Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Freitag, 3. September 2010

Fahrt nach Kyela

Morgens um Halb 5 klingelte unser Wecker, draußen war es noch dunkel und wir machten uns daran, unsere Sachen fertig einzupacken. Da wir bereits während der ersten Woche unser Gepäck vermehrt hatten war das gar nicht so einfach!
Um 5 verabschiedeten wir uns dann kurz von den anderen Freiwilligen sowie von unserer Seminarleiterin Hannah und dann ging es mit Simon Mkanya, unserem Chef im Taxi im Dunkeln zum Busbahnhof. Übrigends eine Sache, vor der uns die deutsche Botschaft noch einmal ausdrücklich gewarnt hatte – fahrt nie im Dunkeln in einem motorisierten Gefährt in Tansania – was angesichts der häufig fehlenden Beleuchtung und teilweise gefühlter fehlender Bremsanlage eigentlich gut zu verstehen ist.
Unser Taxi war jedoch vollständlig beleuchtet und die Fahrt dauerte auch nur 5 Minuten.
Danach stiegen wir dann in einen erstaunlich luxuriösen Reisebus ein. Ziemlich breit, relativ viel Beinfreiheit und obwohl die ein oder andere Rückenlehne nicht mehr verstellbar war gab es auch erstaunlich komfortable sitze. Die halfen einem allerdings nicht bei der Fahrweise. Obwohl in Tansania wie in England Linksverkehr herrscht, fuhr unser Bus eigentlich ständig rechts – auf der Überholspur. Und obwohl gerade in Ortschaften viele kleine Hügel auf der Straße zwecks Abbremsung vorhanden waren, störte das den Fahrer nicht.
Die Verpflegung im Bus erinnert ein bisschen an die eines Ryan-Air Flugs, trotzdem war man über den gereichten Muffin sowie das Wasser und die Soda sehr glücklich den richtige Pausen zum verweilen gab es nicht.
Dagegen gab es immer sehr interessante Zwischenhalte in verschiedenen kleinen Dörfern, wo man zwar nicht ausstieg, man aber sozusagen durch die Fenster durch zahlreiche Straßenhändler bedient wurde. Von kleinen Snacks wie Nüssen über Matunda (Früchte) wie Orangen und Bananen bis hin zu ganzen Sortimenten von Küchengeräten war dort alles zu haben.
Richtige Pausen gab es allerdings nur 3: 2 mal eine 3 minütige (wirklich!) kurze Pinkelpause, wo alle einmal ausstiegen, sich an die Straße oder in die Büsche stellten und dann wieder einstiegen, sowie eine etwa 10minütige Mittagspause wo man sich in aller Eile etwas Fast Food wie Pommes mit Hühnchen holen konnte, es aber im Bus verspeisen musste, da es schon wieder weiter ging.
Nichts zu spüren von tansanischer Gelassenheit, der Fahrplan musste penibel wie in Deutschland eingehalten werden.
Während der Fahrt konnte man sich entscheiden ob man entweder der reißerischen Fahrt des Busfahrers gespannt folgen sollte oder gelassen die Natur, die an einem vorbeizog genießen sollte. Problem bei letzterem konnte allerdings ein plötzlich herunterfallender Koffer aus dem Gepäcknetz sein, dessen Fallen man vielleicht zumindest hätte vorausahnen können.
Zwar war die Landschaft oftmals trostlos, viel Steppe, alles Braungrau, viele verbrannte Gebiete, keine Bäume, kein Wasser, einzelne verlassene Lehmhütten, viele Ruinen...
Dafür fuhren wir aber auch durch einen kleinen Nationalpark hindurch, in dem wir zwar nur kurz aber immerhin Giraffen, Zebras, Gnus, Antilopen und Affen bestaunen konnten.
Darüber hinaus bestaunten wir eine grandiose zerklüftete Felsenlandschaft, die sich kurz vor Iringa auftürmte.
Und je näher wir in Richtung Kyela kamen, desto freundlicher wurde die Landschaft. Viel Grün, Bäume, kleine Wälder, bestellte Felder, Bananenstauden, Ananasstauden, Kokosnusspalmen. Und nicht zuletzt die riesigen Tee- und Reisplantagen gefielen uns sehr.
Als wir jedoch gegen 8 Uhr endlich in Kyela ankamen, hatten wir gar nicht mehr das Auge für die Schönheit der Region. Wir waren nur froh, nachdem uns unsere Gasteltern abgeholt hatten, einen gedeckten Tisch sowie breite und bequeme Betten mit tollen Vierpunktmoskitonetzten vorzufinden.
Nach dem Essen ging es für uns dann nur noch schnell ins Bett, so ein Tag mit Nichtstun im Bus zu verbringen ist doch irgendwie anstrengend.

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