Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Samstag, 23. Oktober 2010

Pünktlich ist dann, wenn der Chef kommt

Wenn man an die tansanische Zeitvorstellung denkt, fallen einem meist so Vorurteile ein wie zum Beispiel: „Die nehmen es mit der Pünktlichkeit ja eh nicht so genau“, oder „Die sind meist froh, wenn man überhaupt kommt“.
Unser Chef ist aber überhaupt nicht so – zumindest möchte er uns dass immer sehr gerne vormachen.
Die ersten Tage versuchten wir natürlich immer pünktlich um 8 bei der Arbeit zu erscheinen, man versucht ja, einen guten Eindruck zu hinterlassen.
Doch schnell merkten wir, dass unsere Kollegen und unser Chef meist erst so um 10 Minuten nach Acht eintrudelten. Also gewöhnten wir uns auch an, immer erst um 8 loszufahren. Mal kamen wir dann erst um 10 Minuten nach Acht an, manchmal auch noch später doch recht häufig noch vor unserem Chef.
Einmal empfing er uns aber auch vor unserem Büro, hinter ihm standen unsere ganzen Kollegen, und wir mussten uns eine Standpauke anhören, von wegen es sei wichtig pünktlich zu kommen, und auch 12 Minuten nach Acht ginge gar nicht.
Also kamen wir die nächsten Tage wieder pünktlich um 2 Minuten vor 8, fast immer vor unserem Chef und auch häufig als eine der ersten überhaupt.
Doch in letzter Zeit ließ unsere Pünktlichkeit wieder etwas nach, was nicht zuletzt an einem Morgen lag, wo unser Chef, der den Schlüssel für das Büro hatte, als Letzter erst um 20 nach 8 kam und dann noch einmal umdrehen musste, um von zu Hause den Schlüssel zu holen.
Doch vergangenen Montag, als wir wieder mal um 10 Minuten nach 8 eintrudelten, wurden wir nun von unserem Chef zu einer Liste geführt, wo wir uns nun jeden Morgen eintragen müssen, wann wir zur Arbeit erschienen sind. Am Montag waren noch fast alle pünktlich, selbst unser Chef hatte es geschafft, um 5 Minuten vor da zu sein.
Doch schon am Dienstag waren wir um 2 Minuten vor 8 wieder fast die Ersten und unser Chef kam seinerseits erst um 5 Minuten nach Acht. Doch als es ans Eintragen ging, wollte er natürlich nicht wahrhaben, dass er zu spät war, denn er hatte ja die Schlüssel, und so sollte die Zeit erst zählen, wenn man im Büro angekommen ist, was also erst dann sein kann, wenn der Chef da ist.
Im Endeffekt blieb es aber doch bei der ersten Regelung und heute sah ich in dem Buch: Simon Mkanya, 8:01 Uhr. Und das stand sogar unter der „Deadline“ dem roten Strich, der die 8:00 Uhr Marke kennzeichnet.
Naja, pünktlich ist eben doch nicht immer dann, wenn der Chef kommt.

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