Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Mittwoch, 22. September 2010

Auf der Veranda

Ich sitze hier auf der Veranda und genieße gerade total das Leben hier. Es ist 5 Uhr Nachmittags und die Sonne ist nicht mehr ganz s stark. Trotzdem flüchte ich in den Schatten.
Direkt am Haus führt ein kleiner Weg vorbei. Die verschiedensten Leute kommen vorbei. Kinder mit einem Eis am Stil in der Hand, Schüler auf dem Weg nach Hause, ein Mädchen auf einem viel zu großen Fahrrad, Männer, die von der Arbeit nach Hause kommen.
Im Hintergrund höre ich beständig ein Radio auf voller Lautstrke. Gehört wird natürlich Kyela FM, der lokale Radiosender. Ansonsten ist es sehr ruhig, kein Straßenlärm, keine spielende Kinder. Ab und zu kräht ein Hahn, ei Huhn rennt gackernd davon, ein Schwein fängt an zu grunzen und eine Mutter ruft nach ihrem Kind.
Wenn ich von meinem Blatt aufschaue sehe ich auf der gegenüberliegenden Seite der Straße zwei Bretterverschläge für chweine und Kälber sowie eine kleine Bananenstaude mit noch grünen Bananen. Auch ein kleiner Mangobaum hebt sich vom blauen Himmel ab, allerdings wird er erst im Dezember Früchte tragen.
Die Straße ist staubig und voll mit Schlaglöchern. Die angrenzenden Wiesen werden mit jedem Tag trockener, geregnet hat es hier schon lange nicht mehr.
Mittlerweile kommen immer mehr Kinder auf mich zu und wollen mit mir spielen, alle mit staubiger und löchriger Kleidung, ihre Haut häufig aufgekratzt, ihre Bäuche teilweise aufgebläht.
Auf den T-shirts der Kinder schauen mich lächelnd Winny-Poo und seine Freunde an – wer weiß welches europäische oder amerikanische Kind dieses T-shirt schon getragen hat. Diese Kinder sind voller Lebensfreude, schnell fangen sie an zu der Musik, die die ganze Zeit aus dem Radio schallt zu tanzen. Auf ihren Gesichtern sehe ich en strahlendes Lächeln, ihre Angst vor den neuen Weißen in ihrer Nachbarschaft haben sie schon nach dem zweiten Tag abgelegt.
Laut rufen sie meinen Namen: Janni! Janni! Jan! Wenn ich aufblicke sind sie zufrieden und spielen wieder mit ihren Freunden auf der Straße. Manchmal haben sie auch einen Lumpenball dabei, andere Spielzeuge kennen sie hier nicht, Ersatz bieten Stöcker oder schlichtweg ihre Fantasie. So wird aus einer kaputten Musikkassette schonmal schnell ein Auto. Nich mehr lange und die Mücken erwachen. Spätestens dann ist es Zeit, sich etwas langes anzuziehen und sich mit Autan einzusprayen. Noch sind sie nicht so zahlreich, das wird sich in der Regenzeit bestimmt rasch ändern. Wieder kommen Menschen vorbei, einige stumm, einige grüßend. Jonas kommt vorbei und bringt mir ein Stück Zuckerrohr, klebrig süß aber sehr lecke. Ich lutsche es aus und schmeiße es über die Brüstung der Veranda auf die Straße, da, wo letzendlich all der Müll der anliegenden Häuser hinkommt. Die Müllabfuhr kommt erst mit dem großen Regen.

Ich sitze hier, sauge all dies in mir auf und merke: Hier fühl ich mich wohl!

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