Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Dienstag, 24. Mai 2011

Erstens kommt es anders... Der Reise letzter Teil

Also konnten wir am nächsten Tag endlich ein wenig ausschlafen. Nach einem (natürlich) ausführlichem Frühstück warteten wir auf den Fahrer. Wegen des Anrufs am Vortag hatten machten wir uns ein wenig Sorgen, dass er nun gar nicht mehr aufkreuzte. Tat er auch nicht, auch nach mehrmaligem Anrufen nicht. Er wollte noch einmal über den Preis reden, wir meinten, er solle erst mal kommen, dann würden wir weiter sehen. Aber er kam nicht. Pech gehabt.

Aber: Aufgeben war nicht so unser Ding, auch in Aussicht auf gesparte 100.000 TSH, deshalb fragten wir einfach den nächstbesten Menschen am Straßenrand nach einem Fahrer für die Kalambofalls. Und wieder Bingo, auch er kannte jemanden, der ein Auto besaß und uns da hin bringen konnte.

Wieder für 100.000, diesmal eindeutig inklusive Sprit. Was will man mehr?

„Waren Sie denn schon mal bei den Wasserfällen?“ - „Ja, schon sehr häufig!“ - „Und kommen da viele Touristen hin?“ - „Ja, viele Touristen.“ - „Und mit ihrem Auto klappt das, wir brauchen keinen Geländewagen?“ - „Nein nein, das klappt alles schon!“

Und nach einer Stunde waren wir auch schon da, in Kalambo. Wir hatten uns schon gefragt, wie hier plötzlich 200 Meter hohe Wasserfälle sein sollten. Doch nun gut, der Fahrer wusste ja was er tat. Doch als wir dann vor der Kalambo Farm hielten, waren wir schon ein wenig verdutzt. „Hier kann man jetzt Kühe und Ziegen sehen, wir melden uns mal da vorne an.“ - „Wir wollen aber keine Ziegen sehen, wir wollen zu den Wasserfällen.“ - „Nee, Wasserfälle gibt es hier nicht... aber ihr habt doch Kalambo gesagt oder?“ - „Ja, Kalambo Falls

Es gab also wohl Verständigungsschwierigkeiten. Naja, was was heißt Verständigungsschwierigkeiten. Wir hatten uns deutlich genug ausgedrückt, doch der Tansanier meinte es besser zu wissen. Das ist gar nicht böse gemeint, aber das ist uns während der Reise häufiger passiert, dass Menschen uns helfen wollten und uns das gesagt haben, wo sie dachten, es würde uns am meisten helfen.

Haben wir also nach einem günstigen Guesthouse gefragt, dann wurde uns ein edles gezeigt, wir sind ja schließlich Wazungu, wollten wir zum Busbahnhof wurden wir an irgend eine Straße gestellt, an der der Bus vorbei fahren sollte, vielleicht weil es auf den Busbahnhöfen Diebe gibt und dieser Fahrer, der keine Ahnung von den Kalambo Falls hatte wollte uns nicht eingestehen, dass er keine Ahnung hatte sondern wollte uns so gut wie möglich helfen, in dem er uns auf die Kalambo Farm brachte.

Pech, nach einigem Nachfragen bekamen wir jedoch den richtigen Weg heraus, und nach einiger Diskussion mussten wir auch kein weiteres Geld bezahlen, obwohl wir nochmal kräftig nachtanken mussten. Aber unser Fehler war es ja nicht, das sah auch der Fahrer ein.

Nach einer langen Fahrt über holprige schmale Pisten („Das hier ist eine Abkürzung, die geht viel schneller und spart uns viel Zeit“ - „Würde es vielleicht besser sein, wir fahren auf der richtigen Straße schnell anstatt auf diesem Weg mit 10 km/h langzuschleichen?“) kamen wir irgendwann in einem kleinen Dorf ein, wo sich ein Tourguide zu uns gesellte, der sich bereits gedacht hatte, dass wir Weiße zu den Wasserfällen wollten. Mit dem Guide ging es dann noch 2 Dörfer weiter und der Weg wurde immer schlechter. Vielleicht währe ein Geländewagen doch besser als das Taxi gewesen.

Im letzten Dorf dann strömten die Kinder nur so auf uns zu, sowohl fasziniert wegen des Autos als auch wegen uns Weißen. Bisher hatte ich nie Probleme mit schreienden Kindern, diese aber waren wirklich aufdringlich und nervig. Ich fühlte mich unwohl im Auto von so vielen Kindern bedrängt zu werden und war froh als wir weiter fuhren. Eigentlich hätten wir uns vorher noch beim Dorfchef melden müssen, der war aber auf einer Beerdigung. Deshalb ging es nun direkt zu den Wasserfällen. Gerne wären Isi und ich ein wenig gewandert, doch der Guide meinte ständig: Boarh, das ist noch soo weit, das könnt ihr nicht zu Fuß gehen. Bis wir dann irgendwann quasi im fahren die Türen aufmachten um auszusteigen. Ab da waren es übrigens noch 10 Minuten. Wieder so ein Beispiel wo die Leute sich einfach nicht vorstellen konnten, dass wir wirklich in der Sonne zu Fuß gehen wollten und uns deshalb davon abrieten, um uns zu helfen.

Die Wasserfälle waren dann einfach wunderbar und der ganze Stress hatte sich gelohnt. Wirklich eine atemberaubende Szenerie. Die letzten paar Meter gingen wir an einem kleinen Fluss entlang, der ganz ruhig vor sich hin flusste um dann urplötzlich einfach so über eine Kante 200 Meter in die Tiefe zu fallen, ohne Vorankündigung. Eine riesige kahle Felswand stand plötzlich einfach so in der Landschaft und das Wasser fiel so tief, dass wir den Boden gar nicht sehen konnten. Unten sahen wir lediglich tausende Wassertropfen, die sich zu einem Regenbogen formten und wir staunten wirklich nicht schlecht über dieses Schauspiel.

Leider waren die Kinder bis zum Wasserfall neben uns hergelaufen und ich hätte diese Eindrücke lieber für mich alleine genossen. So stand immer jemand neben mir und ich konnte die ganze Schönheit gar nicht ganz überblicken. Der Fahrer drängte dann auch bald auf die Rückkehr, durch das Verfahren am Anfang hatten wir uns natürlich ordentlich verspätet und waren aus dem Zeitplan geraten.

Nach ein paar Fotos, die wir in beängstigender Nähe zum Abgrund machten, ging es dann auch schon leider wieder zurück. Kein gemütliches Picknick und leider auch kein Ausflug nach Sambia, dass auf der anderen Seite des Flusses lag.

Nachdem wir im Dorf dann doch noch den Dorfchef trafen um nachträglich eine Eintrittsgebühr zu bezahlen machten wir uns auf den Rückweg.

Da das Benzin fast alle war mussten wir noch einmal teuer im Dorf nach tanken, dazu hatten wir auf dem Weg eine Reifenpanne und dann fing es auch noch heftig an zu regnen. Und es kam wie es kommen musste, die Abkürzung verwnadelte sich plötzlich in einen Sturzbach, der Motor des Wagens streikte mehrmals und ging nicht mehr an weil irgendwas nass geworden war und als wir dann endlich dachten, das schlimmste wäre überstanden, steckten wir plötzlich mit 2 Reifen im Graben und standen steif, ohne vor und zurück. Es wurde dunkel und kein Dorf war in Sicht, zum Glück kamen aber Leute auf dem Weg vorbei, die uns halfen, das Auto wieder aus seiner misslichen Situation zu schieben. Und das bei Starkregen und Dunkelheit. Kurze Zeit dachten wir schon, wir kämen gar nicht mehr im Hotel an, als wir es dann aber doch irgendwie schafften, den Wagen wieder zu laufen zu bringen waren wir sehr froh.

Abends im Hotel ging es dann schnell unter die warme Dusche und dann ab ins Bett, das Restaurant hatte leider schon geschlossen.

Ein wirklich abenteuerlicher Ausflug.

Am nächsten Morgen fuhren wir dann gemütlich mit einem weiteren Sumrybus zurück nach Kyela. Keine weiteren Vorkommnisse und ab Tunduma, 2 Stunden vor Mbeya, gab es sogar wieder eine asphaltierte Straße.

Im Mbeya gingen wir dann, was auch sonst, frühstücken, auch hier erst wieder nach langen Herumfragen, weil alle uns in ein tolles Restaurant oder das teuerste Hotel in der Stadt führen wollten.

Nachmittags stiegen wir dann endlich in den letzten Bus nach Kyela.

Nach 10 Tagen Reise, davon 8 Tagen in einem mehr oder weniger bequemen Bus, vielen verschiedenen Guesthouses, Unmengen an Frühstücken, vielen viel zu kurzen Nächten, tollen Begegnungen, interessanten Erfahrungen, Grenzübertritten, Pizza, deutscher Wurst, langen Preisverhandlungen, Rosinenschnecken, viel unnützer jedoch gutgemeinter Hilfe, westlichen Eindrücken und einer wunderbaren Zeit und vielen tollen Gesprächen mit Isi war ich wieder zu Hause angekommen.

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