bilden sich vor seinem Dorf lange Menschenschlangen. In diesen Schlangen sterben schwer kranke Menschen, weil sie lieber mehrere Tage auf eine Wundermedizin warten als ins nächste Krankenhaus zu fahren.

Wenn die Medizin nicht wirkt, dann hat man nicht genug an Gott geglaubt, aber eigentlich wirkt die Medizin immer, weiße Wissenschaftler können das nur nicht nachweisen weil sie ja nur dann wirkt, wenn man sie direkt und persönlich vom Babu bekommen hat.


Vielleicht hilft den Menschen alleine schon der Gedanke daran, dass diese Medizin hilft, dass sie gesund werden. Wer weiß wie lange, wie leicht nur für eine kurze Zeit, vielleicht für immer. Ich bin nicht der Meinung, dass weiße Wissenschaftler die einzigen sind, die irgendwann mal Aids heilen können. Aber profitieren tun von dieser Geschichte viele Leute, nur nicht die Kranken.

Die bezahlen zwar nur etwa 25 Cent für ihre Tasse, eine Reise nach Arusha aus Kyela kostet aber mittlerweile schon 225 Euro, und das ist verdammt viel Geld.


Ein weiterer guter Blogartikel hierzu: http://rapha-in-tz.blogspot.com/2011/04/ein-zaubertrank-fur-tansania.html

1 Kommentar:

  1. Hey interessanter Artikel, ich habe soeben in meiner Rundmail auch über Kikombe Kikombe geschrieben. Außer den Muslimen ist wirklich niemand hier in meiner Gegend, mit denen ich mich kritisch über dieses Thema austauschen kann denn wirklich auch die gebildetsten Menschen glauben an den Zaubertrank.

    Ich mache meinen Freiwilligendienst im nordwesten Tansanias zwischen Bukoba und der Grenze zu Ruanda und auch hier gibt es momentan nur dieses Thema. Letzte Woche war ich in Nairobi und am Grenzübergang nördlich von Musoma war es das selbe, teilweise wurde ich sogar beschimpft, dass ich über Gott lästern würde als ich sagte, dass das nur Schabanak sei.

    Schöne Grüße aus dem Norden in den Süden

    Malin Kleuker

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