Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Montag, 16. Mai 2011

Erstens kommt es anders... Meine Reise Teil 2

Morgens ging es also in den Bus nach Benako, dem kleinen Grenzort auf tansanischer Seite der ruandischen Grenze. Nach 2 Stunden Fahrt ging es mit einer kleinen Autofähre ein Stück über den Victoriasee, bevor wir dann zum ersten Mal auf dieser Reise die asphaltierte Straße verließen und auf einer Sandpiste weiter fuhren. Da es aber nur wenige Schlaglöcher gab und wir recht weit vorne saßen, war das alles kein großes Problem. Ein anderes Problem schien uns aber bevor zu stehen, denn während eines Großteils der Strecke begleiteten uns zwei mit Maschinengewehren bewaffnete Männer – bis Heute weiß ich nicht ob es sich um private Sicherheitskräfte, oder um Polizisten handelte. Scheinbar hatte es in dieser Umgebung in letzter Zeit verstärkt Überfälle gegeben – Isabel war vor einigen Wochen im großen Bus kurz vor Mwanza überfallen worden, ihr ist aber zum Glück nichts passiert.

Mit einem mulmigen Gefühl ging es also weiter, vorbei an einem Laster, der sich auf der „Straße“ quer gestellt hatte, und den wir im Neigungswinkel von 30° umfuhren, da wir in den Straßengraben ausweichen mussten.

Überhaupt war diese Busfahrt anders als die vorherigen, wir hatten zwar unsere reservierten Sitzplätze, aber dennoch stiegen überall noch Menschen zu oder aus, so wie in einem Kleinbus. Es standen auch ganz viele Leute im Gang, normal ist das nicht für einen so großen Reisebus. Aber wie gesagt, es war ja eh keine normale Fahrt.

Irgendwann erreichten wir dann eine besser ausgebaute Piste, wo Chinesen eifrig dabei waren, Tansaniern zu erzählen, was sie machen sollten, vielleicht wird diese Strecke ja schon in wenigen Monaten asphaltiert sein. Kurz vor Benako erreichten wir dann auch wieder normale Straßen und gegen 2 Uhr kamen wir in dem kleinem Ort an.

Da wir möglichst schnell über die Grenze wollten um einigermaßen pünktlich in Kigali anzukommen, suchten wir uns ein Taxi und fuhren mit 8 Leuten (Im 5er Taxi, 4 Vorne, 4 Hinten) Richtung Grenze. Die Grenzbeamten machten uns keinerlei Probleme und als wir die Brücke über den Grenzfluss überquerten, der sich in einen etwa 5 Meter hohen Wasserfall stürzte wurden wir freundlich mit den Worten „Investment Yes, Corruption No!“ auf einem Schild begrüßt.

Nun also Ruanda! Die „Tausend Hügel“ sahen wir schon von der Grenze aus und es sah wirklich toll aus, alles sehr grün und fruchtbar. Unser Geld war sehr schnell umgetauscht, der Richtige Bus schnell gefunden und Ruckzuck waren wir auf dem Weg nach Kigali, der zentral gelegenen Hauptstadt, nicht nicht weiter als 3 Stunden von allen Grenzen Ruandas entfernt liegt - ein Land von der Größe Hessens.

Nicht der Rechtsverkehr verwunderte uns, auch andere Sachen waren erstaunlich viel anders als wir es aus Tansania kannten. Der Bus hatte einen Zeitplan und fuhr pünktlich ab, der Fahrer raste nicht sondern fuhr kontrolliert und ruhig, der Bus hatte nur so viele Passagiere wie Sitzplätze, an den Haltestellen wurde fast gar nichts zu Essen verkauft und wenn doch, dann in Papier- und nicht in Plastiktüten. Die Häuser am Straßenrand wirkten alle frisch verputzt, einige hatten sogar einen richtigen Vorgarten und Strohdächer gab es gar nicht – angeblich auf Grund eines Regierungsprogramms, das alle Häuser in Ruanda mit Wellblech bedecken will. Sieht ja auch irgendwie moderner aus. Denken zumindest die Ruander.

Nach einer interessanten dreistündigen Fahrt kamen wir bei Einbruch der Dunkelheit in Kigali an. Riesige breite Straßen, Straßenlaternen, Mülleimer, Sauberkeit – nicht zu vergleichen mit unserem Bild einer tansanischen Großstadt wie zum Beispiel Dar es Salaam. Dazu an jeder Straßenecke bewaffnete Polizisten, viele Pick-Ups mit Polizisten, breite Bürgersteige... es sah alles verdammt westlich aus.

Nach dem wir dank eines netten Mitreisenden, der Kiswahili sprach und nicht wie viele andere nur Kinyarwanda, einen Bankautomaten gefunden hatten, setzten wir uns auf zwei Motorräder, die uns zu dem Haus zweier deutscher Weltwärtsfreiwilliger brachten, deren Kontakt wir über Michi bekommen hatten.

Die beiden lebten in einer WG zusammen mit einem ihrer Chefs in einem recht großen Haus. Es gab einen Fernseher, auf dem die ganze Zeit entweder Nachrichtensendungen über den Tod von Osama bin Laden oder topaktuelle MTV Videos liefen, und ein westlich ausgestattetes Badezimmer. Das alles, zusammen mit den Gesprächsthemen eines der Freiwillige mit einer südafrikanischen Freundin („Well, you know, she ist cute, but not Hot! I don't think I'll go out with her“) ließen uns irgendwie das Gefühl bekommen, dass die beiden ein verdammt anderes Leben leben. Natürlich ging es jedes Wochenende auch in die Disko. Wir fühlten uns beide fremd, ich, der zusammen mit Anna ein doch sehr tansanisches Leben führe und Isi, die in ihrem kleinen sansibarischen Dorf ohne Strom lebt.

Aber nett war es natürlich trotzdem, und vor allem interessant.

Da die beiden Abends noch einen Termin hatten gingen wir ein paar Meter die Straße runter Abend essen. Boarh, war das lecker. Es gab ein genial leckeres Hühnchen mit unglaublich leckeren würzigen Kartoffelspalten. Ein ganz tolles Essen. Dazu der Blick von oben herab über die unzähligen Lichter Kigalis – ein sehr schöner Abend.

Nach dem Essen gab es dann noch interessante Unterhaltungen mit den beiden Freiwilligen, bevor es dann mal wieder viel zu spät ins Bett ging.

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