Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Samstag, 26. März 2011

Zeitungsartikel in der "NW" vom 26.03.11

KYELA/HERFORD
Solartechnik für Kyela
Wie der Weltwärts-Freiwillige Jan Kristen Prüßing in Tansania wirkt
VON JAN KRISTEN PRÜSSING

Solar-Präsentation

Kyela/Herford. Morgens 9 Uhr in Kyela, einer Kleinstadt von etwa 30.000 Einwohnern im äußersten Südwesten Tansanias. Die Sonne brennt bereits jetzt unerbittlich vom Himmel - unserer Solarpräsentation steht also nichts mehr im Weg.

Wir wollen den Menschen in der Umgebung von Kyela die Möglichkeit geben, aus Sonne Energie zu gewinnen. Wir, das sind mein Mitfreiwilliger Jonas Lage, mein Kollege Ipyana Mwangosi und ich, ein 20 Jahre alter Ex-Abiturient und aktueller Weltwärtsler aus Herford.

"Weltwärts", das ist der entwicklungspolitische Freiwilligendienst der Bundesregierung, der Jugendlichen die Chance gibt, ein Jahr lang in entwicklungspolitischen Projekten in sogenannten Entwicklungsländern zu arbeiten.

Mein Arbeitgeber dabei ist Tujijenge Microfinance, eine Mikrokreditbank, die sich auf die Vergabe von Mikrokrediten an Kleinbauern spezialisiert hat und der Jonas und ich jetzt helfen sollen, einen speziellen Mikrokredit für Solarsysteme zu vergeben.

Zu meinen Hauptaufgaben zählt Vorbereitung und Durchführung von Solarpräsentationen. Sie werden in der ländlichen Umgebung von Kyela abgehalten, zum Beispiel in Dörfern oder Schulen.

Bei so einer Präsentation stellt mein Kollege Mr. Mwangosi zuerst die Funktionsweise eines Solarsystems vor: Was macht ein Solarpanel? Wozu braucht man einen Charge Controller? Wo kommt nachts oder bei Regen die Energie her? Dann geht es um unseren speziellen Solarmikrokredit und die von uns angebotenen Solarsysteme.

Unsere Systeme reichen von einer kleinen Solarlampe mit integriertem Handyaufladegerät für 18 Euro bis hin zu einem großen 100-Watt-Fernseher-System für etwa 1.000 Euro. Gerade die kleine Solarlampe findet einen großen Absatz.

Sie deckt die beiden größten Bedürfnisse an elektrischer Energie ab - elektrisches Licht anstatt Kerzen und Petroleumlampen und eine eigene Möglichkeit zum Laden seines Handys - und ist durch einen zweimonatigen Mikrokredit mit monatlichen Raten von acht Euro auch für viele Mais- und Kakaobauern erschwinglich. Durch steigende Petroleumpreise und das Wegfallen der Kosten für das Laden von Handys lohnt sich der Kauf meist schon nach wenigen Monaten.

Wichtig bei meiner Arbeit sind mir vor allem zwei Dinge: Ich lege Wert darauf, im Hintergrund zu arbeiten. Auch wenn ich mittlerweile ausreichend gut Kiswahili spreche, liegt die Durchführung so einer Präsentation bei meinem Kollegen Mr. Ipyana: Solar soll keine Technik "von den Weißen" sein.

Außerdem werden nach dem Ende meines Freiwilligendienstes im August keine Nachfolger mehr kommen, deshalb muss die Arbeit zum großen Teil auf tansanischen Füßen stehen.

Meine Arbeit besteht aus der Vor- und Nachbereitung der Präsentationen, aus Marketing und ein wenig auch aus dem technischen Part.

Bis zu 40 Interessenten kommen bei den Präsentationen zusammen, in einer Schule hatten wir einmal sogar 400 Schüler und Lehrer als Zuhörer. Während der Veranstaltungen wird nichts verkauft, weil die Entscheidung meist noch mit der Familie abgesprochen wird. Wir schreiben dann Namen und Handynummern auf und die Interessenten kommen später zu uns ins Büro. Diesmal haben wir fünf kleine 5-Watt- und ein großes 100-Watt-System verkauft, ein 200-Watt-System ist in Planung.

Wichtig: Wir verschenken nichts. Die Menschen kaufen es, weil sie ihren Lebensstandart erhöhen wollen, sonst würden sie kein Geld dafür ausgeben. Jede verkaufte Lampe hilft einem Menschen ein bisschen, sein Leben zu verbessern. Ein schönes Gefühl.

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