Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Montag, 21. März 2011

Frauen in Kyela

Bei diesem Blog wusste ich bis zuletzt nicht ob ich ihn veröffentlichen soll, denn eigentlich ist das Thema viel zu vielschichtig, um es in ein paar Worten beschreiben zu können. Ich will es trotzdem einmal versuchen.

Lebt man in einem Haushalt hier in Kyela, in dem auch eine Frau lebt, dann gehört es zu den Aufgaben der Frau zu kochen und den Fußboden zu wischen. Hier in Kyela habe ich da noch keine Ausnahme gesehen. Und auch in ganz Tansania sieht man das bestimmt sehr häufig. Doch was sagt das über das Verhältnis Mann – Frau aus?
Es ist einfach eine Art ungeschriebenes Gesetz, dass ein Mann in einem Haushalt, in dem auch seine Frau, Tochter, Schwägerin, Nichte, Mutter oder sonst wer weibliches wohnt, nicht kocht.
Ist diese Frau sehr sehr sehr krank, dann kommt eine Nachbarin oder Freundin vorbei, um für den Mann zu kochen. Ist diese Frau hochschwanger ist das noch lange kein Grund, nicht zu kochen.
Doch bedeutet das, dass Frauen hier in Kyela (Ich möchte bewusst nicht von ganz Tansania sprechen) unterdrückt werden? Dass ihnen kein Respekt entgegengebracht wird? Dass sie weniger wert sind als Männer?

Ich glaube nämlich nicht.
Es gibt ohne Zweifel eine feste Rollenverteilung – doch das hat meiner Meinung nach nichts mit Unterdrückung oder Benachteiligung zu tun.

Typisch männliche Aufgaben hier in der Umgebung von Kylea sind: Fischen, geröstete Erdnüsse verkaufen, Motorrad/Auto fahren, Fußball gucken, im Büro arbeiten, Häuser bauen, Müllabfuhr, Rasen „mähen“.
Typische weibliche Aufgaben sind: Kochen, putzen, Früchte verkaufen, Frühstück zubereiten, sich um die Kinder kümmern, „Bastmatten“ flechten.

Auch die Haushaltskasse liegt zum Beispiel oft in fester Hand der Frau. Sie verwaltet das Geld und geht einkaufen. Will ihr Mann etwas kaufen, bekommt er dafür eine Art„Taschengeld“. Eine schönes Beispiel dazu aus der Familie meiner Schwester Susie: Susie ist im Moment hochschwanger und geht im Moment nicht mehr einkaufen. Also hat sie ihren Mann losgeschickt. Der bekam dann einen festen Betrag in die Hand und den Auftrag für 500 Schilling Möhren und für 200 Schilling Paprika zu kaufen. Fertig. Als der Mann irgend was zum Techniker bringen musste, musste er erst vorher zu Susie gehen um von ihr dann Geld zu bekommen.

Oft ist also die Frau das Familienoberhaupt. Auch ich wohne im Haus von Mama Jimmy, nicht in dem von ihrem Mann Mzee Jimmy. Frauen werden alleine schon deshalb respektiert, weil ein Mann ohne sie nur schwer leben kann. Die Junggesellen unter meinen Kollegen kochen zwar selbst zu Hause, sobald sie aber heiraten werden sie sicherlich nicht mehr am Herd hocken.
Bei der Hochzeit bekommt auch die Frau Geld von der Familie des Ehemanns, nicht anders herum.

Was aber bleibt: Gibt es ein traditionelles Fest wie eine Beerdigung oder das der Vorbereitung der „Send-Off“ Party von Susie (Bei meinen Gasteltern zu Hause) sitzen die Männer und Jungen auf Stühlen, die Frauen und Mädchen auf Bastmatten auf dem Boden. Außerdem bekommen die Männer Fleisch als Beilage, die Frauen nur Gemüse. Doch das ist bis her die einzige Situation wo ich von einer Art „Benachteiligung“ von Frauen reden würde, denn Fleisch ist zum Beispiel eindeutig ein Zeichen von Wohlstand. Auch das Sitzen auf einem Stuhl wird hier als „besser“ angesehen. Auf den eigentlichen „Send-Off“ Partys war es dann aber wieder anders, dort saßen alle auf Stühlen und haben alle Fleisch bekommen.

Ganz sicherlich ein schwieriges Thema. Denn natürlich wird den Frauen irgendwie schon ein wirtschaftlicher Aufstieg verwehrt, indem sie auf geschäftlicher Ebene nicht über einen Obststand oder ein kleines Restaurant herauskommen. Ausnahmen bieten nur Frauen, die zu Hause keine Arbeit als Hausfrau haben. Und auch wenn sie gesellschaftliche durchaus gleichberechtigt sind, bekleiden sie zum Beispiel in der Politik keinerlei Führungsposition und das Parlament muss mit „Quotenfrauen“ aufgefüllt werden.

Ein schwieriges Thema, gerade um darüber in einem Blog zu schreiben.
Doch nach 7 Monaten hier in Kyela habe ich nicht den Eindruck, dass es gesellschaftliche Hirarchien gibt: Oben Mann, unten Frau. Das auf keinen Fall. Dann schon eher: Oben Alter, unten Jugend.

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