Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Donnerstag, 26. Mai 2011

Ein Abend in Itunge

Meine Gasteltern wohnen in einem großen Haus in Itunge, etwa 20 Minuten mit dem Fahrrad vom Stadtzentrum entfernt.Das Haus hat einen großen Innenhof, von dem unzählige Zimmer und Kammern abgehen, die normalerweise leer stehen. Ich habe zwar viele Gastgeschwister (Ich glaube ich kenne 7) aber die sind alle schon ausgezogen. Neben meinen Gasteltern wohnen in dem Haus zur Zeit mein Quasi Gastbruder Dunia, der aber eigentlich so eine Art Enkel zweiten Grades meiner Eltern ist, James und Anton, Söhne von meinem Gastbruder und Fredi, Sohn meiner ältesten Gastschwester.

Da im Moment auch noch drei meiner Gastschwestern mit ihren jeweiligen Kindern da sind, zwei von ihnen noch Säuglinge, herrschte gestern im Haus ein großes Treiben.

Meine Gasteltern sitzen im Wohnzimmer auf dem Sofa, gerade wurde der Fernseher angemacht und jetzt schaut man Nachrichten. Eine Nachbarin ist noch da, unterhält sich mit den beiden und ist überrascht, als sie mich Kiswahili sprechen hört.

Vor dem Haus sind ein paar Stühle aufgebaut um die die kleinen Kinder laufen und spielen, auf den Stühlen sitzt James, ganz der stolze Onkel seine Nichte Mercy halten, und eine meiner Gastschwestern mit dem Kind der andere Gastschwester. Auch ich darf mal eines der Kinder halten. Als die beiden Kleinen zu schreien anfangen werden sie zu ihren Müttern gebracht, die gerade am Kochen sind. Auf kleinen Hockern hockend kochen sie über Holzkohle Reis mit Soße. Eine war eben auch noch mit dem Auswaschen der Kinderwindeln beschäftigt. Anton, mein anderer Gastneffe wird derweil von meinem Gastvater hin und her geschickt, mal muss er neues Wasser aus dem Brunnen holen, dann die Kühe vor dem Haus versorgen, dann Töpfe fürs Kochen abwaschen. Langsam wird es auch Zeit für die allabendliche Wäsche, Fredi, eben noch draußen am herumwuseln wird nun in einen kleinen Waschzuber gesteckt und gewaschen, zuerst als Schocktherapie mit kaltem Wasser, dann mit warmen Waschwasser. Er planscht ein bisschen im Wasser bis er von meinem Gastbruder Dunia verscheucht wird und zu seiner Oma läuft, damit er neue Sachen zum Anziehen bekommt. Ganz stolz zeigt er das heute neu in der Vorschule gelernte: „Who one wants to cry everytime?“ - „No one!“.

Während des ganzen Trubels versucht sich Dunia auf sein Schulheft zu konzentrieren, er hat am kommende Tag eine Klausur in der Schule, deshalb lernt er noch ein bisschen. Irgendwann muss er aber meinem Gastvater helfen einen großen Sack Reis auf das Lastenfahrrad zu hieven. Selbst meine Hilfe wird gebraucht, denn der Sack ist bestimmt über 100 Kilo schwer.

Dann bringen wir den Sack zu der Schwester von meinem Gastvater, Dunia schiebt, Anton James und ich begleiten ihn.

Plötzlich ist alles still, der Trubel wird hinter uns gelassen und wir laufen durch eine ruhige sternenklare Nacht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen