Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Dienstag, 28. September 2010

Feiern auf tansanisch

Heute möchte ich von einem besonderen Erlebnis berichten, einer großen tansanischen Feier.

Es begann alles Heute Morgen als wir zur Arbeit fuhren und den Platz vor dem Büro mit zwei großen Pavillonen vollgestellt sahen. Arbeiter waren emsig dabei, Stühle aufzustellen, Tische zu platzieren und die Pavillone in den Landesfarben Tansanias zu verkleiden.

Mit der Zeit kamen immer mehr Schaulustige um sich den entstehenden Festplatz anzuschauen, doch Jonas und ich mussten aber natürlich eigentlich arbeiten, und so schauten wir nur ab und zu mal aus dem Fenster.

Als dann jedoch die Musik anfing kamen immer mehr Neugierige und auch wir interessierten uns nun mehr für das Fest. Erst dachten wir noch, es handelte sich um eine politische Wahlkampfveranstaltung, immerhin ist am 31. Oktober Wahl, doch ein Kollege belehrte uns eines Besseren: Es handelte sich um eine große Party vom Radiosender Kyela FM, dessen Büro direkt über unserem lag.

Daher stammte wohl auch die professionelle Audioausstattung, denn die aufgebauten Boxen, gepaart mit lautem Bongo Flava, der tansanischen Variante des Hip Hop, ließen die Fenster und Türen unseres Büros erzittern.

Immer mehr Menschen strömten nun auf den Platz und langsam wurde auch unsere vormals gute Sicht aus unserem Bürofenster verstellt.

Denn die Leute drängten sich unter dem kleinen schattenspendenden Vorsprung vor unserer Tür. Schatten, das war das wichtigste was zählte, gute Aussicht auf den Mittelpunkt des Feldes, auf dem später noch was passieren sollte war eher zweitrangig.

Bis hierher war die Feier noch nicht unbedingt anders als jedes x-beliebige Straßenfest in Deutschland, doch nach einigen Minuten lauten Boxengedröns verstummten diese plötzlich und eine Tanzgruppe nach der anderen betrat von Trommlern begleitet die Tanzfläche.

Und ab da wurde es tansanisch. Afrikanische Rhytmen drangen bis in unser Büro und ließen auch uns „Wir-klaschen-preussisch-nur-auf-1-und-3“ Deutsche nicht kalt.

Die musikalische Zusamensetzung war denkbar einfach, eine große Basstrommel, begleitet von zwei kleineren Trommeln sowie einer Anzahl von flötenähnlichen Tröten, deren näselnder Klang von Trillerpfeifen unterstützt wurde – das wars.


Doch der Rhythmus, der dabei heraus kam war atemberaubend. Und wie sich die Tänzer dazu bewegten! Einige ließen sich vom Rhythmus total einvernehmen und tanzten schweißgebadet in einer Art Ekstase, in der Hand einen Stock, den sie um den Körper wirbelten, andere sprangen hüpfend durcheinander und sangen Lieder auf der hier üblichen Stammessprache Kinyakiusa und die Kinder liefen durcheinander oder stellten sich vor die Trommler und wirbelten mit ihren Hüften.

Ein wahrlich toller Anblick. Und der Rhythmus ebbte einfach nicht ab, immer kam ein neuer Rhythmus, neue Tänzer, die sich auf dem Feld bewegten und ständig die Seiten wechselten, damit auch alle etwas von ihnen sehen konnten.

Einfach ein buntes Treiben, wo man gar nicht anders konnte als sich im Takt der Musik zu bewegen.

Dennoch brauchten Jonas und ich nach der Arbeit eine Pause und so gingen wir nach dem Mittagessen erstmal nach Hause.

Mich zog es dann am späten Nachmittag allerdings noch einmal auf das Feld, diesmal war das Fest aber scheinbar an seinem offiziellen Teil angekommen, denn eine weiße Mittefünfzigerin hielt eine Rede auf Englisch. Die Tatsache, dass sie weiß war führte dann auch schnell zu der Frage ob ich mit ihr verwand sei. Überhaupt stach ich doch sehr aus der zuschauenden Menge heraus, da ich einfach einen Kopf größer als die meisten Anwesenden war und der einzige Weiße weit und breit war.

So kam ich schnell mit einigen Jugendlichen ins Gespräch, die mir die üblichen Fragen stellten. Was machst du hier inTansania? Du sprichst ja Kisuahili! Wie heißt du? Wo kommst du her? Du wohnst wirklich hier in Kyela? Wie sieht Deutschland aus? Gibt es da auch Berge wie der Kilimanjaro?

Als dann die Rede zu Ende war fing auch wieder die Musik an und ich genoss wiederum die afrikanischen Rhythmen, die über das Feld strahlten.

Da es dann aber leider auf die Dämmerung zu ging verabschiedete ich mich und fuhr wieder nach Hause.


Ein wirklich tolles Erlebnis, das mir die tansanische Kultur wiederum ein Stück näher gebracht hat.

Ein Aspekt, der sich aber schon nach gut einem Monat herauskristallisiert hat, ist der, dass Tansanier einfach mehr Rhythmus im Blut haben als wir Deutsche.

Und das gefällt mir sehr gut! Ich freue mich schon auf das nächste Fest mit Musik und Tanz.

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