Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Freitag, 21. Januar 2011

Dala fahren auf Sansibar

Ein richtiger Luxus an unserer Unterkunft auf Sansibar beim Haus von Said, dem Gastvater von Christopher, war der dazugehörige Bulli, den wir nach belieben benutzen durften um so flexibler zu sein.

Problem war nur: Der Bulli war ein 8sitzer, wir waren aber bis zu 14 Leute, von leider auch keiner einen internationalen Führerschein dabei hatte. Was wir hatten war ein Original Deutscher Führerschein von Basti und eine ausgeblichene Schwarz-Weiß Kopie von Lenny. Hätte uns die Polizei also angehalten, hätte es ganz schöne Probleme gegeben.

Denn klar, man hört ja immer wieder von korrupten Polizisten in Afrika, die gerade Weißen das Geld unter fadenscheinigen Begründungen förmlich aus der Tasche ziehen.

Warte mal, sollte man da sein Bild von Afrika nicht vielleicht doch mal ein bisschen überdenken? Zumal, ich bin hier ja in Tansania, sollte man da gleich auf ganz Afrika schließen? Würde man vom verhalten eines deutschen Polizisten gleich auf das Verhalten aller Polizisten in Europa schließen?


Übrigens ein Punkt, über den wir auf dem Seminar gesprochen haben: Wie berichte ich aus Tansania? Denn Verallgemeinerung (Die Afrikaner, Afrika) führen leicht zu verfälschten Bildern. Und ganz ehrlich, wer hätte nicht heimlich gedacht „Das hab ich doch schon immer gewusst“, bei meinem Kommentar eines vermeintlich korrupten Polizisten hier auf Sansibar?

Mit diesen Vorurteilen aufzuräumen ist meiner Ansicht nach nämlich auch Teil meiner Arbeit.


Denn obwohl wir bestimmt 10 mal von einer Polizeisperre angehalten wurden, mussten wir kein einziges Mal Schmiergeld zahlen.

Das lag bestimmt auch an unseren recht guten Kiswahili Kenntnissen. Doch es zeigte auch, dass die Polizisten dort nicht nur auf Geld aus waren. Denn das hätten sie ohne weiteres bekommen.

Gerade der fehlende internationale Führerschein wäre ja schon ein Grund gewesen, Geld zu fordern, doch wir konnten das immer mit einem freundlichen Gespräch klären.

Auch die Anzahl der Personen war gewiss ein Problem, zumal außen auf dem Auto auch noch drauf stand, dass das Auto nur für 8 Personen ausgelegt ist. Doch auch hier konnten wir mit dem Argument überzeugen, dass wir ja alles sitzen würden, keiner stehe und wir langsam fahren würden.

Schmiergeld floss also keins, man sollten bei tansanischen oder schlimmer, verallgemeinert afrikanischen Polizisten nicht immer nur an Korruption denken. Die gibt es hier, ohne Zweifel, aber eben nicht nur.


Ein Problem ist da eher ein ganz anderes, denn die Polizei hat ja auch in Tansania für Sicherheit im Straßenverkehr zu sorgen und der war bei einem so voll besetzten Auto mit Leuten im Fußraum und im Kofferraum nicht gewährleistet. Doch fehlende Sicherheit im Straßenverkehr ist meist (nicht immer!) traurige Realität im tansanischen Alltag. Nicht immer, aber einen Gurt findet man fast nie vor.

Unter diesen Voraussetzungen war es dann aber natürlich wiederum eine schöne Erfahrung, dass da bei Weißen nicht auf Strafe gepocht wurde sondern ebenso wie bei Tansaniern ein oder sogar beide Augen zugedrückt wurden. Obwohl es natürlich wünschenswert wäre, wenn gewissenhafte Kontrollen dazu führen würden, dass alle Menschen sicherer fahren.. Aber dazu fehlen hier oft einfach die Voraussetzungen, wie zum Beispiel Gurte in den Autos.


Vielleicht waren unsere Fahrten mit dem Bulli also nicht ganz überlegt, aber die Fahrer waren sich immer ihrer Verantwortung bewusst und fuhren bewusst defensiv.

Und trotzdem war es ein großer Spaß. Sei es die vielen Male, wo wir Dala Dala spielten und versuchten tansanische Fahrgäste ins Auto zu bekommen um sie dann kostenlos mitzunehmen (Einen haben wir sogar bekommen), die Geschichte als über Nacht der Bulli ein paar Meter nach vorne gerollt war und eine Mauer zerstört hatte und mein persönlicher Favorit: Basti als Fahrer, wie er dem Polizisten am Straßenrand erklärte, dass er Morgen ganz sicher vorbei kommen würde um seinen Führerschein nachzureichen : „Wir sind nämlich ein Schwimmteam und kommen jeden Tag hierher um unser Training hier am Strand zu machen“

Gut nur, dass wir am nächsten Morgen in aller Frühe die Insel in Richtung Dar-es-Salaam verlassen haben...

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