Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Dienstag, 15. März 2011

Besuch aus Deutschland

Seit mittlerweile zwei Wochen ist hier in Kyela wirklich etwas los, denn ich treffe auf der Straße ständig Wazungu (Weiße). Das mag jetzt vielleicht komisch klingen, aber ein Weißer ist für mich mittlerweile wirklich eine Ausnahme geworden. Klar, ich sehe Jonas jeden Tag, aber das ist irgendwie etwas anderes. Und ich merke auch erst auf Fotos, wie sehr ich doch aus meinem Umfeld heraus steche, ich der alles überragende hagere Weiße. Eigentlich gibt es für mich hier in Kyela nur schwarze Leute.
Jedes Mal überrascht werde ich schon von den Albinos, die hier leben, und die natürlich noch mehr auffallen als bei uns in Deutschland. Ich habe aber auch mal gehört, dass Tansania das Land mit der höchsten Albinodichte ist.
Das alles führt also dazu, was ich immer kurz davor bin, laut „Mzungu“ zu rufen, wenn ich jemanden weißen sehe, auch wenn ich ja selber einer bin.
Doch nicht nur für mich, auch für die Kyelaner sind Weiße natürlich eine Attraktion. Es gibt einen älteren Weißen, der irgendwas mit dem Waisenhaus hier in Kyela zu tun hat, der aber nicht hier wohnt, dazu gab es 2 oder 3 Jahre lang eine kanadische Freiwillige, letztens ein ganzes Auto voll mit Weißen, zwei Engländer, die immer mal wieder auf der Straße in Kyela unterwegs sind und ab und zu mal einen Besucher bei unserem Radiosender Kyela FM oder bei den mit europäischen Mitteln geförderten Mitarbeitern von Techno Serve, einem Beraterunternehmen für Kakaobauern, die bis vor kurzem neben uns in dem Büro saßen und vor allem mit ihren brandneuen dicken Geländewagen, ihren Laptops und Blackbarrys und natürlich mit einem Beamer und einem mittlerweile kaputte (Hehe! Ein Hoch auf Solar) Generator für Aufsehen sorgen.
Außerdem gibt es noch sehr sehr selten Touristen auf dem Weg nach Matema, die eine Nacht in Kyela bleiben.
Und so wurden Jonas und ich eines Tages vor zwei Wochen aufgeregt von unseren Kollegen nach draußen gerufen, als zwei weiße Mädchen vorbei liefen.
Wie gesagt, Weiße trifft man hier nicht so oft, und deshalb schwang ich mich auf mein Fahrrad um die beiden einzuholen (Unter dem Gejohle meiner Kollegen) und sie ein wenig auszufragen.
Sie kamen dann auch noch sogar aus Deutschland (Eine, Isabelle, ist zwar Französin, spricht aber perfektes Deutsch) und studieren beide Medizin in Berlin. Nach Kyela verschlägt sie ein einmonatiges Praktikum im Krankenhaus hier.
Und da sie nun neben Jonas und mir die einzigen anderen Weißen in Kyela sind, haben wir natürlich auch gleich viel unternommen. Die tansanisch typische Einladung zu sich nach Hause zum Abendessen wurde noch gleich am ersten Tag ausgesprochen und auch eine kleine Stadt- und Marktführung durfte nicht fehlen. Dabei habe ich gemerkt, wie sehr ich mein Leben hier genieße. Denn erst wenn man anderen Leuten sein Leben hier zeigt, merkt man, was man hier alles für tolle Sachen hat und machen kann.
Außerdem konnten wir bei einem Diebstahl in ihrem Hotelzimmer vermitteln und übersetzen und haben ihnen natürlich auch gleich die besten Chipsi Mayai ganz Tansanias gezeigt.
Der Diebstahl ist mittlerweile aufgeklärt, der Dieb wurde mit Hilfe eines Art Schamanen überführt, der dem Täter einen Fluch androhte. Mittlerweile hat er das Geld erstattet und ist geflohen.
Die Gespräche mit ihnen machen wirklich viel Spaß und man sein Leben hier noch einmal besser reflektieren.
Außerdem merke ich, wie sehr ich mich schon in das tansanische Leben integriert habe, dass mir die Sonne nichts mehr anhaben kann, dass ich eine Kakerlake einfach übersehen kann, dass ich ganz natürlich erst ausführlich grüße bevor ich etwas einkaufe und dass ich auch sonst viele Sachen viel gelassener sehe.
Der Besuch zeigt mir aber auch, wie sehr ich mich auf den Besuch meiner Familie im Juni freue.

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