Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Sonntag, 3. Juli 2011

Familienurlaub

Heute kommen meine Eltern und mein Bruder wieder in Deutschland an und das bedeutet, dass unser Urlaub nun endgültig vorbei ist, auch wenn ich schon Mittwoch Abend wieder in Kyela war. Doch solange die drei noch auf Sansibar waren war ich natürlich immer noch involviert und versucht, ihre Reise auch vom fernen Kyela aus mit meinen erworbenen Kenntnissen der Sprache und des Landes zu unterstützen.

Wie eigentlich die ganze Zeit. Und deshalb war dieser Urlaub auch kein gewöhnlicher, nein, er war vielmehr die Gratwanderung zwischen Entspannen, Reiseleiter spielen, Probleme lösen, Alternativen suchen, Land und Leute erklären und zeigen, übersetzen und vielem mehr. Auch wenn dieser Urlaub etwas anstrengender war als gewöhnlich, bin ich unheimlich froh, dass ich ihn gemacht habe. Denn erst jetzt kann zumindest meine Familie wirklich verstehen wie es ist, hier zu leben, kann meine Berichte jetzt besser verstehen, weiß was ich hier erlebe und kann sich nun ein wirkliches eigenes Bild von Tansania (und wahrscheinlich auch Afrika) machen, auch wenn sie natürlich nur einen kleinen Teil Tansanias bereist haben (von Afrika ganz zu schweigen).

Jetzt wissen sie was es heißt, zu warten, haben gemerkt dass auch der beste Plan nicht hilft wenn die Autos nicht mitspielen, verstehen nun vielleicht dass es nicht böse gemeint ist wenn Tansanier einem nicht die Wahrheit ins Gesicht sagen und haben gemerkt, wie sehr sich Tansanier freuen, von Fremden ihre eigene Sprache zu hören. Das alles sind Erfahrungen, die unschätzbar sind und wegen denen ich hier bin. Zwar ist mir bewusst, das meine Familie in diesem Monat nur eine „Light“Version meiner ein Jahres Erfahrungen machen konnte, aber dennoch war es den teilweisen vielen Stress wert.

Unser Reiseleiter verließ uns schon am 2. Tag quasi unangekündigt und ließ uns den Rest der Reise mit unserem Fahrer und wechselnden Reiseleitern zurück, die aber alle nicht wirklich wussten was unser Plan war, sodass ich eigentlich die Person war, die alles planen musste, obwohl ich mir ja eigentlich vorher den Stress gemacht hatte, damit ich dann auf der Reise einmal Tourist sein kann.

Den Beginn unserer Reise erlebte ich ohne jedweden Mageninhalt, den ich in der Nacht zuvor gänzlich verloren hatte und weswegen ich auch Morgens noch meinen ersten Krankenhausaufenthalt hier in Tansania angetreten bin: Grund: Der plötzliche Wechsel von Reis und Ugali zu Burger, Filet und Co.

Das Auto was uns die ersten 10 Tage begleiten sollte hielt leider nicht das was es versprach sondern kam immer wieder etwa bei 60 kmh ins schlingern weil die Räder nicht ausgewuchtet waren. Die erste Fahrt fing gleich so verspätet an, dass wir die letzten 2,5 Stunden im Dunkeln auf einer Huckelpiste fahren mussten, die uns alle den Schweiß ins Gesicht trieb.

Im Ruaha Nationalpark erhielten wir nicht den gewünschten offenen Wagen sondern mussten mit dem eigentlich eindeutig kaputten Wagen vorlieb nehmen, dem mit dem schlingern, wo man zwar das Dach öffnen konnte, dafür aber in der prallen Sonne stand um die Zebras zu beobachten.

Der Höhepunkt bildeter der letzte Tag unserer Reise nach Kyela, bei dem erst unser Wagen komplett den Geist auf gab, wir auf einen anderen Wagen warten mussten, dann mit einer abenteuerlichen Abschleppseilkonstruktion und einem noch viel abenteuerlicherem Tempo abgeschleppt wurden bis dem vorderen Wagen der Sprit ausging. Der wurde dann mit dem letzten Sprit des kaputten Wagens nochmal neu aufgefüllt und er konnte uns immerhin bis nach Iringa bringen, wo bereits ein neues Auto bereit stand, was leider nach 3 Minuten den Geist aufging. Zuversichtlich bestiegen wir das vierte Auto des Tagen, dem allerdings nach 20 Minuten der Kühlwasserbehälter explodierte. So viel Pech auf einmal hat man selten. So kamen wir an dem Tag nur die 100 Km bis nach Mafinga und nicht die geplanten 500 bis nach Kyela.

Die Verspätung sorgte dann auch dafür, dass wir die geplante Fährfahrt auf dem Nyassasee verpassten. Bei der nächsten Autofahrt, diesmal im Kleinbus lief leider ein Fischeimer, der neben unserem Gepäck stand aus, sodass wir angekommen in Mbeya erst einmal unsere gesamten Klamotten waschen durften. Die Zugfahrt nach Dar es Salaam sollte erst gar nicht statt finden, dann mit 6 Stunden Verspätung aus denen am Ende 12 wurden.

Von einem normalen Urlaub, bei dem alles wie geplant klappte kann man also nicht sprechen, dennoch war es ein wundervoller Urlaub.

Alle von uns ausgesuchten Unterkünfte waren wunderschön, malerisch in den verschiedenen tansanischen Landschaften gelegen, teilweise in den grünen Hügeln am Rande des Udzungwa Regenwalds, dann direkt am Ruahafluss gelegen mit Flusspferden vor der Haustür und vorbei laufenden Giraffen, Elefanten und Gazellen und am Schluss in den Bergen des Großen Ost-Afrikanischen Grabenbruchs in Kaffeeplantagen gelegen. Überall traumhafte Plätze mit nettem zuvorkommenden Personal, tollen Sonnenuntergängen und leckerem Essen.

Dazu 3 Tage zum Ausruhen und Verweilen in Matema am Nyassasee, eine wunderbare Wanderung in den Udzungwa Mountains mit Affen und einem riesigem Wasserfall, unglaublich viele Tiere im Ruaha Nationalpark, gekrönt von einem großen Rudel Löwen, eine interessante Kaffeeplantagentour in Mbeya, einer tollen Fahrt durch unberührte Landschaften mit dem Zug nach Dar es Salaam, den vielen Halten in kleinen Dörfern wo wir Wazungu in den Fenstern von vielen kleinen Kindern bestaunt wurden und schlussendlich für mich besonders wichtig der Besuch bei mir zu Hause in Kyela, bei meiner Arbeit, bei meinem Gastvater und bei meinen Gastgeschwistern in Mbeya.


Diesen Urlaub werde ich noch lange in Erinnerung behalten.

1 Kommentar:

  1. Hallo Jan,
    ich bin der Vater von Isabel, mit der du im Frühjahr die wunderbare Reise durch Malawi, Ruanda und Tansania unternommen hast.
    Es stimmt schon, mehr Pech während einer Reise kann man wohl kaum abbekommen als dies deine Familie erleben musste. Uns wird dabei wieder bewußt, wie geordnet unsere Reise durch Tansania zum Jahreswechsel ablief.
    Es freut mich um so mehr, dass dir die wunderbaren Landschafts- Tier- und Menschenimpressionen genauso haften geblieben sind. Diese werden sich sicher dauerhaft in dein Gedächtnis einbrennen. Für die restlichen Wochen in Kyela wünschen dir noch eine wunderschöne Zeit.
    Du hast eine sehr schöne Homepage, die richtig zum stöbern einlädt - Gratulation

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