Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Samstag, 9. Oktober 2010

Der weiße Doktor

Heute Vormittag musste ich mal wieder einmal feststellen, dass ich in den Augen der Tansanier eine Art Alleskönner bin.
Bisher ist mir das zum Beispiel begegnet, als ich Kollegen bei Computerproblemen geholfen habe. Zwar habe ich keinerlei Ausbildung in diesem Bereich, aber durch den tägliche Umgang mit Programmen wie PowerPoint oder Word bin ich meinen Kollegen in mancher Hinsicht weit voraus und auch gerne Bereit, mein Wissen an sie weiter zu geben, zum Beispiel durch Einweisungen in den Umgang mit PowerPoint.
Problematisch wurde es heute allerdings, als ich plötzlich als angehender Medizinstudent gesehen wurde. Ich hatte Glück und es handelte sich bei der Verletzung des Jungen nur um eine Platzwunde am Kopf, die nicht stark blutete und die ich zusammen mit Jonas mit ein wenig Desinfektionsspray und einem großen Pflaster schnell behandeln konnte.
Aber es war erstaunlich, wie schnell doch der Weg zu den Weißen gesucht wurde. Ich hatte den Jungen noch nie gesehen, aber er muss wohl in meiner Nachbarschaft wohnen und so von Jonas und mir gehört haben.

Solange es sich um kleine Verletzungen handelt, bin ich natürlich gerne Bereit zu helfen, aber was ist, wenn plötzlich ein Kind mit einer wirklich schlimmen Verletzung ankommt, und von mir verlangt wird, zu helfen? Und ich mich dann zur Hilfe verpflichtet fühle und vielleicht sogar noch was falsch mache? Auch wenn mein Erster-Hilfe-Kurs noch nicht mal zwei Jahre zurück liegt und ich mit meinen von zu Hause mitgebrachten Medikamenten und Pflaster bestimmt besser eingerichtet bin als so manch ein Haushalt hier, traue ich mir das nicht zu.
Ich hoffe einfach, dass es soweit gar nicht erst kommen wird und wenn doch, dass dann der Weg zum Krankenhaus gesucht wird.

Aber es bleibt festzuhalten, dass man hier als Weißer ganz klar als jemand gesehen wird, der auf fast alles eine Antwort weiß, und ich hoffe einfach, dass ich diesen Erwartungen zumindest einigermaßen gerecht werden kann.
Oder vielleicht noch besser, dass ich die Menschen davon überzeugen kann, dass ein Weißer auch nicht auf alles eine Antwort kennt und dass das Bild vom Weißen, der klug und allwissend ist, nicht immer zutrifft.
Denn wenn die Tansanier jedes Mal bei Problemen auf die Hilfe durch die Weißen hoffen, „die es den Afrikanern ja schuldig sind, weil sie sie ausgebeutet haben (und immer noch tun?)“, dann wird sich dieses Land meiner Meinung nach nicht entwickeln können, wobei natürlich die offene Frage im Raum steht, was Entwicklung überhaupt ist. Überhaupt, gibt es zu diesem Thema viel zu viele offene Fragen, aber wenn ich meine Antwort darauf finde teile ich sie euch mit.

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