Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Dienstag, 19. Oktober 2010

Matema zum Zweiten



Da ich am vergangenen Wochenende wieder ein langes Wochenende hatte (Am Donnerstag hatte ich, am Freitag nahm ich mir frei) stand mal wieder ein Wochenende in Matema am Nyassasee an. Ich bemühe mich jetzt übrigens immer ganz korrekt Nyassasee zu sagen, denn letztens wurde ich auf meine Erwähnung des Malawisee hin gefragt, warum ich denn Malawisee sagen würde, der Kilimandscharo heiße ja auch nicht Mount Kenia nur weil sich vielleicht einige entfernte Ausläufer auf kenianischem Boden befinden.

Doch nicht nur wegen der guten Erfahrungen, die wir letztes Mal gemacht haben, entschieden wir uns für Matema, sondern auch weil seit Tagen im lokalen Radiosender Kyela FM nichts anderes mehr lief, als die Ankündigung für den Summerjam, eine große Strandparty in Matema. Außerdem hatte sich Besuch angekündigt: Basti und Raphael wollten uns aus Mafinga besuchen.


Also Gründe genug um am Freitag ins Dala Richtung Matema zu steigen. Wir hatten sogar Glück und fanden schnell ein äußerst bequemes Dala mit viel Beinfreiheit, was uns sogar in einer Tour ohne Zwischenhalt in Ipinda nach Matema brachte.

Angekommen gingen wir natürlich, nachdem wir unser Gepäck in ein Viererzimmer abgelegt hatten sofort an den Strand um das wieder einmal sonnige Wetter zu genießen. Dazu muss man sagen, dass die Jungs aus Mafinga bisher nur extreme kannten: Entweder bitterkalte Temperaturen in der Nacht (Mafinga liegt recht hoch) oder heiße Flammen, mit denen sie bei der Bekämpfung von Waldbränden zu tun hatten. Das Wetter war also perfekt und das Wasser vom See wieder einmal sehr klar, sodass wir ausgiebig baden konnten. Den Rest des Tages verbrachten wir mit schlafen, lesen und viel Doppelkopf spielen.

Am Samstag sah es dann ähnlich aus, wir schliefen aus (Ich habe zum ersten Mal seit etwa 3 Monaten bis kurz vor 10 geschlafen), haben am Strand gelegen, geschlafen und viel Karten gespielt (Kommentar eines ehemaligen deutschen Missionars, der zu Besuch war: Ihr seit also zum Kartenspielen hier). Außerdem haben wir mit allerhand Leuten gesprochen, vielen Deutschen aber auch Tansaniern.

Aber gerade die Konzentration von Wazun

gu ist in Matema schon recht auffällig. Es handelt sich bei Matema zwar wirklich nur um einen großen alten Baum mit ein paar Marktständen drum herum sowie unserem Hotel, aber es scheint für alle Touristen, die ihren Urlaub im Süden Tansanias machen, eine Top Adresse zu sein. Außerdem gibt es zwei weitere Freiwilligenstellen in Matema, die von zwei Deutschen besetzt sind, die wir beide auch schon kennen. Dazu trafen wir den eben schon genannten ehemaligen Missionar mit seinem Enkel sowie einige andere deutsche Familien, die aber scheinbar nicht in unserem Hotel wohnten.

Neben den Europäern waren aber auch erstaunlich viele Tansanier am Strand, besonders viele Jugendliche, die scheinbar einen Ausflug machten. Manche waren echt wohlhabend, weil einige von ihnen eine Digitalkamera hatten.

Mittlerweile kann ich mir auch vorstellen, wie sich

die ganzen Tansanier fühlen müssen, wenn sie von irgendwelchen reichen weißen Touristen unbedingt als Fotomotiv benutzt werden wollen. Die Jugendlichen kamen zu uns, setzten sich zu uns, taten so, als würden sie mit Karten spielen und schossen davon dann ein Foto. Oder sie setzten sich zu uns, als wir schliefen oder lasen, Hauptsache die Wazungu waren mit auf dem Foto. Echt eine lustige Erfahrung.

Mit der Zeit wurden es immer mehr Jugendliche und wir dachten uns schon, dass sie alle wegen des groß angekündigten Summerjam kamen. Langsam aber sicher sammelten sie sich auch alle an einer Stelle des Strandes, ein paar Meter von unserem Platz entfernt, doch da noch keine Musik zu hören war, schien die Party noch nicht begonnen zu haben. Klar, eine richtige Party beginnt ja auch erst Abends – dachten wir.

Also gingen wir so um 6, als die Dämmerung langsam anfing in Richtung der Feier. Doch anstatt mit der Menge von Jugendlichen zu strömen, kamen die uns eher entgegen. Viele hatten auch schon auf Lastwagen oder in Dalas Platz genommen und warteten auf ihre Rückfahrt. Und als wir dann an dem Platz der Party ankamen war dort auch wirklich nichts mehr los. Nur die unzähligen kleinen Plastiktüten, ehemals gefüllt mit Alkohol, jetzt leer auf dem Boden herum liegend, erinnerten noch an das Fest. Und natürlich die vielen betrunkenen Jugendlichen. Doch die Party war wirklich vorbei, abends um 6 war Schicht im Schacht und Musik schien es keine gegeben zu haben, die hätte wir nämlich hören müssen.

Und so hatten wir den eigentlichen Grund unserer Reise nach Matema also verpasst, was aber nicht schlimm war, denn auf ein großes Besäufnis am Strand hätten wir eh keine Lust gehabt, ich zum Beispiel habe mich vor allem auf die Musik gefreut.

Und so wurde es also ein eher ruhiger Abend mit unzähligen Doppelkopfrunden, einer Papaya , einer riesen Wassermelone und einem geruhsamen Ausklang am Strand mit dem Blick auf die Lampen der Fischer, die auch diese Nacht mit ihren kleinen Booten herausgefahren waren, ohne Schwimmwesten und ohne überhaupt schwimmen zu können.

Morgens erwartete uns dann noch ein wunderbarer Sonnenaufgang am Strand (Leider waren wir ein paar Minuten zu spät). Danach ging es dann aber schnell uns Dorf, denn Basti und Raphael wollten möglichst früh aufbrechen, um noch vor Anbruch der Dunkelheit Mafinga zu erreichen.

Um Halb Acht standen wir also mit einer Handvoll Maandazi am großen Baum in Matema und warteten auf ein Gefährt mit 4 Rädern.

Das ließ aber auf sich warten und so gönnten wir uns erstmal ein ausgiebiges Frühstück mit Maandazi. In unseren Planung wollten wir eigentlich spätestens um 8 los, aber auch um halb 9 und um 9 war kein Fahrzeug in Sicht. Aber Warten ist hier ja an sich kein Problem, und so flüchteten wir in den Schatten und starteten weitere Runden Doppelkopf. Als dann aber auch um halb 10 noch kein Auto bis auf einige dicke Geländewagen von weißen reichen Touris vorbeikam, die aber keinen Platz für uns hatten.

Also gingen wir ins Hotel zurück um zu fragen, wann denn ein nächster Bus zu erwarten sei und ob man nicht ein Taxi bestellen könnte.

Doch der Bus sollte erst wieder um 4 kommen und ein Taxi bräuchte auch 2 Stunden aus Kyela hierher und wäre ziemlich teuer. Also mussten wir doch weiter warten.

Um kurz nach 10 kam dann endlich ein Fahrzeug, allerdings kein Bus sondern ein LKW. Auf der Ladefläche waren Eimer voll mit kleinen Fischen, große Säcke voll mit Mais und leere Bierkisten zu finden. Und dazu natürlich etwa 30 Tansanier, denn Platz wurde natürlich nicht verschenkt. Dazu hingen an den Seiten des LKWs Fahrräder und ganze Betten. Natürlich die Ideale Mitfahrgelegenheit für uns. Wir liefen also hinter dem LKW her, brachten ihn zum halten und stiegen auf. Da aber die Ladefläche wirklich voll war versuchte ich quasi auf das Dach zu klettern. Ein Dach hatte der LKW zwar nicht, aber die Ladefläche war mit einigen Stangen überdacht, auf denen schon andere Fahrgäste saßen. Lange blieb ich allerdings nicht da oben, denn ich hatte irgendwie unterschätzt, das man da oben ganz schön schnell an die Äste der Bäume stoßen konnte. Nachdem ich also 2 Äste in voller Fahrt ins Gesicht bekommen hatte, weil ich mich einfach nicht früh genug geduckt hatte, nahm ich mit einem Platz auf der Ladefläche vorlieb, eingeklemmt zwischen 2 tansanischen Mamas.

Da ich aber ganz hinten stand, stand ich die ganze Fahrt über in einer großen Staubwolke, sodass ich froh war, wenigstens meine Augen mit meiner Sonnenbrille schützen zu können. Mein Gesicht hatte danach schon eher Ähnlichkeiten mit dem eines Tansaniers und im Mund hatte ich noch Stunden später Sand zwischen den Zähnen.

Nach etlichen Zwischenhalten, wo man ständig irgendwelche randvoll gefüllten Eimer mit Fischen weiterreichen musste konnte ich endlich in Ipinda dem nicht gerade angenehmen Gestank aus Fischen und Schweiß entfliehen.

Dennoch war diese Fahrt etwas ganz besonderes, sozusagen ein Paradebeispiel tansanischer Effizienz denn Platz gab es auf Laster wirklich nicht mehr.

Um halb 1 kamen wir dann ziemlich fertig und total staubig in Kyela an, wo dann Basti und Raphael sofort in den nächsten Bus einstiegen um das fast unmögliche noch zu schaffen, nämlich Abends noch in Mafinga anzukommen.

Während wir also längst unter der Dusche gestanden hatten, gegessen hatten und mittlerweile wohlig in unseren Betten schlummerten, kamen die Mafingaboys Nachts um 11 zu Hause an.

Ein wirklich tolles Wochenende mit zahlreichen tollen Erlebnissen, die ich so schnell nicht vergessen werde.

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