Im Februar 2010 habe ich mich entschlossen, nach meinem Abitur ein Jahr lang einen Weltwärtsdienst in Tansania abzuleisten. Unterstützt von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft werde ich dabei ein Jahr lang in Kyela, Südwest-Tansania verbringen und in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Mikrokredite mit dem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien arbeiten.
Viel Spaß beim lesen meiner Einträge!

Freitag, 26. November 2010

EIne Bilanz

Nachdem ich nun 100 Tage hier in Tansania bin halte ich es für den richtigen Zeitpunkt, ganz wie die Regierungskoalitionen, eine Zwischenilanz zu ziehen, die aber natürlich besser ausfallen wird, als die unserer derzeitigen Schwarz-Gelben Regierung.


  1. Sprache: „Um Kiswahili zu lernen braucht man etwa 3 Monate!“, so wurde es uns noch auf dem Sprachkurs erzählt, und bei mir traf diese Voraussage ziemlich genau zu. Seit meiner Ankunft hier in Kyela habe ich mich nur auf Kiswahili unterhalten, und das hat sich bezahlt gemacht. Wenn ich weiß oder erahnen kann, worum es geht verstehe ich sogar große Teile von fremden Gesprächen. Mit Freunden, Gastgeschwistern, Gasteltern, Kollegen, Nachbarn und Kunden kann ich mich schon gut unterhalten. Wenn ich ein Wort mal nicht verstehe, dann verstehe ich die Beschreibung auf Kiswahili und so werden auch mal interessantere Themen als das Wetter hier und in Deutschland behandelt.

    Außerdem kann ich Leute auf Kinakyusa, der Stammessprache hier, grüßen.

  2. Familie: In meiner Familie fühle ich mich wohl. Dabei übernehmen meine Gasteltern die Rolle der lieben Großeltern, die man am Wochenende besucht und die sich um einen kümmern wenn man krank ist, meine Haushälterin Anna ist meine Mama, die für mich kocht, wäscht, putzt und die vorallem immer da ist wenn man von der Arbeit kommt, die fragt wie es einem geht und was es so neues von der Arbeit gibt und meine Gastschwester Yasinta und mein Gastbruder Dunia sind die älteren Geschwister die sich um einen kümmern, die mit einem die Freizeit verbringen und mit denen man viel Spaß hat.

    Auch die anderen Familienmitglieder, die ich auf der Hochzeit von meiner ältesten Gastschwester kennen gelernt habe, sind alle nett und sympathisch.

    Das eindeutigste aber nicht unbedingt das beste Zeichen dafür. dass ich nicht mehr als Gast sondern als Familienmitglied angesehen werde, ist, dass ich nicht mehr bei jedem Besuch eine kühle Soda bekomme.

  3. Freunde: Mit meinen neuen Freunden, die ich hier kennen gelernt habe verstehe ich mich sehr gut, keine Selbstverständlichkeit. Wichtig ist mir bei meinen Freunden vor allem, dass sie mich nicht als reichen Europäer sehen, der einem ständig etwas ausgibt, sondern dass sie mich als gleichwertigen Freund ansehen.

    Einen großen Teil meiner Freizeit verbringe ich mit meinen Freunden, manchmal fahre ich einfach nur herum um zu schauen, wen man so Bekanntes trifft, manchmal unternehmen wir Touren an den Strand oder in die umliegenden Dörfer. Das tollste an diesen Touren ist, dass man ein Tansania kennen lernt, das man ohne die Hilfe von Freunden auf eigene Faust nie hätte kennen lernen können.

  4. Arbeit: Wenn man es negativ sehen will kann man sagen, ich habe auf meiner Arbeit noch gar nichts erreicht. Keine Solarpräsentationen organisiert, keinen Solarunterricht gegeben, keine Broschüren entworfen, keine Solarsysteme installiert.

    Sieht man es von einer anderen Seite kann man sagen, dass meine Arbeit bei TMF den Grundstein legt, die tansanische Kultur kennen zu lernen. Ich kann zwar nichts materielles wie zum Beispiel ein fertiges Solarsystem vorzeigen, dafür habe ich durch mein Vokabel lernen während der Arbeit die Chance bekommen, durch die Sprache einen guten Draht zu meiner Umgebung aufzubauen. Und das ist der erste Schritt zur Völkerverständigung.

    Darüber hinaus habe ich bereits mit dem Unterricht in Word und Excel begonnen sowie den Kontakt zu einer Firma aus Amerika aufgenommen, die Solarlampen verkauft und mit uns kooperieren will.

    Mit meinen Kollegen und mit meinem Chef verstehe ich mich hervorragend und es herrscht ein entspanntes Klima im Büro.

  5. Gesundheit: Bis auf eine Erkältung Anfang September und einen Besuch von ein paar Würmern in meinem Bauch Anfang November bin ich kerngesund. Ganz im Gegensatz zu Jonas, der sich im Moment gleichzeitig mit Typhus, Malaria und Würmern herumschlagen muss.


Alles in allem also ein sehr erfolgreicher Start in mein Jahr. Ich bin glücklich und bin mir sicher, dass es die richtige Entscheidung war, dieses Jahr in Angriff zu nehmen.

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