Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Dienstag, 14. September 2010

Matema Beach oder das Warten auf den Bus

Matema Beach oder das Warten auf den Bus

Nachdem wir nun schon seit 2 Wochen mehr oder weniger hart am Arbeiten sind, dachten wir uns, ein bisschen Urlaub ist nicht schlecht.
Und da sowohl der Donnerstag als auch der Freitag in unserem Kalender als frei gekennzeichnet waren, wollten wir das lange Wochenende nutzen um einen Abstecher an den Malawisee, genauer gesagt nach Matema Beach zu machen.
Mittwoch kurz vor Schluss gingen wir also zu unserem Chef hin und wollten uns noch einmal versichern, dass auch wirklich frei war. Und wie es fast schon zu erwarten war - Auf dem Kalender des Chefs, also dem Arbeitgeberkalender, waren lediglich der Freitag und der Samstag als Feiertag gekennzeichnet.
Doch wie kann das sein? Von unserem Chef bekamen wir nur zu hören, dass das Muslimische Feiertage sein und dass diese sich nach dem Mond richten.
Nun gut, Ostern hat auch keinen festen wiederkehrenden Termin, richet sich also auch dem Mond, von daher war uns das schon bekannt, wie können aber Feiertage in zwei verschiedenen Kalendern an verschiedenen Tagen sein?
Und ja, die Kalender waren beide von 2010.
Naja, da aber natürlich das Wort des Chefs mehr zählte als irged ein Kalender, gingen wir also auch Donnerstag brav zur Arbeit und verschoben unsere Urlaubsplanung nach hinten.
Doch war jetzt der Freitag wirklich frei? Irgendwie blieb unser Chef da ein bisschen schwammig. Und da wir ihn am Donnerstag fast gar nicht zu Gesicht bekamen, riefen wir ihn Abends nochmal auf dem Handy an, um uns wieder zu vergesichern.
Doch auch diesmal hörten wir nichts klares, das könne er jetzt noch nicht sagen, er müsse erst schauen, ob der Mond zu sehen ist, wenn ja, dann haben wir frei, wenn nicht müssen wir zur Trotzdem arbeiten.
Und erwarteten wir gespannt den Anruf. Nebenbei versuchten wir auch draußen, den Mond zu finden, aber tatsächlich, wir bekamen ihn nicht zu Gesicht. Aber was ist das denn für ein Feiertag, der mal so, mal so ist? Immerhin ein gesetzlicher Feiertag, der aber scheinbar auf keinem festen Termin sitzt.
Naja, Ende der Geschichte war, dass uns unser Chef anrief und uns doch sagte, dass wir frei hätte, obwohl wir persönlich den Mond nicht gesehen hatten.
Nun konnte dem Urlaub also nichts mehr im Weg stehen. Wir hatten unsere Wecker etwas später eingestellt, damit wir zwar früh loskommen aber die Chance hatten, etwas länger zu schlafen, da klingelte um kurz nach 6 Jonas Handy. Es war unsere Ansprechpartnerin in Tasania, die uns netterweise mitteilte, dass heute frei ist und wir nicht zur Arbeit gehen müssen...
Nunja, nett gemeint, aber es kam etwas spät. Bzw. früh, denn einschlafen konnte er nun nicht mehr.

Mittlerweile haben wir uns ein wenig erkundigt: Es handelt sich um das Fest am Ende des Ramadan, welcher an Neumond anfängt und an Neumond endet.
Sieht man also den Mond wieder, ist das Fasten vorbei.
Und scheinbar ist nicht klar zu sagen, wann nun Neumond ist, je nach dem wo man sich gerade auf der Welt befindet.

Genug dazu, eigentlich wollte ich ja über die Reise nach Matema erzählen.
Die erste Etappe führte uns von Kyela nach Ipinda. Wie es der Zufall wollte trafen wir in dem Daladala zwei andere Deutsche, Lydia und Lisa, die vor 2 Jahren Freiwilligendienste in Matema geleistet hatten und nun auf einer Reise quer durchs Land waren.
Auch die beiden wollten nach Matema, und so freundete man sich schnell an und tauschte sich aus.
Immerhin die ersten Wazungu, die wir in Kyela getroffen haben.
Doch obwohl auf der Strecke von einer Dreiviertelstunde eigentlich genug Zeit zum Erzählen hätte sein sollen, kamen wir nicht dazu, da die Straße in einem unglaublich schlechten Zustand war.
Dazu noch das Dala, vielleicht für Teerstraßen aber bestimmt nicht für solche Buckelpisten geeignet - Es war eine wirklich unbequeme Fahrt, und wir haben uns unseren Kopf nicht nur einmal wegen Schlaglöchern gestoßen.
In Ipanda, einem kleinen Dorf, mussten wir dann umsteigen. Das erste Gefährt, dass uns zusagte, war ein Taxi. Eigentlich ja ein Luxus, allerdings nicht umbedingt, wenn man mit 9 (!!) Leuten darin sitzt. Und ja, es war ein ganz normales Taxi, wo man sich schon zu Dritt auf der Rückbank eng aneinanderdrücken muss.
Die Straße wurde allerdings etwas besser und der Fahrstil war auch um einiges ruhiger.
Und so kamen wir dann nach insgesamt 2 Stunden fahrt etwas durchgerüttelt in Matema an.
Matema an sich hat auch nicht viel zu bieten, 2 Bars, 3-4 Stände mit Gemüse, ein Funkmast, das wars.
Doch halt: Etwas hatte sich verändert - zumindest laut den beiden Ex-Freiwilligen. Denn Matema hatte seit etwa 6 Monaten Strom.
Doch trotz dem sah es nicht umbedingt hoch entwickelt aus.

Unsere Unterkunft, in der auch die beiden Mädchen wohnten war etwa eine Minute vom Dorfzentrum entfernt und war ein von Deutschen gegründetes Lutherisches Missionarszentrum - zumindest am Anfang. Mittlerweile hatte sich zu einer netten Hotelanlage entwickelt.
Unser 2Bettzimmer war nichts besonderes aber in Ordnung. Betten mit Moskitonetzen, sauber, Licht und die Toiletten nebenan waren auch recht sauber und hatten sogar fließend Wasser.
Doch unser Zimmer interessierte uns eigentlich gar nicht, schließlich waren wir zum Baden hergekommen.
Und das konnten wir dann auch sehr gut, denn der Strand war quasi direkt vor unserer Haustür.
Und was für ein Strand!
Feine Kiesel, Palmen und ein paar Bäume für ein wenig Schatten, ruhig gelegen, mit Aussicht auf die tiefgrünen Livingston-Mountains, die steil einige Meter entfernt in das Wasser des Malawisees fielen - einfach traumhaft!
Der perfekte Platz zum entspannen und ausruhen.
Viel mehr machten wir das Wochenende über dann auch nicht.
Abgesehen vom mittagessen im Dorf und dem Abendessen sowie Frühstück in der Hotelbar lagen wir am Strand, ließen uns die Sonne auf die Haut scheinen, lasen und gingen ab und zu baden.
Der See an sich war riesig, das andere Ufer konnte man nicht sehen und das Wasser war klar und angenehm kühl, nicht zu vergleichen mit den gefühlten 35 Grad des Indischen Ozeans.
Wir ließen es uns also gut gehen und am ersten Morgen haben wir uns sogar den Luxus von Marmelade zum Frühstück gegönnt.

Und all das für gerade einmal knapp 15 Euro - darin inbegriffen die Übernachtung für 2 Nächte, das Essen, die Busfahrt sowie das Bier abends in der Kneipe.

Der Abschied am Sonntagmittag diel uns dann auch gar nicht schwer, da wir wussten, dass wir wiederkommen würden.
Eigentlich hatten wir uns für die Rückfahrt nach Kyela eine Mitfahrgelegenheit bei einer Schweizer Familie organisiert, die fiel dann aber ins Wasser, weil der Fahrer keine 6 Leute in einem Auto für 4 Leute akzeptierte. Das spricht zwar für den Fahrer, allerdings war es natürlich blöd für uns, gerade weil wir ja die Hinfahrt mit 9 Leuten im 5ertaxi überstanden hatten.
Also hieß es also ab ins Dorfzentrum und warten - warten auf ein Auto richtung Kyela.
Doch das war gar nicht so einfach, immerhin war Sonntag, und regen Verkehr gab es in Matema nicht.
Nach einer halben Stunde fuhr dann aber ein Pick-Up nach Ipinda, bei dem wir mit mehreren alten Bibis (Omas) auf der Ladefläche Platz nehmen konnten.
Leider mussten wir aber schon nach einer halben Stunde wieder aussteigen. Warum genau wussten wir nicht, irgendwie fuhr das Auto nicht weiter und nun saßen wir also in einem Dorf fest, das noch mal kleiner als Matema war.
Doch was konnten wir anderes tun als warten?
Auch hier hatten wir glück, das nächste Gefährt kam wiederum nach etwa 30 Minuten.
Diesmal war es leider nicht so gemütlich wie noch der Pickup. Es handelte sich diesmal um einen Kleinlastwagen, wo man zwar auch auf der Ladefläche mitfuhr, man aber stehen musste. So drängten sich also etwa 50 Personen auf die nicht wirklich große Ladefläche, dazu noch etwa 10 Leute, die sich außen festhielten...
Auch das war ein Erlebnis, allerdings ein anstrengenderes.
Man verlor leider die Sicht für die vorbeiziehende Landschaft, die an sich wunderschön war und fast einem Urwald glich.
In Ipinda mussten wir dann ein weiteres Mal umsteigen, diesmal fast ohne Wartezeit und auch diesmal in einen Pick-Up.
Als wir dann nach 3,5 Stunden in Kyela ankamen, waren wir beide kaputt und sehr staubig aber auch glücklich, so eine Fahrt mit nicht ganz herkömmlichen Verkehrsmitteln hinter uns zu haben.

Das Wochenende an sich war also in jeder Hinsicht lohnenswert und können es gar nicht erwarten, bald wieder in das Dala richtung Matema zu steigen.

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