Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Mittwoch, 18. Mai 2011

Erstens kommt es anders... Meine Reise Teil 3

Den folgenden Vormittag über schauten wir uns Kigali an und genossen die uns gebotenen kulinarischen Genüsse: Rosinenschnecken mit echtem Zuckerguss und Kirschplunder. Fanden taten wir diese uns in Tansania nicht zugänglichen Raritäten in einem riesigem Einkaufszentrum, was auch deutsche Wurst anbot und eigentlich alles hatte was auch ein großes Einkaufszentrum in Deutschland anbieten würde. Also wieder ein sehr westliches Bild.

Da wir die Sicherheitsleute überreden konnten, 2 Stunden auf unser Gepäck aufzupassen, hatten wir nun die Möglichkeit, uns Kigali ein wenig anzuschauen und genüsslich an einem riesigem Verkehrskreisel unser Frühstück zu genießen. 2 Tage später erfuhren wir übrigens, dass es in Ruanda quasi verboten ist, auf der Straße zu essen (Echt wahr)... Vielleicht schauten uns die Leute deshalb so komisch an, wir dachten es wäre nur wegen unserer Hautfarbe.

Viel zu bieten hat Kigali als Stadt nicht, wir streiften ein wenig durch die Straßen und gingen in einige Geschäfte, aber was gefunden haben wir nicht. Einen Markt wie er in Tansania oft der Mittelpunkt einer jeden Stadt ist mit Straßenverkäufern, Obsthändlerinnen und allem möglichem Ramsch fanden wir nicht, vielleicht lag das aber auch daran, dass wir keinen Stadtplan hatten.

Am Ende der 2 Stunden gingen wir dann noch in eines der höheren Gebäude um ein wenig die Aussicht über die Stadt zu genießen. Kigali ist nämlich wie ganz Ruanda an mehreren Hügeln gelegen, und auch wenn man nicht die ganze Stadt überblicken konnte war es schön, die sich den Berg hinaufschraubenen Straßen zu sehen, an denen sich die Häuser aufreihten.

Mittags versorgten wir uns dann noch mit deutscher Wurst und Brötchen, die fast als Vollkornbrötchen durchgehen könnten, holten unser Gepäck und machten uns auf zum Bus in Richtung tansanischer Grenze.

Quasi im Niemandsland zwischen ruandischer und tansanischer Passkontrolle genossen wir dann unser „deutsches“ Mittagessen, wieder an der Straße.

Diese beiden halben Tage in Ruanda haben mich wirklich beeindruckt und mich mal wieder merken lassen, wie blöd und falsch es ist, von Afrika als einem Land zu reden. „Wie geht’s dir denn in Afrika?“ Höre ich dann doch immer mal wieder, doch wie soll von einem ganzen Kontinent berichten können?

Ruanda also ganz anders als Tansania: Klein, alles gut zu erreichen, Rechtsverkehr (Ich habe mich bis zum Schluss immer noch erschrocken, wenn uns im Bus ein Laster entgegen kam), saubere, breite Straßen, Vorgärten, keine „Hütten“ an der Straße, keine weiten Ebenen, dafür aber unzählige grüne Hügel... ich bin froh, dieses Land bereist zu haben.

Abends waren wir dann wieder in Benako, da, wo wir am Vortag schon mal durchgefahren waren.

Kaum angekommen bemerkten wir auch schon gleich die anderen 3 Wazungu im Ort, drei deutsche Ruandafreiwillige auf dem Weg nach Mwanza. Wir verstanden uns sehr gut und die drei waren froh über Kiswahiliübersetzer.

Die Häuser des Ortes reihten sich an der Hauptstraße, es gab mehrere kleine Restaurants und Läden, 2 kleine Guesthouses, viele dicke Laster, die dort halt machen mussten weil die Grenze schon geschlossen hatte und keinen Strom. Bis 10 lief der Generator im Guesthouse, danach war man auf Kerosinlampen angewiesen. Bis es aber dunkel wurde liefen Isi und ich noch einmal quer durch den Ort auf der Suche nach einer Massaidecke. Am Ende eilte uns schon die Nachricht voraus von den beiden Wazungu, die richtig toll Kiswahili sprechen können. Alle Leute freuten sich wirklich, scheinbar kommt ein Kiswahilisprechender Reisender nicht so oft in diesen Ort, und wir waren wieder einmal stolz darauf, wir gut wir doch schon Kiswahili sprechen können. So kamen wir mit vielen Leuten in interessante Gesprächen, zuletzt mit einer Gruppe Lasterfahrer aus Somalia, die stolz davon berichteten, dass die Räuber auf der Straße so viel Angst vor Somaliern hätten, dass sie gar nicht überfallen werden würden, dass wäre wie damals mit den Amerikanern in Mogadischu, „Die hätten auch nicht geglaubt, dass wir deren Helikopter vom Himmel holen konnten“. Abends wurde dann noch eine Ananas zusammen mit den Ruandafreiwilligen gegessen und da die drei von uns nun erfuhren, dass der Zug, den sie eigentlich aus Mwanza nehmen wollten gar nicht mehr fährt entschlossen sie sich kurzfristig, mit uns über Kigoma mit nach Mbeya zu kommen. Das Umtauschen der Bustickets war nicht so einfach, auch mit meinen Kiswahilikenntnissen konnte ich den Ticketverkäufer nicht überzeugen, der plötzlich ziemlich aggressiv wurde. Zum Glück war ich ja nicht alleine und Isabel konnte den werten Herrn beruhigen und kaufte dann auch gleich die Tickets für die drei nach Kigoma. Da wir uns aber schon dachten, dass die Preise nicht stimmen konnten und eher Touristenpreise waren entschlossen wir uns, am nächsten Tag einen Bus später zu nehmen und darauf zu hoffen, dass wir dort noch ein Ticket bekommen würden.

So kam es dann auch, übrigens für einige tausend shilingi weniger. Während die drei schon im nächsten Ort, Nyankanazi waren, warteten wir noch in Benako auf den Bus, der auch pünktlich um halb 8 kam und uns mitnahm, Plätze gab es eigentlich keine mehr, aber irgendwie kommt man dann ja doch immer noch mit.

Mittags trafen wir dann die anderen 3 in Nyankanazi wieder. Naja, fast. Wir wussten dass sie auch da sind, wir warteten aber an 2 verschiedenen Plätzen auf den Bus nach Kigoma. So kam es, dass wir nach einem späten Frühstück in einen der beiden großen Busse nach Kigoma stiegen, die anderen 3 hatten 3 Minuten zuvor jedoch schon einen anderen Bus bestiegen.

Viele Leute standen schon als wir einstiegen, doch da wir nun mal wegen unserer Hautfarbe häufig eine Bevorzugung erfahren bekamen wir 2 Plätze auf dem Boden ganz vorne vor der Windschutzscheibe zugewiesen. Diese waren auch leidlich bequem, sieht man davon ab dass wir direkt über dem Motor saßen, dem ständig Kühlwasser nachgefüllt werden musste. Hätte der Bus allerdings einmal gebremst wären wir die ersten gewesen, die mit dem Kopf durch die Scheibe geflogen wären. Auf Hälfte der Strecke bekamen wir dann aber zum Glück richtige Plätze.

Nach einer eigentlich ereignislosen Fahrt auf bescheidenen Sandpisten mit bewaffneter Begleitung und Ausblick auf Polizeijeeps mit dicken Maschinengewehren erreichten wir am frühen Abend Kigoma, wo wir dann auch die drei Bukobareisenden wieder trafen.

Dass am Vortag auf dieser Strecke ein Polizist während einer Schießerei mit bewaffneten Räubergruppen erschossen wurde, erfuhren wir zum Glück erst nachher. Und die unzähligen Flüchtlingslager für Flüchtlinge aus Burundi und dem Kongo habe ich leider verschlafen, sie sollen aber echt eindrucksvoll gewesen sein.

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