Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Donnerstag, 3. März 2011

Die weite Reise des Kakaos...

Ipande, 25 km nordwestlich von Kyela: In einem kleinen Wald voll Kakao-Bäumen werden eine Hand voll Kakaofrüchte geerntet. Sie werden aufgeschlagen, die Kerne (Samen) werden entnommen und in der Sonne zum Trocknen ausgelegt. Nach ein bis zwei Tagen in der prallen Sonne kommen sie zusammen mit vielen anderen Kakaobohnen in einen großen weißen Sack, der zum Dorfplatz geschleppt wird.
Auf dem Dorfplatz kommt ein alter klappriger LKW an, der die gesammelten Bohnen des Dorfes auf seine Lagefläche packt.

Kyela: Die Kakaobohnen werden zur Geschäftstelle von „Biolands“ gebracht, dem zentralen Aufkäufer von Kakaobohnen in der Region.

Mbeya, 210 km nordwestlich von Kyela: Alle Bohnen aus der Region Mbeya werden hier gesammelt und mit wirklich großen LKWs auf die Reise nach Dar-es-Salaam geschickt.

Dar es Salaam, etwa 1000 km nordwestlich von Kyela: Die Kakaobohnen werden auf eines der großen Containerschiffe im Hafen verladen.

Irgendwo in Europa, 7000 km entfernt von Kyela: Die Kakaobohnen werden geröstet und verarbeitet.

Düsseldorf, immer noch weit entfernt von Kyela: In einer Firma werden abgepackte kleine Tüten mit Trinkschokolade hergestellt.

Herford, immer noch weit entfernt von Kyela: Mama kauft im Supermarkt eben jene Packung mit Trinkschokolade, packt sie in ein Päckchen und schickt sie mir, wobei der Weg über den Frankfurter und den Dubaier Flughafen bis nach Dar es Salaam reicht, wo dann das Päckchen einem Bus in Richtung Kyela mitgegeben wird.

Kyela: Viele Tage nach der Kakaoernte trinke ich Morgens im Büro genüsslich meinen heißen „tansanischen“ Kakao


PS: Mittlerweile haben wir Kakao, der aus Kenia kommt. An dem Problem der oft irrsinnig weiten Wege, die Produkte aus Tansania zurücklegen bevor sie wieder hier ankommen ändert das aber natürlich nichts.
Und fairer Weise muss ich auch dazu sagen, dass ich nicht weiß, ob tansanischer Kakao überhaupt Europa sieht, oder ob er, weil nur sehr vereinzelt angebaut, nicht wirklich nur hier in Ostafrika, zum Beispiel in Malawi oder Kenia, verarbeitet wird. Aber wenn es nicht Kakao ist, dann eben Tee, Kaffee, Sisal, Baumwolle oder Tabak. Das Problem bleibt bestehen.

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