Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Freitag, 3. September 2010

Leben in Kyela

Klar, nach einer Woche bereits über das Leben in Kyela an sich zu schreiben ist vielleicht ein bisschen vermessen, aber zumindest mein Leben in der ersten Woche kann ich ja versuchen ein wenig zu beschreiben.
Mein Tag fängt an mit dem Sonnenaufgang: Zeitlich wie auch bildlich gemeint, denn wenn ich Morgens aus meinem Zimmer schaue, sehe ich als erstes die rote Sonne hinter den Kokosnusspalmen aufgehen. Wahrlich traumhaft.
Danach ziehe ich mich an und gehe ins Wohn/Esszimmer, wo bereits mein Frühstück auf mich wartet. Auf jedenfall Chai (Schwarztee), dazu dann nach Belieben Chapati (Teigfladen), Maandazi (Krapfenähnliche süße Brötchen) oder frittierte Reisbällchen.
Dazu gibt es für mich als „Beilage“ meine alltägliche Maleronetablette gegen Malaria, von der ich bis jetzt zum Glück noch keine Nebenwirkungen oder Ähnliches spüre.
Nach Kupiga Mswake (Zähneputzen) Geht es dann auf unseren Baiskeli (Fahrrädern) auf ins offisi (büro). Dort kommen wir meist mehr oder weniger pünktlich um 8 Uhr an, jedoch kommt unser Chef meist noch später. Sein Erscheinen lässt uns immern noch jedes Mal schmunzeln, da er mit Hemd, Krawatte und chiquen Schuhen auf einem stilvollen Piki Piki (Motorcross-Motorrad) mit dazu passendem weißen Bikerhelm zur Arbeit erscheint.
Damit ist er allerdings nicht der einzige, denn wer etwas auf sich hält, der kommt motorisiert zur Arbeit – allerdings trotzdem auf zwei Rädern.
Gari (Autos) hingegen findet man hier kaum, was wohl auch daran liegt, das außer der Bara Bara (Hauptstraße) und einer U-förmigen Straße, die den Soko (Markt) umschließt, keine andere geteerte Straße vorhanden ist.
Das trägt dazu bei, dass wir hier in Kyela, das uns übrigends auch schon als „Münster Tansanias“ vorgestellt wurde, allerhand lustige Dinge, die auf Fahrrädern transportiert werden, zu Gesicht bekommen.
Vorallem riesige Säcke voll mit Mchele (Reis), allerdings auch riesige Stapel an Viti (Stühle) oder gewagte andere Konstruktionen.
Das Fahrrad ist hier Transportmittel Nummer eins.
Das alles führt dazu, dass es hier angenehm ruhig ist und einen weder der allzugroße Verkehrslärm noch möglicher Gestank von Abgasen stört.
Doch trotz der fehlenden Autos muss man natürlich im Straßenverkehr aufpassen, denn scheinbar herrenlose n'gombe (Kühe) und unzählige flinke kuku (Hühner) haben deren Platz eingenommen. Dazu kommt der Linksverkehr, an den man sich gerade in der ersten Zeit gewöhnen muss.
Zurück zu meinem Alltag: Mittags um eins ist für mich im Moment schon Schluss, da ich eh noch nicht so viel im offisi zu tun habe.
Der Weg führt mich dann meist direkt zum Chipsi (Pommes) Stand von gegenüber.
Dort gibt es unglaublich leckere Chipsi mayai (Pommes mit Ei) die man am ehesten mit einem dicken Omlett mit fettigen Bratkartoffeln, Zwiebeln, Paprika und Pili Pili (Chili) vergleichen kann: Fettig aber sehr lecker. Dazu wird meist eine Soda (Cola oder ähnliches) serviert.
Danach habe ich dann meist noch einige Besorgungen auf dem Soko oder in einem Duka (kleinem Laden) zu machen.
Nachmittags komme ich dann wieder nach Hause, mit dem Fahrrad sind das etwa 5 bis 10 Minuten.
In dem Nyumba (Haus) habe ich ein eigenes recht großes Chumba (Zimmer) mit einem Meza (Tisch) zwei makabati (Regale) sowie einem breiten kitanda (Bett).
Neben mir sind immern eine Vielzahl verschiedenster Leute da. Natürlich mein Mitfreiwilliger Jonas, dann der Enkelsohn zweiten Grades unserer Gasteltern sowie deren jüngste Tochter.
Dazu kommen noch zwei Haushaltshilfen, die aber natürlich zur Familie gehören, eine die für uns kocht und eine für unsere Familie samt 2 Kindern. Darüber hinaus haben wir noch ständig Besuch von Freunden von Dunja, dem Enkelsohn. Auch andere Bekannte schauen mal vorbei, so dass man hier fast nie allein ist. Unsere Gasteltern hingegen wohnen nicht mit uns im Haus sondern kommen nur selten vorbei.
Dagegen habe wir ständig Besuch von einer Vielzahl von kleinen Nachbarskindern, die abwechselnd entweder wegen uns Freiwilligen oder wegen dem Fernseher im Haus vorbeikommen.
Auf dem Fernseher läuft allerdings kein Fernsehen sondern lediglich Musikvideos in voller Lautstärke, die ich nach gerade mal 7 Tagen auch schon fast auswendig kann.
Auch wenn es also im Haus meist sehr laut ist, hat man auf seinem Zimmer seine Ruhe, dort ist man für sich allein und kann in aller Ruhe lesen oder am Laptop arbeiten.
Sobald man allerdings auf die Veranda tritt kommen die Watoto (Kinder) von nebenan und wollen dass man kupiga picha (Ein Foto macht).
Die Sonne ist hier um 7 Uhr untergegangen, spätestens dann sollte man sich lange Klamotten angezogen und sich mit Mückenspray eingesprüht haben, als Schutz vor den Mibu (Moskitos).
Etwa um 8 gibt es dann unser Chakula cha jioni (Abendessen), Wali (Reis) mit verschiedenen Kreationen von leckerem Mboga mboga (Gemüse) oder eher zähem nyama (Fleisch).
Danach sitz man noch zusammen im Wohnzimmer und lauscht den Klängen aus dem Videorecorder, oder man zieht sich schon etwas früher auf sein Zimmer zurück.
So gegen 21:30 Uhr sagt man dann aber Usiku mwema (gute Nacht) oder lala salama (Schlaf gut) und begibt sich, beschützt vom chandarua (Moskitonetz) ins Bett.

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